Landkreis Roth
Rother Tierheim hätte gern mehr Platz für Wild- und Nutztiere

Unbebautes Nachbargrundstück würde dringend benötigte Möglichkeiten bieten – Immer wieder kommen Anfragen rein

13.01.2023 | Stand 13.01.2023, 17:11 Uhr

Kein Platz für Wild- und Nutztiere im Rother Tierheim: Immer wieder erreichen die Mitarbeiter Anfragen für Habicht, Ente oder Esel. Auch dieser putzige Waschbär war schon zu Gast. Derzeit muss Chefin Carmen Nottrott aber meistens passen. Foto: Tierheim Roth

Von Viola De Geare

Roth – Carmen Nottrott, die Leiterin des Rother Tierheims, hatte schon so ziemlich alle Tiere da. Schwierig wird es aber, wenn statt Hund, Katze oder Meerschweinchen ein Ziegenbock, ein Hängebauchschwein oder ein Pfau untergebracht werden müssen.

„Ich muss bei den meisten Anfragen in diese Richtung Nein sagen, weil wir keine Möglichkeit haben, diese Tiere hier bei uns unterzubringen“, erklärt Carmen Nottrott – und wer sie kennt, weiß, dass jede Absage ihr in der Seele weh tut. Deshalb überlegt der Tierschutzverein schon länger, das Tierheim zu erweitern, so dass auch Nutztiere oder Wildtiere temporär untergebracht werden können.

Aktuell hatte Nottrott etwa den Fall, dass Mietnomaden ein Entenpaar einfach so zurückgelassen haben. Die Nachbarn bemerkten das zwar und kümmerten sich daraufhin um die Tiere, aber das sei natürlich keine Dauerlösung, berichtet Nottrott – die Tiere brauchen über kurz oder lang ein neues Zuhause. Im Tierheim findet sich aber auch kein Plätzchen. Denn Enten brauchen ein Freigehege, der Platz ist aber schon durch den Hunde-Auslauf belegt; die Tiere gemeinsam zu halten, geht auch eher schlecht. Außerdem müssten die Tiere eigentlich erst einmal in Quarantäne.

Nutztiere bringen andere Vorschriften mit sich

Dies ist aber nicht das einzige Nutztier, dass Nottrott untergekommen ist. So hatte sie bereits drei Hängebauchschweine im Tierheim – was aber wiederum anders schwierig ist, weil man hier eigentlich einen doppelten Zaun benötigt – zum Schutz vor der Schweinepest.

Auch ein Ziegenbock suchte bereits im Tierheim Asyl. Dieser wurde in Allersberg auf einer Straße eingesammelt – ein Besitzer fand sich allerdings nicht.

Auch eine Anfrage wegen Pfauen hatte Nottrott schon – keine Chance. „Das Gehege müsste riesig sein, da will ich gar nicht erst an die Materialkosten denken, vom Platz ganz zu schweigen“, sagt sie. Denn die Kosten zum Bau einer Voliere müsste der Tierschutzverein selbst stemmen.

Und das sind nur Nutztiere. Von Wildtieren ist noch gar nicht gesprochen. Ein verletzter Habicht etwa: „Wo soll ich denn den noch unterbringen?“, fragt sie. Aber immer wieder brauchen eben auch Wildtiere Hilfe, etwa wenn sie zum Beispiel von Jägern verletzt gefunden und gesund gepflegt werden müssen, bevor sie wieder ausgewildert werden können. All diesen Tieren würde Carmen Nottrott gerne einen Platz bieten, aber kann es nicht.

Eine Chance, das in Zukunft doch zu ermöglichen, könnte eine Freifläche neben dem Tierheim sein. Unter den Hochspannungsleitungen gibt es ein Areal, das derzeit brach liegt. Es gehört dem Discounter Aldi, der im südlichen Teil des Geländes sein großes Zentrallager betrieben hat. Da Aldi sich nun logistisch anders aufgestellt hat, sollen diese Fläche und eine angrenzende Waldfläche, die unmittelbar an das Gewerbegebiet angrenzt, nun entwickelt werden.

Für Carmen Nottrott wäre die Fläche ideal. „Unter den Leitungen kann man eh kaum etwas anderes bauen, das wäre gut geeignet für Gehege. Und durch die Bäumchen, die dort stehen, hätten wir im Sommer gleich Schatten“, sagt sie.

Für Wildtiere gibt es oft spezifische Auffangstationen, wo Privatleute sich etwa um Eichhörnchen oder Igel kümmern. Besonders für Nutztiere ist es jedoch schwer, eine Bleibe zu finden, wenn diese wegen Vernachlässigung oder falscher Haltung ihrem Besitzer weggenommen werden müssen, wie etwa Esel oder Alpaka. „Da ist es gut, wenn man sofort reagieren kann und die Tiere erst einmal untergebracht werden können, damit man in Ruhe sehen kann, wie es weitergeht“, erklärt Nottrott. „Es muss nur ein Unfall mit einem Tiertransport sein“, führt sie weiter aus. „Die Tiere kann man ja nicht im Fahrzeug lassen.“ Auch illegale Transporte werden immer wieder auf den Autobahnen rings um Roth gestoppt. „Man glaubt gar nicht, was die Leute alles mit rein schleppen“, sagt sie.

Bebauungsplanverfahren dauert, Bereitschaft wäre da

So schnell wie manche Tiere das bräuchten, wird es aber nicht gehen. Die Stadt Roth hat dafür bereits einen Bebauungsplan entworfen, kann aber, weil das Verfahren derzeit noch läuft, nicht mehr sagen.

Auch Aldi äußert sich bislang noch zurückhaltend. Volker Straubinger, Director Real Estates ist derzeit damit beschäftigt, gemeinsam mit der Stadt Roth das Baurecht zu schaffen – was genau dann später mit dem Gelände passiert, liege nicht in seiner Hand. Aber er lobt die gute Nachbarschaft mit dem Tierheim über die vergangenen 35 Jahre. Ob das Tierheim dann auch eine Fläche bekommen könnte, werde man sehen müssen. Bestimmt noch bis zur Mitte des nächsten Jahres werde es dauern, bis ein Bebauungsplan endgültig steht. Auch erst dann können die Pläne konkreter werden. Der Wille von Seiten des Tierheims sei da.

Glückliches Ende für zurückgelassene Enten

Für das zurückgelassene Entenpaar immerhin hat Nottrott inzwischen im Tierheim in Donauwörth eine neue Bleibe gefunden. Dort gibt es sogar einen kleinen See, wo die Enten ausgiebig paddeln können.

HK