Neuburg
"Wir wollen keine Rambos"

Die Polizeidienststellen Neuburg und Schrobenhausen sind auf der Suche nach Freiwilligen für den Sicherheitsdienst

12.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:42 Uhr
Hoffen auf zahlreiche Bewerber: Neuburgs Polizeichef Norbert Bachmaier (links) und sein Schrobenhausener Amtskollege Klaus Rewitzer (rechts). Isabell Wollny arbeitet für die Sicherheitswacht in Ingolstadt, sie möchte einen "Beitrag leisten" statt auf der Couch zu sitzen. −Foto: Verena Belzer

Neuburg (DK) Auge und Ohr der Polizei auf der Straße - das soll die Sicherheitswacht sein, die sowohl in Neuburg als auch in Schrobenhausen demnächst unterwegs sein wird.

Die Stadtratsbeschlüsse sind gefasst - jetzt geht es in die heiße Phase der Bewerbungen. "Wir suchen definitiv keinen Rambo", stellt Neuburgs Polizeichef Norbert Bachmaier klar. "Sondern Menschen mit Zivilcourage, Fingerspitzengefühl und hoher Sozialkompetenz. " Die Sicherheitswachtler sollen Bindeglied zwischen Bevölkerung und Polizei sein - und letztere nicht ersetzen. "Natürlich haben wir Personalmangel", sagt Bachmaier. "Aber das eine hat mit dem anderen nicht zu tun. "

Das liegt vor allem daran, dass die Kompetenzen ganz andere sind: Die Ehrenamtlichen dürfen niemanden festnehmen oder andere Zwangsmaßnahmen einleiten. Werden sie Zeuge einer Straftat, können sie einschreiten - bei einem Ladendiebstahl oder einer Schlägerei beispielsweise. Dieses Recht hat jeder andere Bürger auch. Wenn es brenzlig wird, alarmieren die Sicherheitswachtler über Funk die Polizei.

Eine, die bereits viel Erfahrung als Freiwillige gesammelt hat, ist Isabell Wollny - sie ist regelmäßig in Ingolstadt unterwegs. "Ich gehöre nicht zu den Menschen, die auf der Couch sitzen wollen und nichts tun", sagt die 43-Jährige über sich selbst. "Ich will meinen Beitrag leisten. " Ihre ehrenamtliche Tätigkeit ist dabei überaus abwechslungsreich: Mal fragen Bürger einfach nach dem Weg, mal muss eine Schlägerei geschlichtet werden - die ganze Bandbreite. "Manchmal müssen wir auch erste Hilfe leisten", erzählt Wollny.

In erster Linie geht es der Sicherheitswacht darum, Vandalismus und Ordnungsstörungen zu verhindern. "Wenn es im Herbst früher dunkel wird, kann die Sicherheitswacht auch mal in ein Wohngebiet geschickt werden, um Einbrüchen vorzubeugen", sagt der Polizeichef. An sinnvollen Einsatzorten jedenfalls mangele es nicht, sagen Bachmaier und sein Schrobenhausener Amtskollege Klaus Rewitzer. Aber: Es ist nicht so, dass Neuburg und Schrobenhausen auf einmal viel gefährlicher geworden wären als früher. Sicherheitswachten in Bayern einzurichten, sei ein poliltisches Ziel, sagt Rewitzer. "Das muss man ganz klar sagen. " Und Bachmaier ergänzt: "Es geht auch um das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger. " Viele fühlten sich einfach besser, wenn Menschen in "uniformähnlicher Bekleidung" auf der Straße unterwegs seien.

Vier Stellen jeweils für Neuburg und Schrobenhausen sind genehmigt - die Ehrenamtlichen sind dabei zu Fuß unterwegs und zeigen Präsenz. Bewerben kann sich grundsätzlich jeder zwischen 18 und 62 Jahren, wobei Bachmaier und Rewitzer klarmachen, dass sich auch ältere Menschen melden dürfen. "Wenn es passt, dann soll es daran nicht scheitern", sagt Bachmaier. Wichtiger als das Alter ist mehr die Einstellung. Die Bewerber sollten mindestens fünf Stunden im Monat zur Verfügung stehen und in der Nähe des Einsatzortes wohnen. Im Jahr dürfen es jedoch nicht mehr als 300 Stunden werden. Die Aufwandsentschädigung liegt bei acht Euro pro Stunde. In 40 Unterrichtsstunden lernen die Freiwilligen in Theorie und Praxis ihre Befugnisse kennen und wie sie diese taktisch und psychologisch anwenden. Die Themen Waffenschutz, Datenschutz, Strafrecht, Eigensicherung und Digitalfunk stehen ebenfalls auf der Agenda.

Die Polizei in Neuburg und Schrobenhausen freut sich auf zahlreiche Bewerber, Interessierte können sich bei der jeweiligen Dienststelle melden.
 

Verena Belzer