Bergheim
Auf Augenhöhe mit der Großstadt

Bergheim und Ingolstadt bauen gemeinsames Klärwerk für drei Millionen Euro

08.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:27 Uhr

Anpacken beim Baustart für die interkommunale Kläranlage: Zwischen Bergheim und Irgertsheim entsteht das vom Wasserwirtschaftsamt geforderte Projekt. Bürgermeister Tobias Gensberger (4.v.r) und INKB-Chef Thomas Schwaiger (4.v.l.) haben die Kooperation vereinbart - Foto: r

Bergheim (r) Ingolstadt hat 130 000 Einwohner, Bergheim 950. Jetzt stellen beide Kommunen Hand in Hand ein Millionenprojekt hin: die neue Kläranlage für Bergheim und den Stadtteil Irgertsheim. Gestern war Spatenstich, 2016 soll das Klärwerk in Betrieb gehen.

Die Kosten von drei Millionen Euro teilen sich Bergheim und die Ingolstädter Kommunalbetriebe (INKB). „Für die Großstadt Ingolstadt ist es wichtig, auf Augenhöhe mit den Nachbargemeinden zusammenzuarbeiten“, versichert INKB-Chef Thomas Schwaiger. Man habe rasch Einvernehmen erzielt und könne jetzt für die Zukunft bauen.

Seit 40 Jahren entwässert Irgertsheim über die Bergheimer Klärteiche. Beim Trinkwasser läuft es umgekehrt: Bergheim bezieht Wasser aus den Ingolstädter Quellen im Gerolfinger Eichenwald. „Unsere Partnerschaft funktioniert, und das möchte ich unbedingt fortsetzen“, sagt Bergheims Bürgermeister Tobias Gensberger. Vielleicht gebe es eines Tages auch einen Erdgasanschluss ans Ingolstädter Netz.

Aktuell geht es um die Abwasserklärung. Das „mustergültige interkommunale Projekt“ (Landrat Roland Weigert) entsteht am östlichen Ortsrand von Bergheim in der Nähe des Kreisverkehrs. Die Firma Heuchel baut dort zwei Betonbecken, in denen das Abwasser im Schnellverfahren gereinigt wird. Der Abbau der Schadstoffe erfolgt unter Rühren und Belüften in einem Becken. Stickstoff werde „bis Null“ abgebaut, auch der Klärschlamm werde behandelt, so Ingenieur Alvaro Carozzi. Die SBR-Anlage (Sequencing-Batch-Reactor) entstehe als modernste im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Mit einem Erweiterungsbecken schafft das Klärwerk die Abwasserfrachten von maximal 4000 Einwohnern.

Die alten Klärteiche duldet das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt nur noch bis Ende 2016. Die unbelüfteten Teiche seien „die letzten ihrer Art“ (Carozzi) und nicht mehr zeitgemäß.

Ausgemacht hat das Geschäft noch der alte Gemeinderat mit Bürgermeister Michael Hartmann. Nachfolger Tobias Gensberger bedankte sich bei ihm und den Gemeinderäten für die detaillierte Vorbereitung. Vier Jahre hat sie gedauert. Auch Irgertsheim hält die Lösung für ideal, meint Ortssprecher Alexander Bayerle.

Zusammen mit Fang- und Entlastungsbecken sind 3,3 Millionen Euro zu investieren. Die Ingolstädter Kommunalbetriebe und das Bergheimer Kommunalunternehmen teilen sich die Kosten zur Hälfte. Letztlich bezahlt der Bürger die optimale Wasserreinigung. Über Ergänzungs- und Verbesserungsbeiträge staffelt die Gemeinde Bergheim seit 2009 die Zahlungen, um die Bürger nicht zu überfordern. Ingolstadt rechnet ausschließlich über die Gebühren ab.