Neues Tier soll kommen
Nürnberger Tiergarten tauscht den Tiger: Das steckt dahinter

11.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:21 Uhr

Nikolai hat Nürnberg bereits verlassen. Foto: Burger,Tiergarten Nürnberg

Der Tiergarten der Stadt Nürnberg hat seinen Sibirischen Tiger Nikolai auf Empfehlung des Europäischen Zuchtprogramms EEP (EAZA Ex-situ Programm) an einen Zoo in Schweden abgegeben. In Kürze wird der Tiergarten einen Kater aus einem anderen Zoo übernehmen.



Der Hintergrund des Tiger-Tauschs: Nikolai sollte im Tiergarten zusammen mit dem Weibchen Katinka für Nachwuchs sorgen und damit zum Erhalt dieser stark gefährdeten Tierart beitragen. Da die beiden sozial nicht harmonierten, erfolgt nun ein Tausch.

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Erhaltungszuchtprogramme bedrohter Tierarten dienen dem Artenschutz und versuchen Arten und Unterarten für zukünftige Generationen zu erhalten. EEPs haben das Ziel, über einen Zeitraum von 100 Jahren 95 Prozent der genetischen Information seiner Gründertiere zu erhalten und möglichst alle Gene gleichmäßig in der Population zu verteilen. Die genetische Vielfalt ist für die Gesundheit und Überlebensfähigkeit einer Population ausgesprochen wichtig. Dies besonders auch, wenn die Tiere oder ihre Nachkommen später ausgewildert werden sollen.

Tiergartendirektor: Aggressive Auseinandersetzungen möglich

Nikolai wurde 2017 im Zoo von Lissabon geboren und lebte ab Januar 2020 zusammen mit seiner Schwester im Serengetipark Hodenhagen. Mitte November 2020 kam er schließlich auf Empfehlung des EEP in den Tiergarten Nürnberg, um sich dort mit dem Weibchen Katinka zu verpaaren. Das EEP trifft diese Entscheidungen auf Basis wissenschaftlicher Kriterien. Nikolai und Katinka haben genetisch gut zusammengepasst, allerdings sozial nicht harmoniert. Über mehrere Monate wurden sie regelmäßig zusammengelassen – ohne Erfolg.

„In solchen Fällen kann es bei Raubkatzen zu aggressiven Auseinandersetzungen kommen, die auch mit dem Tod eines Tieres enden können“, sagt Tiergartendirektor Dag Encke. Man habe deshalb entschieden, die Versuche nicht fortzuführen. „Wir werden in Kürze einen neuen Tiger erhalten, der sich mit Katinka hoffentlich besser versteht. Jeder Nachwuchs ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der stark gefährdeten Art.“

2014 wurde der Weltbestand aller sechs Tiger-Unterarten zusammen in der Natur auf lediglich rund 3000 Tiere in elf Staaten geschätzt. 1998 sollen es noch 5000 bis 7000 gewesen sein. In zehn Staaten sind Tiger bereits ausgestorben.

HK