Landkreis Roth
Wegen Trockenheit: Die Pilzsaison droht komplett auszufallen

20.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:40 Uhr

Der „KammerSTEINPilz-Pfad“ ist zwar der einzige seiner Art weltweit, versichert der Pilzberater des Landkreises Roth, Rudolf Roßmeißl. Doch das Interesse daran dürfte sich heuer in Grenzen halten, wie beim Termin mit dem stellvertretenden Landrat Walter Schnell klar wird. Foto: Schmitt

Von Robert Schmitt

Hilpoltstein/Heidenberg – Der Pilzberater des Landkreises Roth, Rudolf Roßmeißl, erklärt die Folgen der anhaltenden Trockenheit.

Rudolf Roßmeißl ist seit 41 Jahren der Leiter der Pilzberatungsstelle im Landkreis Roth. Doch so ein Jahr wie dieses hat der 75-jährige ehemalige Kreiskämmerer noch nicht erlebt. Im Juni hat er aufgrund der ausgiebigen Regenfälle im März und April am Rother Weinberg schon Pfifferlinge gefunden. Nun aber hat er für den Rest des Jahres große Bedenken. „Ob es heuer überhaupt noch Pilze gibt, ist derzeit nicht voraussehbar“, lautet seine Prognose. Der Grund dafür ist die große Trockenheit.

Myzel nennt man das Wurzelgeflecht unter der Erde, aus dem das entsteht, was landläufig als Pilz bezeichnet wird. „Aber eigentlich ist das Myzel der Pilz“, erklärt Roßmeißl. „Das oberirdische sind die Fruchtkörper wie die Äpfel eines Baumes.“ Das Myzel wiederum stehe in enger Verbindung zu den Bäumen des Waldes, denn es gibt an sie Wasser und Mineralstoffe ab. Im Gegenzug liefern sie Zuckerstoffe.

Nur noch etwa 90 Beratungen pro Jahr



Diese Symbiose zwischen dem Myzel und den Saugwurzeln der Bäume funktioniert aber nicht mehr, wenn das Pilzgeflecht aufgrund mangelnder Niederschläge seine Funktion nicht mehr erfüllen kann. „Wenn das Myzel austrocknet, ist über kurz oder lang überhaupt nicht mehr mit Pilzen zu rechnen“, befürchtet der Experte. „Das wäre schlichtweg eine Katastrophe“, findet Roßmeißl.

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Insbesondere für den Landkreis Roth wäre es ein enormer Verlust. Als eines der waldreichsten Gebiete in Bayern haben die Schwammerl hier einen besonders hohen Stellenwert. Das hat Roßmeißl als Pilzberater schon immer erlebt. „Es gab Jahre mit über 300 Beratungen“, erinnert er sich. In jüngster Zeit hat sich das aber geändert. Stets etwa 90 seien es da pro Jahr gewesen. Heuer könnten es noch weniger werden. „Bislang waren es erst neun“, berichtet er.

Eine davon hatte es allerdings in sich: Ein knapp einjähriges Kind von Urlaubern hatte den Sporenstaub einer aufgeplatzten Pilzart gegessen. Roßmeißl konnte helfen, indem er den Pilz als ungiftig identifizierte. Die Untersuchung in der Klinik bestätigte anschließend den Befund.

Pilzberater hat mehr als 17 300 Pilzproben untersucht



Was bei der Pilzberatung immer die Hauptrolle spielt: Ob die gesammelten Pilze essbar sind oder nicht. Das Ziel ist immer, eine Pilzvergiftung zu verhindern. Dafür braucht es viel Erfahrung. „Manches an der Pilzbiologie ist heimtückisch“, weiß Roßmeißl. Wer also auf Nummer sicher gehen will, kommt zu ihm.

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In 41 Jahren als Pilzberater des Landkreises Roth hat Roßmeißl bei knapp 6500 Beratungen über 17300 Pilzproben untersucht. Der Löwenanteil ging als unbedenklich durch. „11999 waren essbar, das sind 68,97 Prozent“, bilanziert Roßmeißl seine Arbeit. 2426 waren giftig. 2972 galten als ungenießbar.

Erledigt hat Rudolf Roßmeißl diese Begutachtung stets vom eigenen Haus in der Rother Von-Vollmar-Straße aus. Ehefrau Marianne sowie die Söhne Bernd und Markus haben sich dabei zu Co-Fachleuten entwickelt. Roßmeißl selbst hatte 1978 bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie eine Pilzberaterprüfung absolviert. „Ab da sind meine Frau und meine Kinder immer hinter mir gestanden“, sagt Roßmeißl.