Roth
Nix mehr los im Himmel: Wolfgang Krebs eröffnet neue Spielzeit der Kulturfabrik

18.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:34 Uhr

Von Tobias Tschapka

Roth – Mit dem Auftritt des bekannten Parodisten Wolfgang Krebs, der sein neues Programm „Vergelt’s Gott“ präsentierte, hat am Freitagabend die neue Spielzeit in der Rother Kulturfabrik begonnen. Bevor es buchstäblich „himmlisch“ wurde, erklärte die stellvertretende Rother Bürgermeisterin Claudia Lux zusammen mit Monika Ammerer-Düll, eine der beiden Kufa-Chefinnen, den nun beginnenden 18. Kabarettherbst für eröffnet

Lux lobte das seit vielen Jahren anhaltend hohe Niveau, das in der Kulturfabrik zu erleben sei. Das sei vor allem der Verdienst der bewährten „Doppelspitze“ des Hauses, bestehend aus Ammerer-Düll und Silke Rieger, die seit 15 Jahren die künstlerische Leitung innehaben und zusammen mit ihrem Team die Kulturfabrik erfolgreich am Laufen halten.

Auch Ammerer-Düll freute sich darauf, in die neue Saison zu starten und an diesem Abend zwei Stunden lang die ganzen Krisen einmal zu vergessen. „Das ist es doch, was wir zwei Jahre lang vermisst haben – und auch wenn wir uns das Geld jetzt mehr einteilen müssen und vielleicht nicht mehr so viele Veranstaltungen besuchen können wie früher, sollten wir doch auf keinen Fall ganz darauf verzichten.“ Schließlich hätten die Live-Kultur und das damit verbundene Gemeinschaftserlebnis eine stabilisierende Funktion für die Gesellschaft, so Ammerer-Düll.

Damit genug der einführenden Worte, der Mann des Abends betrat die Bühne. Oder besser gesagt, die Männer des Abends. Schließlich trat Wolfgang Krebs nacheinander in Gestalt von diversen Persönlichkeiten in Erscheinung. Los ging es dabei mit einem, der schon lange im Jenseits weilt: König Ludwig II. Zu Wagner-Klängen rauschte Krebs als „Kini“ auf die Bühne und beklagte sich, dass schon lange kein CSUler mehr in den Himmel gekommen wäre. „Die Hölle ist zwar gut besucht, aber im Himmel ist gar nix mehr los“, so der Monarch. Dabei sei der Himmel ohne CSUler wie Neuschwanstein ohne Japaner. Darum könnten ihn derzeit höchstens die Witze von Petrus aufheitern, von denen er einige zum Besten gab. „Passen sie gut auf, sie brauchen sich nur einen zu merken, damit kommen sie an der Himmelspforte sofort rein“, riet der König.

In dieser Rolle verschwand Wolfgang Krebs dann hinter einer wolkigen Trennwand, um kurz darauf als Markus Söder, Edmund Stoiber, Hubert Aiwanger, Horst Seehofer oder auch als Allgäuer Schlagersänger Mecky Montana („fröhlicher Klang aus Nesselwang“) und als oberschlauer Vereinsmeier in Erscheinung zu treten. In den einzelnen Umziehpausen hörte man skurrile Telefonmitschnitte zwischen Ludwig II. und diversen Persönlichkeiten, zu denen auch Angela Merkel und Inge Meysel gehörte.

Als ehemaliger bayerischer Ministerpräsident Edmund Stoiber kam Krebs mit Engelsflügeln im Stil des Engels Aloisius auf die Bühne. Und auch dieser wunderte sich, warum es im Himmel keine CSUler mehr gebe. Immer wieder mit den berühmten „zehn Minuten“ zog Krebs dann im Stoiber-Sprech vom Leder und verteidigte die Unionspolitik der letzten Jahre. „Man kann über den Andy Scheuer sagen, was man will, aber als der noch Verkehrsminister war, war der Spritpreis deutlich niedriger“, sagte Stoiber, eher er vom jetzigen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger abgelöst wurde.

Auch wenn wenig Chancen bestünden, dass ein Niederbayer in den Himmel kommt (weil man sie nicht versteht), äußerte sich Aiwanger zum Thema Jenseits und merkte an, dass ein Verwandter von ihm „die letzte Ruhe“ gefunden hätte – denn dieser sei Beamter geworden. Natürlich machte er auch Werbung für seine Freien Wähler, die mitnichten ein Abklatsch der CSU seien – nämlich weder christlich noch sozial noch eine Union. Sie würden vielmehr die Vorteile aus CSU, FDP, Parship und Weight Watchers in sich vereinigen.

Zum illustren Kreis von Krebs‘ Kabinett gehörte auch der frühere Ministerpräsident Horst Seehofer. Dessen größte Angst sei, in den Himmel zu kommen, und dann neben Markus Söder zu sitzen. „Ich will dort meine Ruhe haben, aber er will bestimmt Oberwolkenanführer werden“, ätzte Seehofer. Und da dauerte es auch gar nicht lange, bis Söder tatsächlich auf der Bühne stand und sich bekannt selbstbewusst vorstellte: „Erstens, ich kann alles, zweitens, ich weiß alles, drittens, ich trau mit alles zu“, legte der los.

Und da es an diesem Abend ja besonders um das Jenseits ging, zitierte er aus dem zweiten Buch Markus „An das Volk der Franken und Germanen“. Ein sehr apokalyptisches Kapitel über den Zustand der Welt, in der uns auch die Windräder nicht retten werden, „weil die nicht gebaut wurden“, grinste Söder. „Und dann, oh Wähler, wirst du begreifen, dass du letztes Jahr bei der Bundestagswahl einen Diamanten hast fallen lassen, um gewöhnliche Steine aufzulesen“, sagt Söder, und schloss mit den Worten: „Dank sei mir, dem Herrn der CSU“. Das letzte Wort hatte dann aber noch mal Edmund Stoiber, die Paraderolle von Wolfgang Krebs, mit der er nach langem Applaus auch in die Zugabe ging.

HK