Sankt Augustin/Neuburg
Bewegender Schritt ins Priesteramt

Der Neuburger Diakon Josef Li Peng Cui ist am Samstag in St. Augustin bei Bonn geweiht worden

30.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:35 Uhr
Annika Schneider
Eine Neuburger Reisegruppe um Pfarrer Herbert Kohler (r.) gehörte zu den ersten Gratulanten., die Neupriester Josef Li Peng Cui zu dessen Weihe beglückwünschten. −Foto: A. Schneider

Sankt Augustin/Neuburg (DK) Vorfreudiges Murmeln in Chinesisch, Polnisch und Indonesisch ist zu hören, kurz bevor die Messe losgeht. In der strahlendweißen Kirche der Steyler Missionare in Sankt Augustin bei Bonn wird an diesem Samstag der Neuburger Diakon Josef Li Peng Cui zum Priester geweiht. Passend zu seiner chinesischen Herkunft ist die Gemeinde international.

In den Bänken sitzen auch knapp 40 Neuburger, die schon im Morgengrauen in einen Reisebus gestiegen sind, um "ihren" Josef zu begleiten. "Die Ehre wollen wir ihm schon erweisen. Er hat ja nicht viel Familie hier", sagt Lydia Mayer aus Neuburg. Immerhin sitzen in der ersten Reihe die Eltern des Weihekandidaten: Erst am Donnerstag stand fest, dass sie für die Messe aus China ausreisen dürfen.

Pünktlich um 14 Uhr öffnen sich die Flügeltüren der Kirche. Gut 40 Priester und Ministranten ziehen in den Altarraum ein, Josef hingegen nimmt im schlichten weißen Gewand in der Bank Platz. Schon das erste Lied singt ein chinesischer Chor, kurz danach erklingt eine heisere Holzflöte und ein indonesischer Chor stimmt ein eindrückliches Halleluja an.

In seiner Predigt wünscht der ungarische Bischof László Német dem angehenden Priester Kraft, Neugierde und Begeisterung für das Priesteramt. Es gehe darum, nicht nur die Lehre Jesu, sondern sein lebendiges Wort zu verkünden, sagt er. Dann kommt der Höhepunkt der Liturgie - die Priesterweihe. "Ich bin bereit", beantwortet Josef laut und deutlich die Fragen des Bischofs. Wenig später liegt der 33-Jährige flach auf dem Bauch im Altarraum, hinter dem Bischof und den Priestern, während die Gemeinde minutenlang singend die Heiligen anruft.

Als Josef wieder kniet, ist es still. Nur das Klicken der Fotoapparate ist zu hören, als der Bischof ihm die Hand auf den Kopf legt - und nach ihm all die anderen Priester, die sich dafür in eine lange Reihe aufstellen. Das rote Priestergewand für Josef liegt schon bereit, bestickt mit gelben Schriftzeichen. Seine Eltern helfen ihm hinein und sind dabei sichtlich gerührt. Dass ihr Sohn nun ein Priester ist, besiegelt der Bischof mit einer Umarmung, bei der spontan Applaus ausbricht. Auch seine Eltern umarmt Josef, erst einzeln, dann beide auf einmal - und wieder klatscht die Gemeinde angesichts des strahlenden Neupriesters.

Mit "Großer Gott wir loben dich", gesungen auf Chinesisch und Deutsch, schließt die Messe. Schon wenig später steht der frisch geweihte Priester wieder im Altarraum, diesmal für Fotos. Auch die Neuburger ringen sich für ein Gruppenbild um ihn. "Wunderbar", "bewegend", "sehr emotional" - der Gottesdienst ist bei ihnen gut angekommen. "Das war sehr persönlich für ihn", sagt Anne Strahl, Gemeindereferentin in Neuburg. "Und alles passte zusammen." Michael Ried, Neuburger Pastoralratsvorsitzender, hat vor allem der internationale Charakter gefallen, den er von den Steyler Missionaren schon kennt. "Das wäre im Augsburger Dom anders gewesen", sagt er. Der Neuburger Stadtpfarrer Herbert Kohler, der die Messe mit zelebriert hat, ist ebenfalls begeistert. "So soll Glaube sein: Er soll Völker und Kulturen verbinden und nicht trennen", findet er. Ein Geschenk haben die Neuburger auch im Gepäck: Die Pfarreiengemeinschaft hat für eine Garnitur gesammelt, mit der Josef demnächst Krankensalbungen vornehmen kann.

Vor der Übergabe geht es aber erst einmal nach draußen. Auf der sonnigen Klosterwiese sind Bierbänke aufgebaut, es gibt Kaffee, Sekt und später auch Gegrilltes. Dass sich die lange Busfahrt gelohnt hat, da sind sich die Neuburger einig. Rosa Schoder aus Laisacker bringt es auf den Punkt: "Josef hat uns Lachen und Freude mitgebracht. Wir wollten ihm etwas zurückgeben."
 

Annika Schneider