Gedenken zum Volkstrauertag im Landkreis Roth

Bei allen Veranstaltungen Fassungslosigkeit angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine

14.11.2022 | Stand 20.09.2023, 2:17 Uhr

Der Marsch zum Ehrenmal in Hilpoltstein der Vereine mit Fahnen.

Von Viola De Geare, Richard Auer, Manfred Klierund Werner Schuster

Hilpoltstein – 104 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und 77 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stand der Volkstrauertag am Sonntag allerorten unter dem Eindruck des Kriegs in der Ukraine. Bei allen Veranstaltungen im Landkreis war die Fassungslosigkeit über den Angriff Russlands auf das Nachbarland beherrschendes Thema.

Hilpoltstein

„Schalom, der Friede sei mit Dir“, sang der Gesangsverein bei der Gedenkfeier in Hilpoltstein, als Stadtkapelle und Vereine mit Ehrenabordnungen und Fahnen nach ihrem Marsch vom Marktplatz vor dem Kriegerdenkmal aufgezogen waren. In seiner Ansprache sagte Peter Benz: „Krieg bringt aus humanitärer Betrachtung keine Sieger. Er bringt in fast jede Familie unsägliches Leiden, da bleiben nur Verlierer.“ Er gedachte der Millionen Opfer in beiden Weltkriegen, erinnerte aber auch an die über 100000 Toten, die an und mit Corona gestorben sind: „Viele starben einen einsamen und unwürdigen Tod.“ Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sagte er: „Putin hat die Friedensordnung aus den Angeln gehoben. Kriege brechen nicht aus, sie sind keine Naturkatastrophe. Sie werden gemacht.“

Bürgermeister Markus Mahl sagte: „Kriege gehören nicht der Vergangenheit an. Es wird immer noch als zulässig angesehen, Interessen mit militärischen Mitteln durchzusetzen.“ Er stellte die Frage: „Wie gehen wir mit dem Krieg in der Ukraine um?“ Solle man Waffen liefern, oder lieber nicht? „Funktioniert Frieden schaffen, ohne Waffen überhaupt?“ Man brauche auch weiterhin Gedenktage und Erinnerungsmale, diese weisen auf die Leiden des Krieges hin und mahnten zum Frieden. „Man muss Gedanken des Friedens entgegen setzen. Bleiben wir wachsam!“ Klaus Czöppan, der Vorsitzenden des Soldaten- und Kriegervereins, sang das Lied vom guten Kameraden und verneigte sich gemeinsam mit Mahl vor dem Kranz zum Andenken an die Opfer der beiden Weltkriege.

Eysölden

Ein Jubiläum gab es am Volkstrauertag in Eysölden zu begehen: Das Kriegerdenkmal am Marktplatz ist exakt 100 Jahre alt. 1922 war es eingeweiht worden, hatte stolze 26000 Goldmark gekostet. Es war eine Erinnerung an die Toten des Krieges von 1870/71, vor allem aber an die 53 jungen Männer aus den Gemeinden Eysölden, Stauf und Pyras, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben gelassen hatten. Im Zweiten Weltkrieg kamen 71 weitere Gefallene hinzu – so viele, dass die Tafeln mit den Namen nun im Erdgeschoss des Kirchturms angebracht werden mussten. Heimatforscherin Irmgard Prommersberger hatte diese Geschichte recherchiert und nahm nun auch am Totengedenken am Mahnmal teil. 2. Bürgermeister und Ortssprecher Michael Kreichauf erinnerte in seiner Ansprache an den russischen Angriff auf die Ukraine und fand sehr nachdenkliche Töne, auch wenn die Schuld Russlands eindeutig sei: „Mir wird in der öffentlichen Diskussion zu viel über Waffenlieferungen, militärische Erfolge und die Ausschaltung feindlicher Truppen gesprochen – wir reden hier von Menschenleben –, und zu wenig über Diplomatie, Verhandlungsinitiativen, Waffenstillstand und die glasklare Bereitschaft, Frieden schließen zu wollen.“ Die Mahnung für den Frieden und die Versöhnung der Völker und die Warnung vor den Schrecken des Krieges bleibe die Hauptaufgabe eines jeden Kriegerdenkmals. „Das würden, denke ich, auch die 124 in den beiden Weltriegen gefallenen Soldaten aus Eysölden und Umgebung so sehen.“ Eine weitere Ansprache hielt Pfarrer Oliver Schmidt, der die Menschen aufforderte, gerade jetzt zusammenzuhalten, auch wenn Populisten in aller Welt sich für nationalen Egoismus stark machten. Stellvertretende Landrätin Edeltraud Stadler forderte dazu auf, die Toten der Kriege nicht zu vergessen: „Der Kampf gegen das Vergessen ist der größte Kampf.“ Michael Kreichauf und Bernd Pohlers, der Vorsitzende des Krieger- und Soldatenvereins, legten gemeinsam einen Kranz nieder. Musikalisch gestaltet wurde die Feier vom Posaunenchor und dem Männergesangsverein.

