Neuburg/Schrobenhausen - Der Neuburg-Schrobenhausener Kreisverband für Gartenbau und Landespflege wird 125 Jahre alt - und feiert das mit den ersten Aktionen seit Beginn der Pandemie.
Dabei zeigt sich: Der Ansatz des rund 8000 Mitglieder großen Vereins ist heute aktueller denn je.
In Zeiten, in denen volle Regale in den Supermärkten für viele Menschen zur Selbstverständlichkeit geworden sind, scheint das Modell der Gartenbauvereine etwas aus der Zeit gefallen sein. Allerdings nur auf den ersten Blick. Steigende Preise für Lebensmittel und die Mentalität der Fridays-for-Future-Generation führen dazu, dass der Obst- und der Gemüseanbau im eigenen Garten wieder in den Fokus rücken. "Dabei machen wir eigentlich genau das Gleiche wie unsere Vorfahren", erklärt Sabine Baues-Pommer, Kreisfachberaterin für Gartenbau und Landespflege sowie Geschäftsführerin im Kreisverband. Denn schon Ende des 19. Jahrhunderts stand die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln im Mittelpunkt der Arbeit.
Verändert hat sich allerdings die Struktur. Das klassische Klischee vom älteren Herrn beim Obstbaumschnitt erfüllen die derzeit 42 Ortsgruppen zwar nach wie vor - Mitglieder mit Wissen, auf das niemand verzichten will. Zunehmend übernehmen aber junge Leute Verantwortung, oftmals Frauen. "Deshalb animieren wir die Vereine, ihr Programm familienfreundlicher zu gestalten", erklärt die Expertin. Beispielsweise Pflanzaktionen seien hervorragend geeignet, um Kinder an die Themen heranzuführen.
Genau das will der Kreisverband mit zwei Jubiläumsaktionen erreichen. Diese bilden zugleich das Ende der Corona-Zwangspause. Geplant sind dazu Infostände auf den Wochenmärkten in Neuburg und in Schrobenhausen, wo neben der Kreisvereinigung auch mehrere Ortsgruppen sich und ihre Arbeit präsentieren sollen. Das Thema: mehr Vielfalt. "Jeder kann dazu beitragen, egal ob im Garten, auf der Terrasse oder auf dem Balkon", findet Baues-Pommer. Neben Tipps und Infos soll es dazu die neueste Vielfalts-Gartenfibel geben, an der Kreisfachberaterin Katrin Pilz mitgearbeitet hat. "Viele Leute haben wieder verstärkt Interesse am eigenen Garten", sagt sie. Nur: Viele wüssten nicht, wo sie anfangen sollen. Genau da und beim weiteren Vorgehen hilft die Fibel.
Die Verteilung des Hefts - und des weiteren Infomaterials - übernehmen die Fachberaterinnen sowie viele Vereinsmitglieder auf den Wochenmärkten. In Neuburg stehen sie am Samstag, 14. Mai, von 8 bis 13 Uhr an der Stirnseite des Gasthauses Pfafflinger, also an der Weinstraße. Geplant ist eine kleine Gartenoase mit Hochbeeten, bepflanzten Schubkarren und Kübelpflanzen. Dabei unterstützen die stellvertretende Kreisvorsitzende Johanna Huber mit dem Oberhausener Gartenbauverein sowie die Ortsgruppen aus dem Stadtgebiet. In Schrobenhausen folgt die Aktion am Donnerstag, 19. Mai, ebenfalls von 8 bis 13 Uhr. Martina Fuchs und der Obst- und Gartenbauverein Neue Heimat kümmern sich federführend um den Stand, der am südlichen Zugang zum Lenbachplatz stehen soll. Bei beiden Terminen wird außerdem die Jugendsparte des Kreisverbands vertreten sein.
Beide Aktionen bilden die ersten Veranstaltungen der Gartenfreunde im Landkreis seit der Herbstausstellung im Jahr 2019. "Daher geht es uns auch um Gemeinschaft", sagt Baues-Pommer, die weiß, dass der gemeinsame Austausch mit Gleichgesinnten eine wichtige Rolle bei der Gartenarbeit spielt. Der Wissenstransfer - von Alt zu Jung - bleibt dabei ebenfalls ein wichtiger Faktor. "Nur auf diese Weise lassen sich auch alte Sorten erhalten", erklärt die Expertin, die übrigens erst die fünfte Fachberaterin überhaupt ist. 1897 begann alles mit Johann Kammerl, auf den erst Hans Ferner und Anton Schäffler, dann Baues-Pommers Ehemann Erwin Pommer folgte. 1992 fing sie selbst im Landkreis an, damals auch gleich als Geschäftsführerin für den Kreisverband. Seit 2018 ist außerdem Katrin Pilz an Bord. Kreisvorsitzender ist seit 2013 Anton Stiglmair.
Gründung mit den Bienenzüchtern
Neuburg/Schrobenhausen - Die Geschichte des Kreisverbands für Gartenbau und Landespflege beginnt offiziell am 3. März 1897. Damals erweitert sich der erst zwei Jahre zuvor gegründete Bienenzuchtverein Neuburg um eine Obstbau-Sparte. Es ist die Geburtsstunde des Bezirksvereins Neuburg für Bienen- und Obstbaumzucht. Den Vorsitz übernimmt der Schlossermeister Eduard Huber. Schon im Jahr 1900 zählt der rührige Verband 22 Ortsvereine mit 518 Mitgliedern.
Nach massiven Einschnitten durch die beiden Weltkriege erfolgt 1950 die Teilung der beiden Sparten, dadurch entsteht der Neuburger Kreisverband für Obst- und Gartenbau, ebenso der Bienenzuchtverein. Bereits drei Jahre zuvor ist außerdem der Schrobenhausener Kreisverband gegründet worden. Mit diesem fusioniert der Neuburger Verein im Zuge der Gebietsreform, die auch die vormals eigenständigen Landkreise Neuburg und Schrobenhausen zusammenbringt. Dem dadurch entstandenen Kreisverband für Gartenbau und Landespflege gehören damals 21 Ortsvereine an. Eine Zahl, die sich bis heute verdoppelt hat. Bei den Mitgliedern läuft das Wachstum noch rasanter ab: Aus knapp 1000 Gartenfreunden bei der Fusion sind mittlerweile rund 8000 geworden.
DK
Stefan Janda
Historisches Dokument: Das Protokoll der Gründung von 1897 gibt es noch heute. -Foto: Foto: Janda
