„The Q“ in der alten Quelle
Nürnberger CSU will Kantine für rund 1300 Mitarbeiter streichen

27.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:02 Uhr

Noch dominieren Kräne den entkernten Komplex in der Fürther Straße, aber im kommenden Jahr soll bereits eingezogen werden. Foto: Pelke

Nach dem Umbau des früheren Quelle-Versandhauses sollen mehr als eintausend Mitarbeiter der Stadt Nürnberg in „The Q“ einziehen. Ursprünglich sollte die Beschäftigten auch eine Kantine bekommen - doch jetzt wackelt die CSU offensichtlich an dem Plan.



Anstatt des vorgesehenen Mitarbeiter-Restaurants sollen weitere Arbeitsplätze für die Verwaltung in der Fürther Straße einziehen. Der CSU schwebt konkret vor, städtische Informatik-Mitarbeiter anstatt der offensichtlich kostspieligen Betriebsgaststätte in dem geschichtsträchtigen Industriedenkmal unterzubringen und spricht von „dringendem Flächenbedarf“ und „hohen Schnittmengen“. Offensichtlich spielt auch der Sparhaushalt eine Rolle. Die CSU spricht von einer weitaus schwierigeren als bisher gedachten betriebswirtschaftlichen Situation.

Klamme Kassen in der Stadt

„Durch die seit der ursprünglichen Entscheidung für die städtischen Dienststellen auf „The Q“ eingetretenen Veränderungen der Rahmenbedingungen sollte eine Kantine auf dieser Fläche hinterfragt werden“, heißt es wörtlich im CSU-Antrag. Im Klartext heißt das wohl: Eine Kantine in der städtischen Mega-Zweigstelle kostet vor dem Hintergrund der klammen Kassen viel zu viel und rechnet sich daher nicht.

Zur Erinnerung: Rund 1300 Mitarbeiter der Stadt Nürnberg sollen in Zukunft in dem ehemaligen Versandgebäude ihren Dienst tun. Ex-Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) hatte den Mega-Mietvertrag für über 40000 Quadratmeter schon im Herbst 2019 mit Mathias Düsterdick, Vorstandsvorsitzender der GerchGroup, unter Dach und Fach gebracht. Die Stadt wollte mit dem „Deal“ offensichtlich nicht nur die Revitalisierung des Industriedenkmals unterstützen, sondern auch zahlreiche über das Stadtgebiet verteilte Verwaltungseinheiten wie das Jugendamt, das Sozialamt und das Amt für Digitalisierung & IT an einem neuen Ort zusammenfassen.

Zur Mietfläche gehört neben 150 Parkplätzen auch das ehemalige Quelle-Casino. Hier hatte die Stadt wohl auch öffentliche Veranstaltungen vorgesehen. Die ehemalige Quelle sei „optimal angebundener Standort für ein Sozialrathaus“, schwärmte Maly bei der Vertragsunterzeichnung. „Außerdem gewinnen wir mit dem früheren Casino der Quelle einen tollen Veranstaltungsraum, von dem der ganze Stadtteil profitieren wird“, freute sich Maly noch seinerzeit.

Mit dem Vorschlag der CSU könnten nun wohl auch die „Casino-Träume“ von Maly zu den Akten gelegt werden. In dem Mietvertrag hatten Maly und Düsterdick eine Festlaufzeit über stolze 25 Jahre festgeschrieben. Der Einzug ist für das Jahr 2024 geplant gewesen. Derweil gleicht das markante Riesengebäude noch einer entkernten Rohbaustelle.

Im Hintergrund laufen laut CSU trotzdem schon die Vorbereitungen für den Einzug der städtischen Dienststellen. Die Planungen für die kommunal genutzten Flächen im ehemaligen Quelle-Versandzentrum würden derzeit sogar eine entscheidende Phase durchlaufen, heißt es seitens der CSU-Fraktion. Daher will die führende Partei im Rathaus jetzt offensichtlich die Weichen gegen eine City-Kantine für die 1300 Mitarbeiter in „The Q“ stellen.

„Food-Court“ und Bäckereiimbiss

Für die städtischen Angestellten stehen laut CSU schließlich zahlreiche Versorgungsmöglichkeiten vor Ort zur Verfügung. Allein in der geplanten „Fressmeile“ mit dem edel klingenden Titel würden Angebot und Auswahl einer exklusiven Stadt-Kantine bereits bei Weitem übersteigen. „Außerdem befinden sich in unmittelbarer Umgebung von der Bäckereifiliale über den Straßenimbiss bis zum vollwertigen Restaurant zahlreiche zusätzliche Essensangebote.“

Derweil versuchen die Christsozialen den betroffenen Mitarbeitern den Kantinen-Abschied mit einem kleinen „Schmankerl“ in Form eines täglichen Zuschusses möglichst schmackhaft zu machen, um „die hohen Betriebskosten für eine eigene Kantine“ im Rahmen des engen Haushaltes doch noch einsparen zu können. Zudem seien im städtischen Gesamtmietkonzept von „The Q“ ohnehin Sozial- und Verpflegungsräume vorgesehen, wo mitgebrachtes oder gekauftes Essen verzehrt werden könne, sagt die CSU.

Derweil scheint der Personalrat von der Idee zumindest auf Anhieb nicht begeistert zu sein. Auf Nachfrage erklärt Fabian Körber, Vorsitzender des Gesamtpersonalrats, dass man zu dem CSU-Antrag erst zu gegebener Zeit eine offizielle Stellungnahme abgeben wolle. Vorläufig weist Körber lediglich vielsagend darauf hin, dass die betroffenen Mitarbeiter schon Probleme gehabt hätten, sich von dem guten, alten Bürogefühl zu verabschieden. Der Hintergrund der relativ geringen Begeisterung für die Umzugspläne sei die schlichte Tatsache, dass die Beschäftigten in „The Q“ keine eigenen Büros mehr bekommen sollen.

Derweil drehen sich die Baukräne über dem Versandhaus. Die Düsseldorfer GerchGroup will aus der ehemaligen Quelle eine moderne „Mix-Use-Immobilie“ mit 1000 Wohnungen für über 2000 Menschen und zahlreichen Flächen für Einzelhandel und Gewerbe machen. „Von diesem Megaprojekt wird die Weststadt nachhaltig profitieren“ hat seinerzeit Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU) prognostiziert.

HK