Inflationstreiber Energie
Versorger N-Ergie verteidigt satten Strompreisanstieg

Nürnberger Stadtratsmitglied Marion Padua (Linke Liste) kritisiert die Erhöhung um rund 80 Prozent

13.12.2022 | Stand 17.09.2023, 8:34 Uhr

Als „sehr günstig“ im Vergleich mit anderen Stromanbietern sieht sich der lokale Großversorger N-Ergie. Foto: Pelke

Von Nikolas Pelke

Nürnberg – Während der Schnee in Nürnberg noch leise vom Himmel rieselt, klettern die Strompreise bereits kräftig in die Höhe. Der städtische Energieversorger N-Ergie hat angekündigt, die Strompreise ab dem 1. Januar um rund 80 Prozent anheben zu wollen. Diesen starken Anstieg kann Stadtratsmitglied Marion Padua (Linke Liste) offensichtlich nicht nachvollziehen und fordert in einem aktuellen Antrag nun eine öffentliche Begründung für den deutlichen Preissprung.

Schließlich würden andere regionale Grundversorger die Strompreise laut einem Vergleichsportal „nur“ um durchschnittlich rund 60 Prozent anheben, sagt Padua und kritisiert zuletzt gestiegene Millionen-Gewinne der städtischen Energietochter. „Warum werden die Gewinne nicht stärker an die Kunden weitergegeben, sondern stattdessen die Tarife im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich stark erhöht?“, fragt Padua.

Einer der beliebtesten Strom-Tarife soll sich beispielsweise von über 23 Cent auf knapp 45 Cent pro Kilowattstunde verteuern. „Es stellt sich die Frage, warum der hohe Gaspreis derart den Stromtarif bestimmt, obwohl Gas bei der Stromerzeugung für N-Ergie nur einen Anteil von 19,4 Prozent hat“, hakt Padua weiter kritisch nach und warnt vor den sozialen Folgen des geplanten Preisanstiegs. Verbraucher müssten mit Mehrkosten in Höhe von mehreren hundert Euro rechnen. Die vorgesehenen Preisbremsen würden die Preissteigerungen laut Padua ebenfalls kaum erträglicher machen, da der Strompreis beispielsweise erst bei 40 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt werden soll.

Michael Enderlein, Sprecher der N-Ergie, relativiert am Montag die geplanten Preisanstiege auf Nachfrage. „Der Anstieg um rund 80 Prozent fällt bei uns jetzt so hoch aus, weil wir drei Jahre die Strompreise überhaupt nicht erhöht haben.“ Die letzte Anhebung der Stromtarife sei 2020 erfolgt. Auch nach dem Jahreswechsel und dem Anstieg der Preise sei die N-Ergie als Stromanbieter im Vergleich „sehr günstig“.

Apropos: Die Ergebnisse der Vergleichsportale scheut der städtische Energieversorger explizit nicht. Stattdessen wird darauf hingewiesen, dass bekannte Vergleichsportale wie „Verivox“ nicht relative Preissprünge, sondern tatsächliche Strompreise gegenüberstellen müssten. Selbstbewusst weist das Unternehmen zusätzlich auf deutliche Kundenzuwächse hin. „Wir haben tatsächlich viele Kunden für Strom und Gas zuletzt hinzugewinnen können“, freut sich Enderlein und meint damit wohl, dass die Preise deshalb wohl so schlecht nicht sein könnten.

Auch den Vorwurf der falschen Preisberechnung aufgrund des tatsächlichen Energiemixes mit dem relativ geringen Gasanteil ist laut Enderlein nicht richtig. Strom werde unabhängig von der Art der Erzeugung zu einem einheitlichen Preis gehandelt. „Preissetzend ist dabei stets das jeweils teuerste Kraftwerk, das benötigt wird, um die Nachfrage zu decken – in der Regel sind das Gaskraftwerke“, sagt der N-Ergie-Sprecher weiter und verweist darauf, dass sich auch der Nürnberger Strompreis nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage zusammensetzen würde.

Neben den hohen Strompreise müssen die Kunden der N-Ergie auch für Gas mit rund 75 Prozent ab dem neuen Jahr deutlich mehr bezahlen. Gleichzeitig zeigt sich der Energieversorger verständnisvoll. Man sei sich darüber bewusst, dass die gestiegenen Energiepreise eine enorme Belastung bedeuten. Um die höheren Kosten etwas abzufedern, sei Gas und Strom einzusparen laut N-Ergie weiterhin das wirksamste Mittel.

Trotz der guten Ratschläge hinterfragt Padua die Verhältnismäßigkeit beim Preisanstieg. „Ich will einfach mal genau wissen, warum die Preise tatsächlich so drastisch erhöht werden müssen“, freut sich Marion Padua auf die Sitzung an diesem Mittwoch.

HK