Vorweihnacht der guten Herzen
Not bei der Tafel im Kreis Roth: Mehr Kunden, weniger Ware – Spenden dringend nötig

Lothar Pauli und seine 50 Ehrenamtlichen wollen helfen, aber es wird schwieriger – Spenden dringend nötig

12.12.2023 | Stand 12.12.2023, 19:15 Uhr

Besonders Milchprodukte bekommt die Hilpoltsteiner Tafel derzeit kaum und muss diese deshalb zukaufen. Foto: De Geare

Die Tafel in Roth und ihre Ausgabestelle in Hilpoltstein bekommen immer weniger Ware, aber immer mehr Kunden wollen bei ihnen einkaufen. Jetzt muss sogar zugekauft werden und die Rother Ausgabestelle hat derzeit sogar einen Aufnahmestopp für Neukunden verhängt.



Diese kommen nun alle zu Lothar Pauli nach Hilpoltstein. „Wir nehmen jeden auf“, macht er deutlich. Damit er alle aufnehmen kann, hat er sein System umgestellt und verteilt nun nur noch nach Haushalten.

Rund 80 Haushalte versorgt die Tafel im Moment in Hilpoltstein und dem südlichen Landkreis Roth. Darunter sind 22 deutsche Haushalte, 26 ukrainische Haushalte und 33 Haushalte mit Menschen anderer Nationalität. Neuerdings kommen besonders viele Syrer, aber auch einige Kubaner sind hinzugekommen.

Aber nicht alle neu angekommenen Geflüchteten kommen zur Tafel. „Diese sollten mit dem Essensgeld vom Landratsamt eigentlich auskommen“, erklärt Pauli. „Vom vorherigen Landrat haben wir immer wieder Spenden erhalten, damit wir die Geflüchteten mitversorgen können. Aber das ist nicht unser eigentlicher Zweck. Wir wollen Lebensmittel, die noch gut sind, aber nicht mehr verkauft werden können, retten und sie an bedürftige Menschen weitergeben“, erklärt er. „Einige Menschen wissen gar nicht, dass wir das alles freiwillig und ehrenamtlich machen“, sagt er im Hinblick auf die manchmal hohe Erwartungshaltung in der Gesellschaft. 50 Ehrenamtliche sind allein in Hilpoltstein aktiv, wöchentlich wechselnd sind immer 10 am Mittwoch bei der Organisation der Ausgabe mit dabei.

An diesem Mittwochvormittag haben seine Fahrer bereits 14 Supermärkte in Roth, Hilpoltstein, Allersberg, Heideck und Thalmässing abgeklappert, um mit dem großen Tafel-Transporter Lebensmittel abzuholen, die die Märkte nicht mehr verkaufen können. Das Team der Tafel in der großen Küche des AWO-Kompetenzzentrums an der St. Jakob-Straße hat die Spenden durchsortiert und Tüten mit Paprika geöffnet, um zum Beispiel dieses eine matschige Exemplar herauszuholen und die zwei anderen – noch guten Paprika – lose in einen Karton zu legen. Später werden die Waren auf den in Hufeisenform angeordneten Tische im großen Nebenraum aufgebaut. Auch dieses Mal musste wieder zugekauft werden, besonders Milch und Butter hatten gefehlt.

Im Lager öffnet Lothar Pauli einen Kühlschrank, dieser ist komplett leer, er öffnet eine Gefriertruhe, ebenfalls leer, geht weiter durch die Küche, zeigt auf einen großen, aber ausgeschalteten Standkühlschrank: „Alles leer. Wir haben kaum noch Vorräte“, sagt der Vorsitzende der Tafel in Hilpoltstein, denn normalerweise sind die Kühlschränke gut gefüllt und bei der Ausgabe am Mittwoch kann Pauli hier, falls das Angebot nicht reicht, noch weitere Sachen aus dem Hut zaubern. Auch der Vorratsraum, wo sonst nicht verderbliche Vorräte lagern, ist komplett geleert. Einzig einige Firmen-Spenden, die es vor Weihnachten für die Kinder der Tafelkunden als kleine Geschenke zum Fest geben wird, bewahrt er noch auf.

Kleiner Betrag pro Wocheneinkauf

Ein Single zahlt pro Einkauf einen Betrag von zwei Euro, zwei Personen zahlen drei Euro, alle Haushalte mit mehr als drei Personen zahlen pauschal vier Euro. Dafür bekommen die Tafelkunden ein umfassendes Angebot: Es beginnt mit Brot, geht weiter bei Aufstrichen, Gemüse, Milchprodukten – zum Schluss gibt es Süßigkeiten, denn auch Aufmunterung tut gut. Derzeit liegt dort, mitten im Advent, „Gehirn-Masse“ – ein Rest von den Halloween-Süßigkeiten.

Besonders Milchprodukte, aber auch haltbare Produkte wie Mehl, Nudeln und Reis fehlen. Denn diese können die Supermärkte länger verkaufen, müssen sie nicht sofort, kurz vor Erreichen des Ablaufdatums aussortieren. Aber auch bei verderblichen Produkten werden die Spenden aus den Supermärkten an die Tafel immer weniger, denn viele Märkte reduzieren lieber die Preise, wenn das Gemüse nicht mehr ganz frisch ist oder die Milch einen Tag vor dem Ablaufdatum steht.

Die Ausgabe beginnt mittwochs immer um 13.30 Uhr, innerhalb von anderthalb Stunden ist dann alles weg. Am Seiteneingang des AWO-Kompetenzzentrums warten viele Kunden bereits um 13 Uhr vor der Tür und unterhalten sich mit anderen Kunden.

Mitarbeiter sorgen für gute Stimmung

Als die Ausgabe startet, kommt die erste Gruppe, bezahlt den Obolus und beginnt die Runde. An jeder Station steht eine Mitarbeiterin, die Kunden dürfen sich aussuchen was sie wollen. Oft gibt es auch ungewöhnlichere Produkte, die schon im Supermarkt nicht jeden ansprechen. Eine Mitarbeiterin versucht, einer Kundin etwa Hummus schmackhaft zu machen, oder einen Aufstrich mit Paprika. An der Gemüsestation erklärt eine andere, wie man Maroni im Ofen rösten kann – die Kundin verzichtet trotzdem lieber. Aber ein Päckchen Koriander nimmt sie gerne mit.

Immer wieder scherzen die Mitarbeiter mit den Kunden, fragen, wie es geht. Die Tafel in Hilpoltstein hat viele Stammkunden, oft verfolgen die Mitarbeiter die Schicksale der Kunden schon seit Jahren. Es sind Menschen, denen im Leben nichts geschenkt wurde, die gearbeitet haben und im Alter trotzdem zu wenig zum Leben haben, die eine Drogensucht überwunden oder mit Krankheiten zu kämpfen haben und jeden Cent dreimal umdrehen müssen. „Bei uns bekommt jeder etwas“, sagt Pauli, denn der Einkauf soll für rund eine Woche reichen. Und auch deshalb kauft er zu – aber ohne Spenden geht das auch für die Tafel kaum mehr.

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