Nach Feueralarm ins Viertelfinale
SpVgg Roth: Bogenschütze Philipp Bauer wird bei DM Achter – Waffeleisen sorgt für Unterbrechung

11.03.2024 | Stand 11.03.2024, 15:10 Uhr
Cornelia von Hardenberg

Alles im Blick: Philipp Bauer (vorne) zeigte bei der DM in Sindelfingen eine Top-Vorstellung. Foto: Lisa Machuj

Eigentlich war schon alles vorbei. „Ich dachte mir: Das Finale kannst du dir abschminken“, sagt Philipp Bauer. Der Bogenschütze (SpVgg Roth) schaffte bei den Deutschen Meisterschaften im Glaspalast Sindelfingen nur magere 51 Ringe im ersten Durchgang der Qualifikationsrunde. Rang 64 von 70 angetretenen Schützen stand zu Buche in der Hauptklasse Recurve Herren. Dann begann eine furiose Aufholjagd.

Durchgang zwei: Rang 51, Durchgang drei und vier: Rang 34 und zur Hälfte lag Bauer mit 280 Ringen bereits auf Rang 29. Auf einmal stellte er fest: „Es fehlen nur noch sechs Ringe für einen Platz unter den besten Sechzehn. Das Feld lag wahnsinnig eng beieinander, es kam wirklich auf jeden Schuss an“, so der Ingenieur. Nach der Pause konnte er sein Niveau weiter steigern und schob sich über die Zwischenränge 23, 18, 16 und 15 zum Ende der Qualifikationsrunde tatsächlich mit 572 Ringen auf Rang vierzehn und hatte damit das Achtelfinale der besten Sechzehn erreicht.

Kopfschmerzen als Konzentrationshilfe

Dabei hatte er im Hotel ziemlich schlecht geschlafen und war mit Kopfschmerzen aufgewacht. Doch im Nachhinein könnte ihm genau dies geholfen haben: „Durch die Kopfschmerzen war ich einfach total auf mich fokussiert und konnte alles um mich herum ziemlich gut ausblenden. Ich habe keinerlei Erfolgsdruck verspürt sondern wollte einfach nur durchhalten“, so Bauer. Auch eine kurze Zwangspause im achten Durchgang – es gab Feueralarm (vermutlich ausgelöst durch ein Waffeleisen) – konnte ihn nicht irritieren. Um seine Leistung einzuordnen: In Summe beendete Bauer die Qualifikationsrunde mit einen Schnitt von 9,53 Ringen, isoliert im zweiten Durchgang sogar mit 9,73 Zählern. Für genau diesen Schnitt wurde Florian Unruh, Olympia-Teilnehmer im Jahr 2021, einige Wochen zuvor als bester Schütze der Bundesliga geehrt.

K.o.-Runde: Bauer als bester Bayer im Viertelfinale

Im Achtelfinale traf Bauer auf den mit 581 Ringen drittbesten Qualifikanten: Mario Schirrmeister vom TS 1861 Bayreuth. Zum Modus: Pro Duell mit drei Pfeilen gab es maximal zwei Punkte zu gewinnen, bei Ringgleichheit wurden die Punkte geteilt. Wer zuerst sechs Punkte erreicht hatte, sicherte sich den Sieg.

Bauer und Schirrmeister starteten mit einem Remis (1:1), dann setzte sich der SpVgg-Akteur mit 5:1 ab, ließ Schirrmeister noch auf 5:3 herankommen, um dann das Duell in der vierten Passe mit 7:3 für sich zu entscheiden. Damit war Bauer, als einzig verbleibender Schütze aus Bayern, im Viertelfinale – ein Ergebnis, mit dem niemand gerechnet hatte. Doch hier musste er dann den Anstrengungen der letzten Stunden Tribut zollen. Glatt mit 0:6 Punkten verlor Bauer gegen den späteren Deutschen Vizemeister Lukas Winkelmayer aus Herne und kam in der Endabrechnung auf Rang acht.

„Ich war mit meiner Kraft und Kondition einfach am Ende“, so der Vollzeit-Ingenieur in der Retrospektive. „Um auf diesem Niveau mithalten zu können, müsste ich wesentlich mehr trainieren, und diese Zeit habe ich einfach nicht.“

Material, neue Abläufe und gute Atemtechnik

Bauers Erfolg hatte mehrere Gründe: Zunächst hatte er wie berichtet das Material, vor allem Pfeile und Griffschale, optimiert. Parallel dazu änderte der Pfeiljäger, der sich seit Jahren selbst trainiert, die Abfolge des Schussaufbaus vom Stand bis zur Endausrichtung und brachte dadurch noch mehr Ruhe in den Bewegungsablauf. Der entscheidende Unterschied war aus Bauers Sicht die Arbeit an der Atmung: „Damit habe ich am Ende noch mehr Luft, auch wenn ich mal länger im Auszug stehe.“

Deutscher Meister wurde David Strodick vom SuS Borke (Westfalen), in Abwesenheit der Schützen des Nationalkaders, die sich derzeit auf die Europameisterschaften Anfang Mai in Essen vorbereiten und dort mit den deutschen Damen gleichziehen wollen, die sich schon für die Olympischen Spiele in Paris qualifiziert haben.

cvh