Greding

In Greding trugen Nebel und Kälte am Samstagabend zusätzlich zur eh schon trüben Novemberstimmung bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag bei. In der Stadtpfarrkirche erinnerte Pfarrer Richard Hermann daran, dass immer noch Krieg, Vertreibung und Not auf der Welt herrschen, nicht nur in der Ukraine. „Die Menschen scheinen nichts hinzugelernt zu haben“, resümierte er.

Nach dem Gottesdienst zog die Stadtkapelle Greding unter der Leitung von Maria Weichbrodt zusammen mit den Fahnenträgern zum Kriegerdenkmal. Von der Stadt Greding und vom Krieger- und Reservistenverein wurden Kränze niedergelegt. Anschließend an das Kirchenlied „Näher mein Gott zu Dir“ referierte Bürgermeister Manfred Preischl über die Geschichte und die Bedeutung des Soldatenseins. Eigentlich sei es die Aufgabe, das Land zu verteidigen. Oft aber seien die Soldaten zu Eroberungen oder Kriegsverbrechen missbraucht worden. Viele seien traumarisiert von Einsätzen zurückgekehrt. In der gegenwärtigen Situation müssten auch wieder Erfahrungen von Leid und Tod gemacht werden.

Die Fürbitten von Pfarrer Richard Hermann hatten das Thema Frieden zum Inhalt. Er sprach das Gebet der Vereinten Nationen, in dem es unter anderem heißt: „Gewähre uns Brüderlichkeit, nicht nur für den heutigen Tag.“

Xaver Steib, der Vorsitzende des Krieger- und Reservistenvereins, gedachte der Gefallenen und Vermissten des Krieges, der Opfer des Terrorismus und der aktuell in den Einsatzländern gefallenen Soldaten: „Ihr ward, ihr seid gute Kameraden!“ Passend dazu intonierte die Stadtkapelle das Lied vom guten Kameraden. Drei gewaltige Böllerschüsse machten die Gedenkfeier weithin hörbar.

Offenbau

Die Krieger- und Soldatenkameradschaft Offenbau-Lohen beging den Volkstrauertag in Offenbau mit einem gemeinsamen Kirchenbesuch zusammen mit den Fahnenabordnungen der Feuerwehr und des Schützenvereins Edelweiß. Danach marschierten die Abordnungen zum Kriegerdenkmal; hier wurden sie von den Klängen des Posaunenchors Offenbau empfangen. Am Kriegerdenkmal erinnerten dann Pfarrer Oliver Schmidt, Vorsitzender Werner Schuster und Ortssprecher Dieter Tausch an den Ersten und Zweiten Weltkrieg. Sie machten auf die Ereignisse in der Ukraine aufmerksam, wo zur Zeit ein Krieg geführt wird, der die Gefahr berge, dass Europa neu geordnet werde. Aus den Erfahrungen der Geschichte habe man anscheinend nichts gelernt, wieder stünden Tod, Vertreibung, und Flucht auf der Tagesordnung. Den Abschluss der Gedenkfeier bildete die Nationalhymne.

HK