Bertoldsheim
Bohrlöcher im Stausee

Kreis lässt für den zwölf Millionen Euro teuren Brückenbau bei Bertoldsheim den Untergrund untersuchen

19.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:46 Uhr
Blaues Bohrboot: Bei der Bertoldsheimer Donaubrücke sind die Arbeiten im Wasser derzeit unübersehbar. −Foto: Fotos: Janda

Bertoldsheim (DK) Mit dem Start der Sondierungsbohrungen an der Bertoldsheimer Staustufe haben die Vorarbeiten für den Neubau der dortigen Brücke offiziell begonnen. Bis nächste Woche soll feststehen, ob der Untergrund das gut zwölf Millionen Euro teure Bauwerk tragen kann.

Einen gewissen Erfahrungswert zum Zustand des dortigen Erdreichs gibt es zwar, wie Markus Laumer als Hoch- und Tiefbauchef des Landkreises weiß. "Wir brauchen jetzt aber viel feinere Ergebnisse als sie vom Bau des Kraftwerks 1965 vorliegen." Damals war noch die Gemeinde Bertoldsheim für den Grund und Boden sowie für die Gemeindeverbindungsstraße zuständig. Heute ist die Fahrbahn über der Brücke längst zur Kreisstraße erhoben worden, die Partner des Landkreises vor Ort sind die beiden Märkte Rennertshofen und Burgheim, für deren Bürger die Donauquerung eine wichtige Verkehrsader darstellt.

Entsprechend groß ist auch die Bedeutung, welche die beiden Bürgermeister Georg Hirschbeck und Michael Böhm dem Projekt und den jetzigen Bohrungen beimessen. Beim Ortstermin gaben beide offen zu, bereits Notfallpläne für eine mögliche längerfristige Sperrung der Brücke entworfen zu haben. Dieses Szenario ist zwar vom Tisch; der Neubau entsteht mehrere Meter westlich des bestehenden Bauwerks. Doch vorbei ist das Engagement der beiden Kommunen damit nicht, wie auch Landrat Roland Weigert betonte. Aus dem Archiv der Gemeinde Rennertshofen, in dessen Gebiet Brücke und Stausee liegen, kamen demnach wichtige Informationen zu den vertragliche Modalitäten von damals. Und der Burgheimer Marktgemeinderat stellt dem Landkreis - gegen entsprechende Bezahlung - eine wichtige Tauschfläche zur Verfügung. Nur dank des rund 2500 Quadratmeter großen Areals sei eine Begradigung der Kreisstraße ND11 nun überhaupt möglich, sagte Weigert und betonte: "Beide Gemeinden haben uns hier nachhaltig unterstützt."

Rein finanziell bleibt der Brückenbau zu Bertoldsheim dennoch ein gewaltiger Brocken. Auf "zwölf Millionen Euro plus x" taxiert Markus Laumer die Kosten für das Bauwerk. Das X steht in diesem Fall für die Preissteigerungen, die angesichts der hervorragenden konjunkturellen Lage wohl im zweistelligen Prozentbereich liegen dürfte.

Mit entscheidend für die tatsächlichen Ausgaben werden auch die Ergebnisse der ersten Bohrungen sein. Laumer geht davon aus, dass Anfang bis Mitte nächster Woche klar sein wird, was sich im Untergrund der Donau verbirgt. Zwei Bohrungen sind an den künftigen Standorten der Brückenpfeiler geplant, beide dürften jeweils drei Tage dauern. Die Arbeiter, die dazu auf einem Spezialschiff tätig sind, müssen an beiden Stellen rund 25 Meter in die Tiefe stoßen - und zwar ab dem Grund der Donau. Dieser liegt derzeit allerdings nicht allzu weit unten, wie die Kommunalpolitiker bei ihrem Termin bei Bertoldsheim deutlich sahen. Große Teile des Stausees sind mittlerweile zu einer braunen Insel geworden, so hoch lagern die zum Teil belasteten Sedimente dort mittlerweile in dem Strom. Auch für den Landrat ein Ärgernis: "Das sollte endlich alles raus."

Der niedrige Pegelstand hat übrigens rein sicherheitstechnische Gründe, wie Markus Laumer erläuterte. Denn bei einem Problem im Kraftwerksbetrieb müsste der Kraftwerksbetreiber den Durchfluss im Wehr von derzeit weniger als 150 Kubikmeter Wasser pro Sekunde deutlich erhöhen, damit das Becken nicht überläuft. Durch den geringeren Pegel bleibt den Arbeitern aber genügend Zeit, um sich selbst und ihre Ausrüstung in Sicherheit zu bringen.

Der eigentliche Startschuss für den Neubau wird allerdings frühestens im Jahr 2020 fallen. Bis dahin beschäftigen Planfeststellung, Förderantrag und Ausschreibungen die Fachleute. Als Bauzeit sind rund zwei Jahre vorgesehen, in denen die alte Brücke noch in Betrieb bleibt. Erst mit Fertigstellung des Neubaus wird sie für den normalen Autoverkehr gesperrt und steht nur noch für Fußgänger und Radfahrer sowie - im Notfall - als Umleitung zur Verfügung.

Stefan Janda