Landkreis Roth
Besondere Würdigung: Rother Tierheim erhält bayerischen Tierschutzpreis

12.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:39 Uhr

Bei der Preisverleihung am Montag in München: Umweltminister Thorsten Glauber (FW) mit Carmen Nottrott und deren Stellvertreterin Christina Fürst vom Rother Tierheim (v.l.). Foto: Umweltministerium

Von Monika Meyer

Hilpoltstein/Roth – Die bayerische Staatsregierung hat das Rother Tierheim mit dem Tierschutzpreis 2022 ausgezeichnet. Die Urkunden nahmen die Tierheimleiterin Carmen Nottrott und ihre Stellvertreterin Christina Fürst am Montag in München entgegen.



„Es ist toll, wenn man den Preis bekommt“, sagte Nottrott im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die Leute sehen nun: Wir machen einen tollen Job.“

Seit 17 Jahren leitet Carmen Nottrott das Rother Tierheim und sie hat schon einiges gesehen. Erst im Juni wurde sie an einem lauen Sommerabend zu einem illegalen Welpentransport gerufen, den die Polizei auf der A6 bei Waidhaus auf dem Weg von der Slowakei nach Spanien gestoppt hatte. Die reinrassigen Hündchen – darunter Malteser, Dackel und Möpse – befanden sich in einem desolaten Zustand, dehydriert und apathisch. „Ob sie die weitere Fahrt bis zum Ziel überstanden hätten, ist mehr als fraglich“, schrieb die Polizei damals in ihrer Pressemeldung.

Für Carmen Nottrott Grund genug, alles stehen und liegen zu lassen und die knapp 140 Kilometer nach Waidhaus zu eilen. „Ich war zwar zu einem 50. Geburtstag eingeladen, aber da habe ich meinen Mann dann alleine hingeschickt“, erzählt sie lachend. „Der Tierschutz kennt nun mal keine Bürozeiten“, sie sei im Notfall immer erreichbar. „Das kann man aber nur machen, wenn man mit ganzem Herzen dabei ist.“

Das Rother Tierheim nahm 29 der 72 Hundewelpen auf, obwohl theoretisch nur der Landkreis Roth zum Einzugsgebiet der Einrichtung auf dem abgelegenen Gelände an der Noris-straße in Roth gehört. Aber es gelte die Devise: „Die Tiere können nichts dafür, wo sie wohnen.“ Deshalb helfe man in solchen Notsituationen gerne aus. Für die Welpen jedenfalls fand die Geschichte ein Happy End. Alle kamen in gute Hände, versichert Carmen Nottrott. „Fast täglich bekomme ich Bilder, auf denen ich sehe, wie gut sie sich machen.“

Das Tierheim hat sich nun sogar über Ländergrenzen hinweg für notleidende Geschöpfe eingesetzt: Stichwort Ukrainekrieg. Ein Bekannter, der ins Kriegsgebiet gereist sei, habe ihr Videos von unter Trümmern begrabenen Hunden geschickt. Keine Frage für die Rotherinnen, dass sie auch in diesem Notfall ihre Türen für hilfsbedürftige Tiere öffnen würden.

Dieses Engagement war einer der Gründe für die Verleihung des Staatspreises. Den Preis erhält laut der Staatsregierung nur, wer sich „in herausragender Weise um den Tierschutz verdient macht“. Und das treffe auf Carmen Nottrott und ihr Team zu. Denn sie seien „immer bereit zu helfen“, heißt es in der Laudatio. „So auch, als Hilfe für die Tiere in der Ukraine nötig war. Aus dem Kriegsgebiet gerettete Hunde fanden im Tierheim Roth eine sichere Bleibe.“ Die Rother schickten sogar Futter und Zubehör in das gebeutelte Land, um die dort gebliebenen Tiere zu versorgen.

Zum Rother Tierschutzteam gehören neben Nottrotts Stellvertreterin Christina Fürst insgesamt neun Mitarbeitende, die von rund 30 Paten sowie weiteren Freiwilligen unterstützt werden. „Viele von ihnen kommen täglich, helfen uns beim Reinigen, Füttern und führen die Hunde aus“, erzählt Nottrott begeistert. „Wir haben mittlerweile sogar eine Jugendgruppe.“ Das ist aber auch nötig, denn aktuell leben 39 Hunde, 83 Katzen und 17 Kleintiere wie Kaninchen, Vögel und Meerschweinchen im Rother Tierheim. Sie alle brauchen Pflege und Zuwendung.

Ein ausgezeichnetes Netzwerk, ein gutes Organisationstalent und eine gehörige Portion Spontaneität sind die Mischung, die laut Carmen Nottrott für eine erfolgreiche Tierschutzarbeit notwendig ist. Als sich beispielsweise vor rund sieben Jahren eine gesundheitlich angeschlagene Frau nicht mehr um ihre Tiere kümmern konnte, war das Tierheim gefragt, insgesamt 37 Schlangen, 200 Farbratten, Hunde und eine Reihe von Reptilien, darunter eine Wasseragame, also eine Großechse, unterzubringen. Und das auf die Schnelle.

Einige der Tiere habe die Reptilienauffangstation in München aufgenommen, aber die Wasseragame nahm Carmen Nottrott mit nach Hause: „Mein Mann hat extra ein Terrarium für sie gebaut.“ Das Tier lebte noch einige Jahre glücklich bei den Nottrotts, bis es starb. „Das war unser Goldstück“, erzählt Nottrott, der die Liebe zu Tieren quasi in die Wiege gelegt wurde. Ihr Großvater sei Tierarzt gewesen und „mein Vater hat auch alles Mögliche mit heimgebracht – vom Esel bis zum Schäferhund. Ich kenne es nicht anders.“

Weitere Preisträger waren in diesem Jahr der Tierschutzverein München und die Tiertafel in Würzburg, zudem ging ein Sonderpreis an die Igelstation Otzing (Landkreis Deggendorf). Der Bayerische Tierschutzpreis ist mit insgesamt 12000 Euro dotiert.

HK