Regionale Wirtschaft
Nürnberger Bratwürste lassen Kassen klingeln

Knapp 20 Millionen Euro investiert der Wurst-Hersteller „Wolf“ in neue Produktionsanlage

17.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:16 Uhr

Wurst zum Fest nicht nur als Pose: Christian Wolf (links) und Christian Vogel. Foto: Pelke

Von Nikolas Pelke

Nürnberg – Klein, aber oho: Sie ist nur neun Zentimeter lang, trotzdem lässt sich mit der kleinen Nürnberger Bratwurst offensichtlich richtig gutes Geld verdienen. „Ich habe nicht das Gefühl, dass es den Herstellern der Nürnberger Bratwürste schlecht geht“, sagt Rainer Heimler, Vorsitzender des Verbandes zum Schutz der Wurst. Viele Produzenten hätten zuletzt ihre Anlagen massiv erweitert und modernisiert. „Wenn der Handel unsere Bratwürste haben will, können die Supermärkte nur in Nürnberg kaufen“, freut sich Heimler über das geographisch geschützte Bratwurst-Monopol.

Stolze 18 Millionen Euro nimmt jetzt Wurst-Hersteller „Wolf“ aus Schwandorf in die Hand, um die bestehenden Produktionsanlagen im Nürnberger Norden auf den neuesten Stand zu bringen. „Das wird ein Meilenstein. Wir hoffen, dass bis zum Ende des Jahres alles fertig ist”, sagte Firmenchef Christian Wolf beim Richtfest. Bisher stelle Wolf in der Produktionsanlage bereits rund 200 Millionen „Original Nürnberger Rostbratwürste“ pro Jahr her. Nach der Erweiterung um satte 3600 Quadratmeter sollen noch mehr Würste in Nürnberg vom Band laufen.

Nürnbergs Bürgermeister Christian Vogel (SPD) bedankte sich dafür, dass Wolf die Stadt mit seinen Würstchen erfolgreich als kulinarischer Botschafter in aller Welt vertrete. „200 Millionen Würstchen schaffen selbst die Nürnberger nicht“, sagte Vogel gut gelaunt.

Bratwursteinmaleinsvom Ministerpräsidenten

Sogar Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte dem Unternehmen zum Richtfest ein persönliches Grußwort zugeschickt. Drei im Weggla, ein halbes oder gar ein ganzes Dutzend mit Kraut seien laut Söder absolute „Klassiker“ in Franken. Kunden, Feinschmecker und Genießer hätten in der Metropolregion die sprichwörtliche Qual der Wahl zwischen vielen „hervorragenden“ Anbietern. Neben Wolf gehören Hersteller-Firmen wie Kupfer und Schlütters zu den Platzhirschen. Bekannt ist auch die Firma „HoWe“, die von Florian Hoeneß, dem Sohn des ehemaligen Fußballers, Managers und Präsidenten vom FC Bayern München, geführt wird. Mit einer imposanten Produktionsleistung von bis zu vier Millionen Nürnberger Würstchen pro Tag gehört „HoWe“ laut dem Nürnberger Bratwurst-Schutzverband zu „einer der führenden Hersteller“ für die geographisch geschützte Bratwurst.

Ohne die Hilfe der Europäischen Union (EU) wäre wohl der wirtschaftliche Siegeszug der Nürnberger Wurst-Fabriken kaum denkbar gewesen. Im Sommer vor 19 Jahren haben die berühmten neun Zentimeter als erste Bratwurst der Welt das begehrte Schutzsiegel erhalten. Seitdem dürfen „originale“ Rostbratwürste aus Nürnberg ausschließlich innerhalb der Stadtgrenzen aus Schweinefleisch, Pfeffer, Salz und Majoran hergestellt werden. Der Einsatz für die Nürnberger Wurst hat sich offensichtlich gelohnt. Auch auf dem Fabrikgelände von Wolf reihen sich zum Richtfest die Luxuskarossen im Schatten des Firmenlogos aneinander.

Der „gute Riecher“des Seniorchefs

Der Erfolg kommt freilich nicht von ungefähr. Wenige Jahre vor der Verleihung des Schutzsiegels hatte mit Reinhard Wolf der Seniorchef offensichtlich „einen guten Riecher“ bewiesen und die Wurstfabrik beim Flughafen im Nürnberger Norden übernommen. In dem fast 20 Meter hohen Neubau will Wolf nach der Fertigstellung neben den Nürnberger Klassikern auch vegane und vegetarische Wurstvarianten und Kantinenessen sowie Mikrowellengerichte herstellen.

Reinhard Wolf, der das Familienunternehmen ab 1977 von einem kleinen Handwerksbetrieb zu einem bedeutenden Hersteller für Fleisch- und Wurstspezialitäten mit insgesamt rund 1500 Mitarbeitern und etwa 300 Million Euro Umsatz entwickelt hat, trägt aktuelle Moden beim Wurstgeschmack mit Fassung. „Ich bin ein konservativer Metzger und esse lieber das Original“, verriet er beim Richtfest.

HK