Zum 30. Mal
Rother Bluestage feiern Jubiläum

Vielfältig wie selten zuvor

15.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:02 Uhr

Das Jubiläumsteam der Kulturfabrik freut sich mit Roths stellvertretender Bürgermeisterin Claudia Lux rechts) auf Stars wie.... Fotos: Breuer/Kresak/King/King King/Messingschlager

Mit einem Video startet die Pressekonferenz der diesjährigen Rother Bluestage vom 25. März bis 2. April. Zu sehen sind viele der Stars, die in den zurückliegenden Jahren in der Kulturfabrik waren. Ein Rückblick nicht von ungefähr, sind doch mittlerweile 31 Jahre vergangen, seit ein kleines Blueswochenende die Geburtsstunde des Festivals war, das heuer zum 30. Mal stattfindet.

„Beim Anschauer des Films sticht einem die Bedeutung ins Auge“, sagt Monika Ammerer-Düll, die nun auch schon seit 15 Jahren mit Silke Rieger die Geschicke der Kulturfabrik und damit der Bluestage führt. Natürlich habe man intensiv über das Motto der Jubiläums nachgedacht. „Um dann festzustellen, das Gute liegt so nah.“ Sprich, das Motto der Bluestage aufzugreifen, die 2020 so übel von der Pandemie abgegrätscht wurden: „Think outside the Box.“

Der berauschende Cocktail im Kopf

„Das trifft es genau“, sagt Ammerer-Düll. Es sei hier zwar immer um die verschiedenen Spielarten des Blues gegangen, aber man habe auch immer über den Tellerrand geschaut. „Wir lieben Blues, aber auch Jazz, Funk und Rock.“ Jeder habe doch einen berauschenden Cocktail im Kopf, kaum jemand sei eindimensional. „Wir sind kein Steakhaus, das 50 Variationen anbietet.“ Vielmehr habe man eine kleine, aber feine Karte und hoffe, dass sich die Gäste darauf einlassen.

So wie auf Thomas D, der heuer mit The KBCS der Headliner des Festivals ist. Bekannt ist er als Teil der Fanta 4. Allerdings hat er schon immer das Popstar-Dasein durch Handarbeit ausgeglichen. Das macht er auch mit The KBCS: Vereinnahmender Vintage-Sound mit trockenen Drums, erdigen Basslines, spacigen Keyboard-Sounds und filigran-minimalistischen Gitarren. Die Instrumental-Jazzer harmonieren perfekt mit Thomas Ds zeitlosen und tief poetischen Texten – heraus kommt eine liebevolle Symbiose mit Tiefgang mit ausschließlich echt gespielten Instrumenten.

Starten werde man heuer aber mit einem Zeitsprung, sagt Ammerer Düll, denn beide – Samantha Fish und Wolfgang Kalb – seien schon für 2020 gebucht gewesen. Während Kalb dem reinen Blues in der Linde frönt, rockt Samantha Fish die Kufa. Man dürfe sich von ihrem Marylin-haften Äußeren nicht täuschen lassen. „Sie ist the beauty and the beast in einem.“ Inspiriert von Tom Waits, Leonard Cohen, R.L. Burnside, Prince oder Black Sabbath sei sie „outside of the box“. Und: Für „Guitar World“ ist sie auf Platz sieben der Rangliste.

Eines dieser Gerichte oder Menüs von denen Ammerer-Düll spricht, ist dieses Mal ein creolisch-französisches aus Guadeloupe: Delgres. In gewisser Weise erfinden sie den Blues neu, alleine schon durch die Instrumentierung: Gitarre, Drums, Sousaphone. Delgres mischen Blues mit trancigen Rockparts. Ali Farka Touré und John Lee Hooker klingen genauso bei ihnen durch wie die Black Keys.

30 Jahre sei man nun im Auftrag des Blues unterwegs, so Silke Rieger. Und an diese vielen großen Konzerte werde man beim Jubiläum anknüpfen – mit Jesper Munk, der bereits zum dritten Mal komme. Der bringe ein neues Album mit, „sein bisher persönlichstes“. Es zeige seine Wandlungsfähigkeit, nun sei er wieder zu Blues, Jazz und Soul zurückgekehrt, „zu seinen Idolen“.

Ein weiteres Highlight und gleichzeitig eine dreifache Premiere ist das Doppelkonzert von Philipp Fankhauser und der Ellis Mano Band. Beide Acts seien zum ersten Mal in Roth und „es ist die erste Schweizer Bluesnacht“. Die Familie Allison hingegen ist so eine Art Stammgast, erst Vater Luther, dann Sohn Bernard – wenngleich das letzte Gastspiel bereits 16 Jahre zurückliegt, nun kommt Bernard, der längst zum Vermächtnisverwalter von Luther geworden ist, wieder zu den Bluestagen.

Unter dem Motto „Female Empowerment On Stage“ trifft bei einem weiteren Doppelkonzert das rothaarige Energiebündel Whitney Shay auf „Kroatiens Antwort auf Sheryl Crow und Norah Jones“ Vanja Sky . Während die Energiefrau aus San Diego Premiere feiert, hat Vanja Sky schon 2019 die Bühne brennen lassen.

Eine geerdeter Schottegibt weiter Gas

Den Abschluss der 2023-Bluestage macht auch ein alter Bekannter: Alan Nimmo. Vor zehn Jahren habe sie ihn zum ersten Mal gesehen, erinnert sich Monika Ammerer-Düll. „Als erstes habe ich gedacht, wie kann man mit diesen Pranken Gitarre spielen.“ Er konnte und habe immer filigraner und leiser gespielt, bis man fast nur noch den Anschlag hörte. „Plötzlich ging die Lüftungsanlage im Posthorn an.“ Großes Gelächter folgte, Nimmo drehte auf „und irgendwie hat das gepasst“ – zu diesem geerdeten Typen aus Schottland. Wie sein Bruder Stevie, der ebenfalls in Roth dabei ist, wanderte er schon durch manch Tal. „Zum Glück hat alles geklappt, ich habe meine Gesangsstimme behalten und kann weiter auf der Bühne Gas geben.“

Gas gegeben wird im Übrigen nicht nur in der Rother Kulturfabrik, sondern auch im Schwanensaal, in der Galaxy Bar Lounge und in der Linde (siehe Kasten).

HK