Gesundheitsamt Roth
„Vor Corona braucht man keine Angst zu haben“: Entwarnung trotz steigender Zahlen

26.10.2023 | Stand 27.10.2023, 14:06 Uhr

Masken bleiben ein gutes Mittel, sich vor Atemwegserkrankungen zu schützen. Foto: dpa

Corona? Da war doch was. Aus der öffentlichen Wahrnehmung ist das Virus fast gänzlich verschwunden, Experten beobachten jedoch aktuell eine Zunahme der Infektionen. Dies lasse sich aus dem Monitoring der bayerischen Staatsregierung ablesen, das die Viruslast im Abwasser messe, erklärt Stefan Schmitzer, Leiter des Rother Gesundheitsamtes. „Und es wird sich weiter nach oben entwickeln.“ Grund zur Sorge sieht er trotzdem nicht.



„Es gibt nichts, was einem große Angst machen muss“, gibt er Entwarnung. Zwar müsse man mit hohen Krankheitsausfällen kalkulieren, „aber nur mit wenigen schweren Verläufen“.

PCR-Meldungen kommen nur aus Krankenhäusern

Die aktuellen Fallzahlen sind laut Schmitzer „verschwindend gering“. Das liege aber auch daran, dass es kaum noch offizielle Tests gebe. „Nur ein Bruchteil der Infektionen wird überhaupt gemeldet“, so der Amtsarzt. Denn in die Statistik gehen nur die mit PCR-Tests erfassten Infektionen ein, aber nur die wenigsten Ärzte würden überhaupt noch testen. „PCR-Meldungen kommen deshalb in der Regel nur aus den Krankenhäusern.“

Das Gesundheitsamt erhebe die Zahlen deshalb gar nicht, eine so genannte Inzidenz, an der sich in den vergangenen Corona-Wellen viele Maßnahmen orientierten, werde auch nicht mehr errechnet. „Das ist im Moment völlig sinnlos“, so Schmitzer. „Viel aussagekräftiger sind die Abwasserwerte.“ Schaut man auf die Karte, sieht man beispielsweise an Nürnberg, einem von 27 Messstandorten in Bayern, dass die Kurve nach oben zeigt mit einem Plus von 13,25 Prozent (Messung vom 18. Oktober). Zu finden sind diese Werte im Internet unter www.bay-voc.lmu.de.

Vorherrschende Variante: Omikron-Sublinien

Die derzeit vorherrschenden Corona-Varianten seien Omikron-Sublinien wie die Eris-Variante (EG.5), die laut Schmitzer einen Anteil von aktuell rund 38 Prozent habe, sowie die sogenannten XBB-Stämme mit einem Anteil am Infektionsgeschehen von rund 34 Prozent. Dass es sich dabei um Omikron-Untergruppen handele, sei das „Beruhigende an der Geschichte“, so Schmitzer. Schwere Verläufe seien nicht zu befürchten. Denn die meisten Menschen hätten sich bereits damit angesteckt – im vergangenen Jahr sei Omikron für fast alle Corona-Fälle verantwortlich gewesen. Oder die Menschen seien dagegen geimpft, was insgesamt zu einer hohen Grundimmunität der Bevölkerung beitrage.

„Hohes Risiko nur für Ungeimpfte“

Ein hohes Risiko für eine schwerere Erkrankung hätten allerdings diejenigen, die vom Virus bisher verschont geblieben und nicht geimpft seien. „Aber das sind die wenigsten und sie werden unser Gesundheitssystem nicht überlasten“, zeigt sich Schmitzer überzeugt.

Völlige Sorglosigkeit ist seiner Meinung nach dennoch fehl am Platz. Ungeimpften empfiehlt er deshalb, die Immunisierung nachzuholen. Zudem sollten Risikogruppen – dazu gehören Menschen mit Vorerkrankungen, ältere Menschen ab 60 Jahren sowie pflegerisches und medizinisches Personal, an Auffrischungen denken, wenn der letzte Antigen-Kontakt mehr als zwölf Monate zurückliegt.

Die derzeit erhältlichen Impfstoffe basieren laut dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) auf der XBB-Familie der Omikron-Subvarianten wie XBB.1.5. „Die neuen angepassten Impfstoffe können sowohl für die Grundimmunisierung als auch für Auffrischimpfungen eingesetzt werden“, heißt auf der Homepage des Instituts.

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Stefan Schmitzer rechnet nicht damit, dass auf absehbare Zeit mit einschneidenden Einschränkungen wie Maskenpflicht oder Kontaktbeschränkungen zu rechnen ist. „Aber die Botschaft aus Corona lautet: Wer eine Erkältung hat, meidet Kontakte, so gut es geht – oder trägt aus Rücksichtnahme eine Maske, beispielsweise beim Einkaufen.“ Zudem biete sich in solchen Fällen an, auf Homeoffice zurückzugreifen – sofern möglich. Darüber hinaus solle man die üblichen Hygieneregeln wie gründliches Händewaschen beachten. Die Hände seien nämlich ein sehr relevanter Infektionsweg.

Corona ist seiner Ansicht nach nur noch ein Erreger für Atemwegsinfektion von vielen. Im Auge sollte man deshalb auch die Grippe und Pneumokokken behalten, „weil sie zu schweren Atemwegsinfektionen wie einer Lungenentzündung führen können.“ Und auch hier könne man mit Schutzimpfungen vorbeugen.

Keine Maskenpflicht im Krankenhaus Roth

Das Krankenhaus Roth verzichtet nach Aussage seiner Chefin Nadine Ortner auf eine Maskenpflicht. Allerdings empfehle man das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes bei Anzeichen jeglicher Art von Infektionen der oberen Atemwege. Eine Häufung von Coronainfektionen sei aktuell nicht zu beobachten, berichtete Ortner. Aktuell befänden sich sechs Patienten mit einer Coronainfektion auf der Normalstation. „Wir haben also ein ruhiges Geschehen“, so Ortner. Patienten würden bei Verdacht auf eine Infektion beziehungsweise wenn sie Symptome hätten, getestet und gemäß Empfehlungen für Krankenhaushygiene versorgt. Ist jemand an Corona erkrankt, werde er im Notfall auch operiert. Nur geplante Operationen würden bei einem positiven Test verschoben – „wie bei anderen Infektionskrankheiten auch“.

HK