Brasilianer in Nürnberg
Spannende Dienstreise zum Christkind

Wie die Nürnberg-Messe es schafft, aus den Mitarbeitern weltweit eine große Familie zu machen

20.12.2023 | Stand 20.12.2023, 5:00 Uhr
Birgit Ropohl

Das Treffen mit dem Nürnberger Christkind beeindruckte die Brasilianer sehr. Foto: Birgit Ropohl

Für viele ist es überhaupt die erste Reise heraus aus ihrem sonnigen Heimatland Brasilien. Und dann gleich hinein ins kalte Deutschland. 25 Grad Temperatur-Unterschied. Brrr! Doch dem Kälteschock folgt schnell Begeisterung – über die Nürnberger Altstadt mit den schmucken Sandstein-Häusern, historischen Brunnen, autofreien Zonen. 64 Brasilianer aus der Millionenmetropole Sao Paulo sind nach Nürnberg gekommen, um ihren deutschen Arbeitgeber, die Nürnberg-Messe, besser kennenzulernen.

Es ist längst Tradition, dass die Nürnberg-Messe einmal im Jahr Mitarbeiter einer ihrer ausländischen Tochtergesellschaften einlädt, um ihnen ein Gefühl für die Stadt zu vermitteln, die sie international repräsentieren. Diesmal waren die Brasilianer an der Reihe.

Fast 15 Jahre ist es her, dass die Nürnberger Messe in Brasilien eine Tochtergesellschaft gegründet haben. Eine Tochter, auf die Messe-CEO Peter Ottmann „unglaublich stolz“ ist. Sie arbeite hart, zähle zu den drei größten Messegesellschaften Brasiliens und habe die Verluste, die in der Pandemie aufgelaufen seien, schnell wieder eingeholt. „Sie ist nicht nur eine unserer erfolgreichsten, sondern auch unserer profitabelsten Töchter.“

2007 hatte die Nürnberg-Messe ihre Internationalisierung gestartet. Inzwischen verfügt sie über rund 1100 Mitarbeiter an elf Standorten weltweit. Die Töchter in Brasilien, China, Indien, Griechenland, Italien und Nordamerika erwirtschaften gut 20 Prozent des Umsatzes. Die landestypisch unterschiedlichen Mentalitäten der Mitarbeiter beflügeln laut Ottmann die Geschäfte ungemein. Voneinander lernen, Erfahrungen austauschen, den Horizont erweitern. „Office Exchange“ etwa heißt eines der Zauberwörter, also Büro-Tausch, das Mitarbeitern ermöglicht, die Arbeitsweise ihrer Kollegen in fremden Ländern kennenzulernen – um anschließend davon für die eigene Arbeit zu profitieren.

Was Menschen aus verschiedenen Nationen beruflich voneinander lernen können? „Jede Menge“, sagt Peter Ottmann. Andere Länder, andere Herangehensweisen. Joâo Picolo, CEO der brasilianischen Tochter, sieht das ebenso. Beispiel: „Die Brasilianer sind extrem kreativ, die Deutschen diszipliniert und strukturiert.“ Beides zusammen ergäbe den perfekten Mix, zumal jeder die Arbeit des anderen wertschätze. Es sei ein gutes Gefühl, Teil der NürnbergMesse-Gruppe zu sein. „Hier zählen Menschen.“

Eine der brasilianischen Eigenschaften bewundert Ottmann besonders: „Brasilianer können mit jeder Situation umgehen. Deutsche mache Pläne, Brasilianer sind katastrophenerprobt und finden unmittelbar eine Lösung.“ Das zu sehen, sei „ein großes Vergnügen“.

Bei der Dienstreise der Brasilianer ins winterliche Nürnberg steht das Arbeitsprogramm im Vordergrund. Doch es bleibt auch Zeit, die Stadt zu erleben. Zu den Höhepunkten zählt ein Empfang im Rathaus. Wirtschaftsreferentin Dr. Andrea Heilmaier spricht von der enormen wirtschaftlichen Bedeutung der Messegesellschaft.

Extra für die Gäste aus Südamerika spricht das Nürnberger Christkind seinen Prolog. Das beeindruckt. Ebenso der anschließende Bummel über den weltberühmten Christkindlesmarkt. Und die „Drei im Weckla“ schmeckten erheblich besser als die Wurst in Sao Paulo, schwärmen Giulia und Vania.

Inzwischen friert auch niemand mehr, dank der fürsorglichen Gastgeschenke der Nürnberger Kollegen: warme Handschuhe und Einlegesohlen für die dünnen Sneaker.

HK