Nürnberg
Nürnbergs Frühwarnsystem für Virusvarianten

Gesundheitsausschuss diskutiert an diesem Donnerstag über den Ausbau der Corona-Abwassertests

09.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:34 Uhr

Bei der Untersuchung der Abwasserproben können auch Virusvarianten schneller entdeckt werden. Foto: Jutrczenka,dpa

Von Nikolas Pelke

Nürnberg – Der Herbst ist da, der Winter steht vor der Tür: Um sich für das mögliche Auftreten neuer Corona-Wellen in der kalten Jahreszeit noch besser zu wappnen, setzt Nürnberg auf die virologische Überwachung des Abwassers.

Um die Entwicklung des Infektionsgeschehens besser vorhersagen zu können, will Gesundheitsreferentin Britta Walthelm (Grüne) das Abwasser der Halb-Millionen-Stadt trotz rückläufiger Infektionszahlen weiterhin regelmäßig testen lassen.

„Im Moment ist Friedenszeit. Der Corona-Trend geht derzeit klar nach unten“, sagt Klaus Friedrich, Bereichsleiter für Hygiene im Nürnberger Gesundheitsamt, und spricht am Montag auf Anfrage von einer „Verschnaufpause“.

Weil die Infektionszahlen mit dem Schnupfenwetter wohl wieder steigen werden, soll Nürnberg nach dem Jahreswechsel sogar zum Pilotstandort des Abwasser-Monitorings erklärt werden. Der Vorteil: Im Rahmen des Projekts übernimmt das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LG) die anfallenden Laborkosten. „Jede Probe kostet rund 500 Euro, die derzeit noch von der Stadt Nürnberg bezahlt werden müssen“, sagt Friedrich.

Mindestens zwei Mal pro Woche nimmt Karin Leuthold, Fachbereichsleiterin für Abwasser bei der Nürnberger Stadtentwässerung und Umweltanalytik, eine Probe aus dem Abwasser der Metropole. „Wir nehmen eine 24-Stunden-Mischprobe und wechseln sogar die Wochentage, um eine gute Mischung zu bekommen“, berichtet Leuthold aus der Praxis. Die gewonnenen Analysedaten wandern wieder zurück an das Gesundheitsamt. Anhand der Ergebnisse können Friedrich und seine Kollegen den Trend des Infektionsgeschehens mit einer Vorlaufzeit von fünf bis acht Tagen zuverlässig erkennen.

Grundsätzlich will sich Nürnberg mit diesem Frühwarnsystem für den Fall der Fälle besser rüsten. „Mit Hilfe des Abwasser-Monitorings erkennen wir schon früh, wenn sich wieder mehr Personen mit dem Coronavirus infizieren“, sagt Gesundheitsreferentin Britta Walthelm (Grüne). „Damit können sich Kliniken, Feuerwehr, Rettungsdienst, Leitstellen und Verwaltung darauf einstellen, dass sich die Infektionslage verschärft, und bereits im Vorfeld wichtige Maßnahmen ergreifen.“

Zum Beispiel könnten nicht unbedingt notwendige Operationen verschoben und Kapazitäten in Intensivstationen aufgebaut werden. Zusätzlich könnten die Einrichtungen des Gesundheitswesens ihre Dienstpläne entsprechend gestalten und verstärkt ehrenamtliche Kräfte einbinden. Auch die Kommunikation mit der Bevölkerung soll verbessert werden. Durch das Abwasser-Monitoring wäre die Stadt in der Lage, Bürgern frühzeitig zu empfehlen, persönliche Kontakte zu reduzieren und häufiger Maske zu tragen.

Auf Antrag von SPD-Stadtratsmitglied Jasmin Bieswanger will der Gesundheitsausschuss jetzt am Donnerstag darüber diskutieren, ob die Abwasser-Coronatests ausgeweitet und die Probennahme beispielsweise noch kleingliedriger in großen Unternehmen oder Krankenhäusern durchgeführt werden können.

Technisch ist dieser Vorschlag allerdings offensichtlich nicht so leicht umzusetzen. Neue Messstellen im Kanalnetz seien störanfälliger und müssten baulich zudem extra vorbereitet werden, lautet die skeptische Antwort der Stadtverwaltung auf den Antrag zum Ausbau des „Kloaken-Monitoring“, damit Nürnberg wie von einer Corona-Alarmanlage frühzeitig vor gefährlichen Virusvarianten noch besser gewarnt werden kann.

HK