„On Display“
Neues Museum Nürnberg zeigt seine Gerhard Richter-Sammlung

19.03.2024 | Stand 19.03.2024, 5:00 Uhr |

Museumsdirektorin Simone Schimpf freut sich, den Richter-Schatz endlich wieder dauerhaft in Nürnberg zeigen zu können. Fotos: Pelke

Das Neue Museum Nürnberg sitzt auf einem wahren Schatz. Vor über zehn Jahren hat das Sammler-Ehepaar Böckmann dem Haus für moderne Kunst am Klarissenplatz fast 30 Originalgemälde von Gerhard Richter überlassen und damit das Neue Museum schlagartig zu einem absoluten Zentrum deutscher Gegenwartskunst gemacht.

Kürzlich ist der Kunsttempel mit der geschwungenen Glasfassade unter der neuen Ägide von Simone Schimpf als Direktorin auf die zugegeben naheliegende, aber nicht minder geniale Idee gekommen, dem wohl bedeutendsten Vertreter zeitgenössischer Malkunst aus Deutschland dauerhaft wieder die größtmögliche Bühne zu bieten.

„Seestück“ lockt Scharen an

„Wir haben nun mal diesen Richter-Schatz. Ich hatte den Eindruck, dass viele Menschen nicht mehr so ganz auf dem Schirm gehabt haben, dass wir wirklich so eine tolle Richter-Sammlung haben“, erklärt Schimpf die Idee hinter dem Ausstellungscoup.

Wie kein anderer Künstler habe Richter die Malerei seit den 60er Jahren vorangetrieben. Den Rang, der bedeutendste Maler der Gegenwart zu sein, hätte dem „Retter der Malerei“ bislang noch niemand streitig machen können. „Wir haben wirklich sämtliche Meisterwerke aus allen Schaffensphasen von Richter. Die Leute sind echt begeistert“, freut sich Schimpf, während im Hintergrund die Besucher in Scharen an dem berühmtem Bild „Seestück (bewölkt)“ staunend stehenbleiben, das den Auftakt zur unbedingt empfehlenswerten Richter-Dauerpräsentation im Neuen Museum bildet.

„Das haben wir jetzt aus dem Bundeskanzleramt geholt. Das stammt auch aus der Sammlung Böckmann, ist aber noch nie in Nürnberg zu sehen gewesen“, erzählt Schimpf und zeigt auf das ebenfalls ikonographische Werk aus der abstrakten Periode des Meisters mit dem Titel „Canaletto“.

Um mehr Richter in Nürnberg zeigen können, hat Schimpf extra Stellwände aufbauen lassen. Der Clou: Passend zum Titel „On Display“ finden die Besucher der Schau rund um Werk und Künstler ein wirklich umfangreiches, digitales Informationsangebot.

„Hier können die Besucher mit dem Handy den Code scannen und dann ganz spielerisch den kreativen Kosmos von Richter entdecken“, erklärt Schimpf und berichtet, dass zum ersten Mal auch ganz banale Besucherfragen beispielsweise nach dem schwindelerregenden Auktionspreisen für originale Richter-Werke auf dem internationalen Kunstmarkt im Rahmen einer begleitenden Film-Dokumentation über den 1932 geborenen Künstler beantwortet werden.

Grundlagen der Malerei in Frage gestellt

Gerhard Richter zählt heute zu den weltweit wichtigsten der Gegenwart. Seine Bilder haben das Kunststück fertiggebracht, die Grundlagen der Malerei radikal in Frage zu stellen und damit gleichzeitig der totgesagten Gattung ungeahnte, neue Möglichkeiten zu eröffnen. In der neuen Nürnberger Richter-Ausstellung werden insgesamt 22 Werke von seinen unscharfen Fotobildern bis zu seinen abstrakten Gemälden gezeigt. In dieser Vielfalt ist Richter in Nürnberg, man mag es kaum glauben, zuletzt vor fast genau einem Jahrzehnt im Neuen Museum zu sehen gewesen.

HK

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