Neuburg
Achtung vor der Natur sehen die Jäger als ihr Leitbild

140 Jahre Neuburger Jagdschutzverein - Hubertusfeier mit Alois Rauscher und Roland Weigert - 890 Wildschweine erlegt

18.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:13 Uhr
Nach der Messe wurde die Strecke "verblasen" (links). Sebastian Zitzmann erhielt eine Auszeichnung des "Naturerbes Bayern (rechts). −Foto: lm

Neuburg (lm) Viel ist auf dieser Hubertusfeier von der "Achtung vor der Schöpfung" die Rede.

Die von Kaplan Dominic Leutgäb in der Messe in der Hofkirche ausgegebenen Gedanken griffen später im Kolpingsaal Christine Liepelt, Vorsitzende des Neuburger Jagdschutzvereins wie amtierender Landrat Alois Rauscher wieder auf. "Respekt und Achtung vor der Natur" sind für die erste Frau an der Spitze in der 140-jährigen Geschichte der Neuburger Jäger oberstes Leitbild für ihre Organisation.

Diese zählt zu den ältesten und traditionsreichsten im Lande und kann zu diesem "Erntedankfest der Jagd" auf ein besonders ereignis-wie erfolgreiches Jahr für die gut 400 Mitglieder zurückblicken. Mit der internationalen Jagd- und Fischerei-Messe hatte der Verein zu seinem Jubiläum einen besonders dicken Fisch ans Land, sprich nach Grünau ziehen können. Jetzt war Zeit, den vielen Helfern und Mitstreitern Danke zu sagen. Mit einem Staatssekretär war die Hubertusfeier prominent besetzt, Roland Weigert freilich war nur als Mitglied gekommen, verzichtete konsequent auch auf ein Grußwort. In Sachen Weigert-Nachfolge scheinen die Jäger respektive deren Vorsitzende schon recht entschiedene Vorstellungen zu haben. Anders als die Vertreter von Stadt oder auch der Gemeinde Bergheim wird Fridolin Gößl gleich mal als "unser Kandidat", so Christine Liepelt, vorgestellt, der denn ganz unverblümt eine in dem Schlussappell, ihn denn auch zu wählen, gipfelnde Wahlkampfrede vor versammelter Jägerschaft halten darf.

Alois Rauscher verwies voran auf gute Erfolge der Jäger im Altlandkreis Neuburg bei der Schwarzwild-Bejagung. 890 Wildschweine wurden erlegt, im Jahre davor waren es 605.Gerade revierübergreifende Drückjagden würden sich als ein wichtiges Instrument erweisen, "um die Schwarzwilddichte auf ein verlorenes Maß zu reduzieren. " Nach wie vor sei die Cäsium-Belastung relativ hoch.

Wichtig seien solche Jagderfolge auch für die Bekämpfung der im Landkreis bislang noch nicht aufgetretenen Schweinepest. Freilich warnt Anton Göbel, seit diesem Jahr stellvertretender Jagdberater, der an diesem Abend auch Franz Eller gleich vertreten musste, allzu einseitig den Schuh mit der Schweinepest sich überziehen zu lassen. Die Erreger-Kette sieht Göbel vorrangig im erheblich zunehmenden grenzüberschreitenden Güterverkehr.

Landrat Rauscher blieb im Kolpingsaal sehr zurückhaltend, erwähnte nur gewisse Probleme mit gesellschaftlichen Randgruppen. Die Untere Jagdbehörde wird da schon deutlicher. Nach ministerieller Weisung war sechs Reichsbürgern der Jagdschein beziehungsweise der kleine Waffenschein zu entziehen; dazu sind derzeit mehrere Verfahren vor dem Verwaltungsgereicht in München anhängig. Ganz anders das Bild bei den restlichen Waffenbesitzern. Bei 92 Kontrollen und insgesamt 544 Waffen im Vorjahr musste lediglich in einem Fall ein Ordnungswidrigkeiten-Verfahren eingeleitet werden. 1600 Waffenbesitzer im Kreis verfügen über 9700 Waffen.

Was mit diesen teils angefangen wurde, zeigte einmal mehr die Pflichthegeschau. Bei der Hubertusfeier selbst nehmen Pflege und voran die Pflege der Landschaft breiten Raum ein. Der Burgheimer Arzt und langjährige Kommunalpolitiker Sebastian Zitzmann erfuhr für seine landschaftsgestalterischen Aktivitäten jetzt sogar die "Naturerbe Bayern"-Auszeichnung durch den Bayerischen Jagdverband. Die örtlichen Hegepreise, die der Verein jährlich vergibt, gingen diesmal an Tomas Müller (Grasheim) und Leonhard Seitle (Karlshuld). Der Hubertusfeier vorangegangen war die von den Jagdhornbläsern feierlich umrahmte Hubertusmesse in der Hofkirche. Die Legende von Heiligen Hubertus könne, befand Kaplan Dominic Leutgäb, auch heutigen Menschen noch viel sagen. Hubertus, ein Adeliger im Raum der heutigen Ardennen, war jung Witwer geworden. Verbittert über den Tod seiner Frau gleich im ersten Kindesbett, zog er sich gänzlich zurück - bis eben zu jener entscheidenden Begebenheit. Auf der Jagd traf er auf einen Hirsch mit einem weißen Kreuz zwischen dem Gehörn. Auf dieses Zeichen Gottes hin wurde der Mann Priester, später sogar Bischof und bewirkte dort viel.

Abschluss und für viele Höhepunkt der Hubertusfeier bildete der "Ritterschlag" für die Jungjäger, diesmal durch Christine Liepelt selbst. Neu bei der Jägerschaft sind Karin Baumann, Magnus Burghard, Stefan Dietze, Ludwig Dollinger, Stefan Donhauser, Stefan Ebert, Daniel Granvogel, Alexandra Müller, Benjamin Ottilinger, Johann Rathei, Dominik Schlingmann, Klaus Schmidt, Marco Schott, Lukas Wilfing und Ludwig Zöller.