Röttenbach
Röttenbach plant Lehrpfad für naturgeschichtlich interessierte Wanderfreunde

Neuer Keuper-Lehrpfad im Röttenbacher Ausschuss für Umwelt, Nachhaltigkeit und Naherholung vorgestellt

14.11.2022 | Stand 19.09.2023, 22:41 Uhr
Johann Schrenk

Der Eingang zum ehemaligen Bierkeller des Dorfgasthauses ist vom Einsturz bedroht. Für die Sicherung hat der Röttenbacher Ausschuss für Umwelt, Nachhaltigkeit und Naherholung die entsprechenden Mittel im kommenden Jahr bereitgestellt. Foto: Schrenk

Von Johann Schrenk

Röttenbach – Klaus Klement ist nicht nur Zahnarzt im Ruhestand, sondern auch ausgebildeter Geograph. Im Röttenbacher Gemeinderatsausschuss für Umwelt, Nachhaltigkeit und Naherholung hat der Mühlstettener jetzt sein Konzept für einen neuen Keuper-Wanderweg vorgestellt. Dieses hat er im Rahmen seiner Mitarbeit an der für das kommende Jahr geplanten Chronik von Röttenbach erstellt

Mit dem Wanderweg möchte Klement die für die Gegend typische fränkische Schichtstufenlandschaft für Interessierte erschließen. An acht Stationen sollen die einzelnen Stufen des Keupers erklärt werden. Im Röttenbacher Gemeindegebiet treten dabei folgende Schichten zutage, die für den naturgeschichtlich interessierten Wanderfreund sichtbar sind: Einerseits der Coburger Sandstein (sichtbar am Grünzug, 370 Meter über dem Meeresspiegel), andererseits mehrere Gesteinsformationen des Unteren, Mittleren und Oberen Burgsandsteins in der Ebene und auf dem Höhenzug Atzenaich zwischen dem Kappelstein (442 Meter über dem Meer) und der höchsten Erhebung südlich von Altenheideck (490 Meter über dem Meer).

Der Rundweg wird als Lehrpfad zum Erdmittelalter geplant und umfasst in der Langversion eine Strecke von 14,6 Kilometern, kann aber auch auf acht bis zehn Kilometer gekürzt werden. Start und Ziel befinden sich am Parkplatz beim Rathaus (Station 1 mit Übersichtskarte und Grundinformationen). Am Grünzug (Station 2) sind am nördlichen Ufer des Röttenbachs markante Felsen des Coburger Sandsteins sichtbar. An der Bushaltestelle in der Rother Straße (Station 3) bietet sich eine Infotafel zum Burgsandstein an, der in Röttenbach vielfach als Baumaterial verwendet wurde und wird. Auf der nördlichen Seite der Brücke über die B2 (Station 4) ist die Stufenfläche des Sandsteinkeupers erkennbar. Momentan ist der Ausblick an dieser Stelle aber noch durch den Wildwuchs von Bäumen und Sträuchern eingeschränkt.

Im anschließenden Staatsforst befindet sich ein ehemaliges Moorgebiet, das sich bis vor Altenheideck erstreckt. Im ehemaligen Steinbruch (Station 5) erschließen sich die Schichten des Oberen Burgsandsteins und des Feuerlettens. Nur unweit davon geht es am Hang des Kappelsteins hinauf zum ehemaligen Bierkeller des Dorfwirts, der aus dem Felsgestein des Oberen Burgsandsteins herausgehauen wurde. Auf dem Plateau des Atzenaichs ragen im westlichen Teil etliche Sandsteinfelsen aus der Schicht des Feuerlettens heraus. Die Witterungskräfte haben hier ihren Teil zur skurrilen Formgebung der Felsen beigetragen (Station 6).

Vorbei an einer Wallanlage aus vor- oder frühgeschichtlicher Zeit führt der Lehrpfad dann weiter zur Verbindungsstraße nach Altenheideck. Über den „Jägersteig“ gelangt man zum höchsten Punkt des Atzenaichs (Station 7), der hier von einer Kappe aus Lias-Gestein (Jura) bedeckt ist. Als letzte Station liegt das langgestreckte Moorgebiet mitten im Waldgebiet „Finstere Keidelsau“. Hier erfahren die Besucher alles Wissenswerte zum historischen Torfabbau im Röttenbacher Staatsforst.

Damit die Info-Tafeln nicht mit zu viel Text überfrachtet werden, denkt man an einen QR-Code, mit dem die Bescherinnen und Besucher des Lehrpfads sich auf die entsprechenden Seiten in der geplanten Ortschronik einklinken können. Klaus Klement verwies auch noch darauf, dass auf längere Sicht noch ein zweiter Lehrpfad eingerichtet werden könnte, der sich der Tallandschaft der Schwäbischen Rezat widmet und dabei die wechselvolle Flussgeschichte der Region behandelt. So hat hier vor Millionen von Jahren der „Urmain“ als breiter Strom das Röttenbacher Gebiet durchquert und dabei unter anderem schwarze Kieselsteine (Lydite) aus dem Frankenwald hinterlassen. Der Geologe ließ einige dieser Steine als Anschauungsmaterial in der Runde der Ausschussmitglieder herumgehen.

Auf Vorschlag der Verwaltung beschloss der Ausschuss einstimmig, dass mit den Staatsforsten das Gespräch gesucht werden soll, um die Anlage des Lehrpfads zu besprechen. Auch wolle man die dafür in Frage kommende Förderung abklären. Für den Gemeindehaushalt 2023 wurden 5000 Euro für die Beschilderung des Wanderwegs und die Sicherung des vom Einsturz bedrohten Eingangs zum ehemaligen Bierkeller eingestellt.

HK