Neuburg
Es bleibt beim Nein

Realschule steht nicht zur Verfügung - THI muss sich für den Campus eine neue Übergangslösung suchen

21.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:50 Uhr
Die frühere Lassigny-Kaserne in Neuburg soll zum Campus der Technischen Hochschule Ingolstadt werden. Dafür verzichtet der Landkreis auf zwei Gebäude neben dem KJR-Domizil und hinter den Kliniken St. Elisabeth (unterer Bildbereich). −Foto: Rein/DK-Archiv

Neuburg (DK) Es bleibt beim Nein aus dem Landratsamt: Weil der Freistaat für den geplanten Campus der TH Ingolstadt in Neuburg auf mehreren Gebäuden der früheren Lassigny-Kaserne beharrt, bekommt die Hochschule keine Räume in der Paul-Winter-Realschule als Provisorium. Die Kapazitäten dort braucht der Kreis selbst.

Bis der Betrieb am Neuburger Campus der Technischen Hochschule Ingolstadt anläuft, muss noch viel passieren. Dabei geht es nicht allein um den Aufbau der geplanten Fakultät "Nachhaltige Infrastruktur", die Ministerpräsident Markus Söder unlängst bei seinem Besuch in der Kreisstadt versprochen hatte. Mehrere Hundert Studienplätze sind allein zum Start im Winter 2020 vorgesehen, möglich ist in den Folgejahren eine Aufstockung auf bis zu 2000 Studierende. Ein ambitioniertes Ziel, denn rein räumlich sieht es bislang eher mager aus - unter anderem weil auf dem künftigen Campus-Areal nach wie vor die Neuburger Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber untergebracht ist.

Gleichzeitig fällt nun auch die für die Anfangsphase geplante Übergangslösung in der Paul-Winter-Realschule weg. Ursprünglich war angedacht, das momentane Domizil der Bildungseinrichtung in der Bahnhofstraße nach Fertigstellung des Neubaus in Neuburg-West zu nutzen. Eine Variante, die mittlerweile nicht mehr zur Auswahl steht, weil der Landkreis die Räume nun selbst braucht. "Das ist eine rein objektive Betrachtung", erklärt Landrat Roland Weigert (FW) zu dieser Entscheidung. Von Ärger oder gar einer Trotzreaktion könne nicht die Rede sein. Ganz im Gegenteil, wie der Kreischef findet. "Wir unterstützen den Freistaat nach Möglichkeit und beweisen hier Flexibilität." Damit meint Weigert den Verzicht des Landkreises auf die beiden Gebäude VI und IX im Bereich der ehemaligen Lassigny-Kaserne, auf die der Kreis zugunsten des Campus verzichtet - oder besser gesagt: verzichten muss.

Flexibilität ist dadurch auch bei den Planern des THI-Campus nötig. Damit die Studierenden zum Vorlesungsstart in knapp zwei Jahren nicht auf der Straße stehen, ist ein Provisorium nötig. Entsprechende Gespräche laufen bereits parallel zu den Vorbereitungen für den offiziellen Architektenwettbewerb für die Campus-Gebäude. Nötig sind laut Söders Ankündigung in einer ersten Phase neben Wohnheimen sowie Verwaltungs- und Vorlesungsräumen auch Freizeiteinrichtungen und Raum für Start-up-Unternehmen.

Die beiden Bauwerke VI und IX sind dafür offenbar von großer Bedeutung. Sie befinden sich in Steinwurfweite des Landratsamts, beim Gebäude IX handelt es sich sogar um eine Verlängerung des KJR-Domizils. Darin hatte die Behörde dringend notwendige Räume für die Mitarbeiter der Kreisverwaltung vorgesehen, im Gebäude VI samt Umgriff war die Unterbringung der Klassen für Kranke aus den Kliniken St. Elisabeth geplant. Pläne, die nun dahin sind, da der Freistaat, genauer gesagt die Immobilien Freistaat Bayern, auf dem Erwerb der beiden Gebäude für den Campus beharrt.

Aus diesem Grund planen Weigert und seine Verwaltung bei den Klassen für Kranke um. Wie berichtet, benötigt das Neuburger Krankenhaus die Räume, in denen derzeit der Schulunterricht für kranke Kinder stattfindet, eigentlich selbst. Als Sachaufwandsträger der Dr.-Walter-Asam-Schule, zu denen die Klassen rein organisatorisch gehören, muss der Landkreis daher eine Lösung finden. Dabei laufe ohne das unter anderem vom Kreisausschuss favorisierte Gebäude VI alles auf die jetzige Paul-Winter-Realschule hinaus. "Wir müssen einfach die Kapazitäten schaffen", weiß Weigert, der auch darauf hinweist, dass der Landkreis ebenso auf einem Kauf bestehen könnte, dem Staat aber keine Steine in den Weg legen wolle. Dennoch lässt er nicht unerwähnt, dass weder Bund noch Land in den vergangenen Monaten großes Interesse an dem Bauwerk gleich hinter dem Krankenhaus hatten.

Weil sich das mittlerweile geändert hat, wird der Landkreis seine Versuche, das Gebäude samt Umgriff von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zu erwerben, aufgeben. Gleichzeitig ist der Verkauf des Gebäudes IX geplant. Dieses hatte der Landkreis erst im November für eine vierstellige Summe vom Bund gekauft, gleichzeitig hatten die Planungen für eine Nutzung begonnen. Die Räume dort waren auch als Ersatz für die Bürocontainer im Innenhof des Landratsamts vorgesehen. Eine Lösung, die nun ebenfalls nicht mehr funktioniert. "Wir untersuchen aber weiterhin andere Varianten", verspricht Weigert. Der Verkauf von Gebäude IX ist seinen Worten zufolge ebenfalls so gut wie abgemacht. Dabei seien allerdings die kommunalrechtlichen Vorgaben zu beachten, "denn wir dürfen das Haus nicht verschenken", so der Landrat.

Einen Vorteil bringt der Verzicht auf die beiden Gebäude dem Landkreis allerdings schon. Weigert zufolge kann seine Behörde nun womöglich die rund 50 Parkplätze nordwestlich des Landratsamts weiter in Anspruch nehmen. "Derzeit wird geprüft, ob dieser Bereich für den Campus überhaupt noch nötig ist", sagt er.