Klinik-Clowns in Nürnberg
Seit 25 Jahren bringt der Verein Klinik-Clowns Bayern Abwechslung in Krankenzimmer

Mit Hut, Maske und Luftballon sorgen sie für gute Laune

10.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:53 Uhr

Die beiden Klinik Clowns Maggie und Beppo mit Celina in der Cnopfschen Kinderklinik in Nürnberg. Foto: Rehm,epd

Die Klinik-Clowns sorgen seit 25 Jahren für Abwechslung im Krankenhaus. Auch in der Cnopfschen Kinderklinik in Nürnberg statten die professionellen Künstler den kleinen Patienten einen Besuch ab.



In Zimmer 20 der Station „Strand“ in der Cnopfschen Kinderklinik in Nürnberg findet ein Fotoshooting statt. Celina (15) kann gar nicht so schnell gucken, wie sie von den beiden Klinik-Clowns mit Stoffhut, Schleife, roter Nase und einem roten Luftballon in Herzform dekoriert wird. Die kleinen Lampen an den Krankenhausbetten dienen als Scheinwerfer, Dr. Beppo pustet Celina mit seiner Ballonpumpe ins Haar, dass es nur so fliegt. „Wie die Marylin“, ruft er begeistert, oder „Vom Winde verweht“. Dr. Maggie McDudel sorgt für den richtigen Soundtrack und schmettert „Somewhere Over The Rainbow“. Nach einigen Minuten zieht der Wirbelsturm in Clownform weiter ins nächste Zimmer.

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„Das war ziemlich lustig. Mal was anders, das hätte ich so nicht erwartet“, sagt Celina nach dem Besuch. „Für die Kinder ist das toll. Wenn sie gerade Schmerzen haben oder traurig sind, kann das sehr aufmunternd wirken“, fügt ihre Mutter Marina Fuchs hinzu. Eines der erklärten Ziele der Klinik-Clowns ist es, Kinder von ihrer Krankheit abzulenken. Aber auch die Eltern freuen sich immer wieder über die Abwechslung im Klinikalltag.

Improvisationsfähigkeit und Einfühlungsvermögen



„Wir machen ein Angebot und wir können auch abgelehnt werden, wenn die Kinder gerade keine Lust auf uns haben oder sich lieber einen Film auf ihrem Tablet anschauen. Wir haben ja keinen festgelegten Therapieauftrag“, sagt Dr. Beppo, der Stefan Drücke heißt und seit 15 Jahren als Klinik-Clown arbeitet.

Seine Arbeitsuniform besteht aus einer gelben Hose, einem rot-weiß geringelten T-Shirt mit gigantischer Krawatte und einem ockerfarbenen Stoffhut. Nicht fehlen dürfen außerdem der weiße Kittel mit der Aufschrift „Klinik Clowns“ und der lederne Arztkoffer, in dem sich hauptsächlich Luftballons befinden. Der Doktortitel ist bei den Clowns Ehrensache, der Beruf dagegen mit strengen Qualifikationsanforderungen verknüpft. Voraussetzungen sind eine künstlerische Ausbildung im darstellenden Bereich, Improvisationsfähigkeit und eine große Portion Einfühlungsvermögen.

Susanna Curtis alias Dr. Maggie McDudel



Drücke ist Schauspieler, seine Kollegin Susanna Curtis alias Dr. Maggie McDudel Choreografin und Tänzerin. Vor 18 Jahren stieß sie auf die Clowns und meldete sich zum Casting an. Sie besucht einmal pro Woche die Cnopfsche Kinderklinik und seit 2019 auch das Georg-Schönweiß-Seniorenheim in Nürnberg. Ihr Markenzeichen sind Karomuster von den Socken bis zum Kleid, die an ihre britische Heimat erinnern.

Der Verein Klinik-Clowns Bayern mit Sitz in München begann vor 25 Jahren mit seinen „Visiten“ in bayerischen Kinderkrankenhäusern und Seniorenheimen. Mit der Zeit kamen Einrichtungen für behinderte Menschen, geriatrische Klinikstationen, Stationen für schwer kranke erwachsene Patienten und Hospize dazu. Inzwischen sind 70 Clowns in mehr als 100 Einrichtungen aktiv. Als professionelle Künstler werden die Clowns für ihre Einsätze bezahlt. Das Geld dafür kommt vor allem aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen.

Keine Details zu den Erkrankungen



In der Cnopfschen Kinderklinik haben die Clowns inzwischen das Krankenhausbett des fünfjährigen Radu mit bunten Luftballons gefüllt, sich von ihm eine Maisstange stibitzt und in einen Luftballon gesteckt, der nun beim Schütteln lustige Geräusche macht. Vater Adrian Ungureanu bekommt ein Herz als geduldigster Papa des Tages. „Mein Kind ist über zehn Tage im Krankenhaus und ihm ist sehr langweilig, trotz Tablet und allem. Da war das heute ein toller Moment“, sagt er nach dem Besuch.

Details zu den Erkrankungen der Kinder erfahren die Clowns nicht. Das ist wichtig für ihre eigene seelische Gesundheit, die auch mit regelmäßigen Fortbildungen gesichert wird. „Wir sind zum Beispiel auf der Onkologie mit den Krebspatienten, aber dort erleben wir auch so viel Rührendes und die Menschen sind sehr glücklich, dass wird da sind“, sagt Drücke.

Zur Arbeit der Clowns gehört nicht nur das Lachen



Er erzählt von einem rührenden Moment, als eine Mutter ihrem drei Monate alten Baby ein arabisches Schlaflied vorsang. „Dann hat Maggie aus ihrem Kulturkreis ein Schlaflied gesungen und dann gab es noch ein anderes. Das fand ich unglaublich schön und berührend. Ein kostbares Geschenk.“

Zur Arbeit der Clowns gehört nicht nur das Lachen, erzählt Curtis. Sie versuchen, die Stimmung im Raum aufzunehmen. Wenn Eltern lieber jemanden umarmen oder weinen wollen, seien sie auch dafür offen. „Der Clown kann alles – und das ist glaube ich auch das, was unsere Arbeit ausmacht.“ Zehn bis 25 Kinder mit ihren Familien besuchen Curtis und Drücke pro Einsatz. Bei den Kindern agieren sie sehr spielerisch, sagt sie. „Weil wir vom Theater kommen, tanze ich Ballett oder Beppo spielt Romeo. Manchmal verstecken wir uns oder spielen mit den Luftballons.“ Bei den Senioren machen die Clowns mehr Musik, um Menschen mit Demenz mit alten Erinnerungen abzuholen. So ist jeder Einsatz anders „und das ist das Schöne an unserer Arbeit. Es kommt immer etwas Unerwartetes“, sagt Susanna Curtis.

Julia Riese/epd