Landkreis Roth
„Stromabschaltung darf nicht passieren“: Landrat Eckstein sichert Haushalten in Not unbürokratische Hilfe zu

02.12.2022 | Stand 18.09.2023, 21:01 Uhr

Wenn die Stromrechnung zum Alptraum wird, hilft der Landkreis Roth unbürokratisch, ehe der Strom abgestellt wird. Foto: Burgi, dpa

Von Richard Auer

Hilpoltstein/Roth – Was passiert, wenn Menschen im Landkreis Roth die massiv steigenden Energiekosten finanziell über den Kopf wachsen und sie beim Energieversorger in Zahlungsverzug geraten? Wenn gar der Strom- und Gasversorger ankündigt, die Leitung zu kappen? Das war Thema im Ausschuss für Seniorenarbeit, soziale Angelegenheiten und Inklusion des Kreistags. Dabei erging der Aufruf an Betroffene, sich in so höchster Not rasch und vertrauensvoll ans Landratsamt zu wenden. Man werde unbürokratisch helfen.

Wolfgang Hunner, der Leiter der Schuldner- und Insolvenzberatung der AWO im Landkreis Roth und Schwabach, sprach das Thema bereits kurz an, als er dem Ausschuss die Schuldnerberatung insgesamt vorstellte. Es kämen in den vergangenen Wochen – „das kommt ganz langsam“ – immer öfter Anfragen von Menschen, die wegen allgemein steigender Preise ihre Schulden nicht mehr bezahlen könnten. Das betreffe dann auch die Stromrechnung. Nach seiner Erfahrung lasse sich mit Stadtwerken wegen der kurzen Wege und direkter Kontakte hier schneller eine Lösung finden als mit der großen N-Ergie.

In diesem Zusammenhang stand auch ein Antrag von Kreisrat Cornelius Voigt (Die Linke): „Der Landkreis möge die Schaffung eines Energiekostenfonds beschließen, um Gas- und Stromsperren für private Haushalte mit geringem Einkommen bis mindestens zum 1. September 2023 zu verhindern.“ Ein Eintrag für eine solche Kostenübernahme solle über das Sozialamt und das Jobcenter erfolgen und dort auch bearbeitet werden. Ausdrücklich ging es Voigt um jene Menschen, die keine Sozialleistungen beziehen und deswegen sonst keine offizielle amtliche Hilfe bei Strom- und Gaskosten zu erwarten hätten. Da seien insbesondere Renterinnen und Rentner betroffen. Voigt, der seinen schriftlichen Antrag schon vor einigen Wochen eingereicht hatte, erklärte in der Sitzung: „Heute würde ich es auch auf kleinere Firmen ausweiten.“

Mit dem Vorstoß rannte er, wie man so sagt, offene Türen ein. Allerdings nicht in der Form, dass nun tatsächlich ein spezieller Energiefonds aufgelegt wird. Vielmehr versprach Landrat Herbert Eckstein (SPD), das Landratsamt werde wie schon bisher die betreffenden Menschen in solchen Fällen sofort unterstützen. Wenn die Stromabschaltung angedroht werde, biete der Landkreis über sein Sozialamt ein zinsloses Darlehen an, dasselbe gelte auch bei Heizkosten. Das betreffe ausdrücklich auch Menschen, die nicht in den Leistungsbereich des Sozialamts fallen. „Wenn der Weg zu uns gesucht wird, wird der Person geholfen.“ Voigt nannte das „einen guten Ansatz – aber ich würde es gerne unbürokratisch haben“ – und das wurde ihm zugesichert. Landrat Eckstein: „Menschen zu helfen, ist heute schon unbürokratisch möglich. Wir sind da sensibel.“ Gleichzeitig versicherte er dem Linken-Kreisrat: „Die Intention für Ihren Antrag, Herr Voigt, ist edel.“

Eine klare Ansage machte er in Richtung Energieversorger und deren soziale Verantwortung: „Strom abzuschalten jetzt im Winter wäre das Krasseste, was es gibt! Das darf im Winter nicht passieren!“ Mit den Stadtwerken im Landkreisgebiet gebe es den Konsens: „Die Stadtwerke riegeln nicht Gas und Strom ab.“ Auch bei der N-Ergie meinte Herbert Eckstein: „Das könnte ich mir schwerst vorstellen.“ Er werde aber auf die N-Ergie noch eigens zugehen.

HK