Weichering
Das Dilemma mit dem Bauland

In der Gemeinde Weichering gibt es seit Jahren keine neuen Flächen für Wohneigentum - Untätig ist die Kommune aber nicht

14.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:14 Uhr
Baugebiet in spe: Auf diesem Feld an der Neuburger Straße in Weichering sollen schon bald Wohnhäuser entstehen. Ende des Monats entscheidet der Gemeinderat darüber und über eine Fläche im Osten von Lichtenau ? die ersten Baugebiete seit gut drei Jahren. −Foto: Janda

Weichering (DK) Im Weicheringer Gemeindegebiet ist Bauland seit Jahren Mangelware. Ein Problem, das auf der Agenda im Rathaus ganz oben steht. Eine Besserung soll es zwar bald geben, doch eine Dauerlösung für die schwierige Suche nach Bauland ist das nicht.

Der Ärger über manche Äußerung aus der Bürgerversammlung sitzt noch immer tief bei Weicherings Bürgermeister. "Das war zum Teil nicht in Ordnung", sagt Thomas Mack zu den Vorwürfen, die einige Bürger bei dem Treffen vor knapp einem Monat vorgebracht haben. Von Ignoranz gegenüber den potenziellen Bauwerbern kann aus seiner Sicht keineswegs die Rede sein. "Für den Gemeinderat ist das Thema Nummer eins - das war schon vor der Bürgerversammlung so", betont Mack im Gespräch mit unserer Zeitung. Und: "Es ist daher ungerecht, wenn man so angegangen wird."

Gleichzeitig kündigt er noch für diesen Monat eine Entscheidung für neues Bauland in der Gemeinde an. Dabei geht es um eine Fläche an der Neuburger Straße am westlichen Rand der Kerngemeinde. Ein Areal, das exemplarisch für das Weicheringer Dilemma steht:Drei Grundstücke sind dort für ein neues Baugebiet vorgesehen, doch auf eines bekommt die Kommune keinen Zugriff - weil der Eigentümer nicht verkaufen will. "Wir weisen aber kein Bauland aus, wenn uns die Fläche nicht gehört", betont Mack einen Grundsatz, der in den Rathäusern der Region gang und gäbe ist. Aus diesem Grund muss der Gemeinderat nun in den sprichwörtlichen sauren Apfel beißen und das Baugebiet etwas kleiner dimensionieren. Statt rund 24 Parzellen würden es wohl noch 14 Stück werden. Eine Verkleinerung, die Mack gerne umgehen würde. "In der nächsten Sitzung muss aber eine Entscheidung her", erklärt er nach den langwierigen Verhandlungen.

Das Areal wird das erste Baugebiet, das Weichering seit Jahren ausweisen wird. Der letzte gemeindliche Bauplatz ist bereits 2015 verkauft worden. Seitdem herrscht Stillstand bei der Entwicklung - zumindest nach außen hin. Denn hinter den Kulissen sind dem Bürgermeister zufolge zahlreiche Gespräche gescheitert. "Weil immer ein Teil der Eigentümer nicht verkaufen wollte." Das trifft beispielsweise auf ein potenzielles Baugebiet im Nordwesten von Lichtenau ebenso zu wie auf das Gelände zwischen Heubruckenweg und Hauptstraße oder eine Fläche südlich der Kreuzstraße bei Weichering.

Ein Dilemma, sagt Mack, der um die schwierige Situation seiner Gemeinde weiß. Denn anders als viele Kommunen hat Weichering nur zwei große Ortsteile, die jedoch zum Teil von landwirtschaftlichen Flächen umgeben sind, zum Teil aber durch die B16, die Bahnlinie in Weichering, die sensible Natur der Donau-Auen und im Ortskern durch die Ach eingeschränkt sind. Selbst das Thema Nachverdichtung gestaltet sich durch den Bach problematisch - Stichwort Überschwemmungsflächen. Gleichzeitig verweist der Bürgermeister auf die rasante Entwicklung, die ihn und seine Gemeinderäte schlichtweg überrollt hat. "Früher haben wir vielleicht ein bis zwei Bauplätze pro Jahr verkauft, da waren wir schon froh um solche Zahlen", erinnert er sich. Dass sich das ändert, habe man jedoch unmöglich vorhersehen können.

Nach dem Beschluss des Gemeinderats Ende des Monats erwartet der Rathauschef eine zügige Planung - im Idealfall mit einem Aufstellungsbeschluss im Sommer und dem Beginn der Erschließungsarbeiten im Frühling darauf. "Frühestens", betont Mack, der um die Unabwägbarkeiten bei den Baufirmen und deren volle Auftragsbücher weiß.

Dieser Zeitrahmen gilt auch für ein Baugebiet südlich der Windener Straße in Lichtenau, wo die Gemeinde mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatte. Mit drei Grundstückseigentümer besteht bereits Einverständnis, ein vierter lehnt einen Verkauf ab. Die Krux: Dadurch kommt es nicht zum erhofften Lückenschluss mit einer fünften Fläche, die der Gemeinde bereits gehört. Aus fast 30 Parzellen samt Ringschluss der Zufahrtsstraße werden dadurch etwa 14 Bauplätze - also ähnlich viele wie in Weichering. Insgesamt wird die Kommune für Erwerb und Erschließung einen mittleren siebenstelligen Betrag investieren. Die nötigen Kredite sind bereits aufgenommen, der Schuldenberg ist damit auf mehr als fünf Millionen Euro angewachsen.

Eine Großinvestition, die zwar etwas Entspannung für die bauwilligen Bürger bringt. Der große Wurf ist das aber nicht, wie auch Mack weiß. Die Gespräche gehen also weiter. Der Ausgang? Ungewiss.

Kommentar von Stefan Janda

Weichering geht bei der Ausweisung von Bauland einen Weg, den viele Gemeinden seit Jahren beschreiten. Nur dort, wo die Kommune Zugriff auf die Flächen bekommt, gibt es auch neue Baugebiete. Ein Prinzip, welches das einzig richtige für eine kleine Gemeinde ist, die riesige Lücken in der Bebauung verhindern will. Das zeigen genügend Negativbeispiele aus anderen Orten. Dass der Weicheringer Gemeinderat von dieser Haltung nicht abweicht, zeugt durchaus von Mut. Immerhin müssen sich die Kommunalpolitiker dafür seit geraumer Zeit Kritik von bauwilligen Bürgern anhören. Eine Zwickmühle für Weichering, aus der die Gemeinde nur mit viel Verhandlungsgeschick und jeder Menge Durchhaltevermögen herauskommt. Und mit neuem Bauland. Zumindest Letzteres ist mittlerweile ja endlich in Sicht.

Stefan Janda