Straßenbahn-Comeback
Nürnberg setzt auf die Tram

Klinik im Süden soll per Straßenbahn an den Nahverkehr angebunden werden

04.08.2023 | Stand 13.09.2023, 0:14 Uhr

Die Straßenbahn feiert in Nürnberg ein Comeback. Jetzt soll auch das Südklinikum per Tram für rund 90 Millionen Euro an den Nahverkehr angebunden werden. Foto: imago

Die Straßenbahn feiert in Nürnberg gerade ein Comeback. 142 Jahre nach ihrer Erstfahrt und der jüngsten Erweiterung gen Norden soll nun auch das Südklinikum endlich an die Schiene angebunden werden.

Sie wackelt ein bisschen und darf nicht über rote Ampeln rumpeln: Trotzdem „stehen“ die Nürnberger auf „ihre“ Straßenbahn. Vor fast auf den Tag genau 142 Jahren ist die erste Tram in Betrieb gegangen. Der Wagen mit Platz für zwölf Fahrgäste wurde damals noch von Pferden gezogen. Kurz vor der Jahrhundertwende sattelt die Tram auf elektrischen Strom um und erfreut sich immer größerer Beliebtheit – bis ab den 70er-Jahren die U-Bahn als platzsparende Alternative das Terrain peu à peu eroberte.

Die Folge: Alte Stammstrecken wie die Tramlinie 9 wurden für immer geschlossen. Nur die „Geistergleise“ im Asphalt sind als Erinnerung an vergangen geglaubte Glanzzeiten geblieben.

Aktuell erlebt die „gute alte“ Tram in Nürnberg ein Revival. Das liegt auch nicht nur an den bereits beschlossenen Investitionen in die Modernisierung des Fuhrparks oder den ernsthaft gehegten Traum der Realisierung einer Stadt-Umland-Straßenbahn vom Nürnberger Norden über Erlangen nach Herzogenaurach.

Direkt vom Dutzendteich ins Knoblauchsland

Außerdem sollen auf bereits bestehenden Gleisen neue Direktverbindungen mit den Straßenbahnlinien 10 vom Dutzendteich über den Plärrer ins Knoblauchland und 11 von Gibitzenhof über den Hauptbahnhof nach Mögeldorf noch in diesem Jahr realisiert werden, um den „Nürnberg-Takt“ auf vielen wichtigen Achsen auf fünf Minuten verdichten zu können.

Neuerdings bekommt das Comeback der Straßenbahn mit dem geplanten Neubau einer Tramlinie zum Nürnberger Südklinikum ungeahnten Rückenwind. Dafür soll die bestehende Straßenbahnlinie 7 für rund 90 Millionen Euro bis zum Südklinikum verlängert werden und auf dem Weg neben der neuen Universität im neuen Stadtteil Lichtenreuth auch die Messe über die neue Tramlinie an den Nahverkehr anbinden.

Bislang sollte die 7 „nur“ bis zum Stadtpark im Norden und bis zur neuen Uni im Süden verlängert werden. Die ersten Straßenbahnen sollen bereits ab 2026 zwischen Stadtpark und Lichtenreuth fahren. Nun soll diese bereits beschlossene Verlängerung der Tram noch einmal bis zur Messe und weiter bis zum Südklinikum gewaltig weiter verlängert werden.

Bauernfeindstraße als neue Mobilitätsdrehscheibe im Süden

Die Haltestelle an der Bauernfeindstraße würde dadurch zu einer neuen Drehscheibe im Süden mit Bus, Tram und U-Bahn aufgewertet.

Bereits Mitte der 30er Jahre könnte die neue Straßenbahn bis zum Südklinikum fahren – wenn am Ende der Stadtrat „grünes Licht“ gibt. Den Startschuss für vertiefte Planungen hat der Verkehrsausschuss bereits kürzlich noch vor der Sommerpause zur Freude der städtischen Verkehrsbetriebe Nürnberg (VAG) gegeben.

Von einem „guten Tag für Nürnberg“ hat VAG-Vorstandssprecher Tim Dahlmann-Resing nach der Weichenstellung im Verkehrsausschuss gesprochen. Die geplante Verlängerung der Straßenbahnlinie 7 bis zum Südklinikum sei ein „Meilenstein“ für die Verkehrswende, hat sich Dahlmann-Resing gefreut und von der „wegweisenden Richtungsentscheidung“ zur Erreichung der selbstgesteckten Klima- und Verkehrsziele geschwärmt.

Für CSU-Fraktionschef Andreas Krieglstein wird mit dem „Ja“ zur Südklinikum-Tram dagegen ein Fehler aus der Vergangenheit endlich korrigiert. „Man hat es in den 90er Jahren versäumt, das damals neue Klinikum Nürnberg Süd gleich von Anfang an mit der Schiene an den Öffentlichen Nahverkehr anzubinden“, sagte Krieglstein und freute sich bei einem Ortstermin über das geplante Comeback der Tram in Nürnberg.

HK