Wieder Nürnberger Post-Filiale vor dem Aus
Neues Jahr, neue Schließung

Nürnberger wollen das nicht ganz kampflos hinnehmen: „Das ist unter aller Kanone“

29.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:34 Uhr

Stößt auf Unverständnis: Die Post-Filiale in dem quirligen Viertel zwischen Nordring und Kaiserburg geschlossen werden. Foto: Pelke

Von Nikolas Pelke

Nürnberg – Im Maxfeld im Nürnberger Norden scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Hier ein Bäcker, dort ein Buchladen: Doch nun soll ausgerechnet die beliebte Post-Filiale in dem quirligen Stadtviertel zwischen Nordring und Kaiserburg geschlossen werden. Die Bürger verstehen offensichtlich die Welt nicht mehr.

„Das ist unter aller Kanone, dass die Post unsere Filiale schließen will“, sagt Brigitte und zeigt auf das kleine Gebäude mit den großen Schiebetüren an der Rollnerstraße. „Hier stehen die Leute normalerweise immer in der Schlange“, sagt Brigitte, die heute „nur“ ein paar Briefmarken auf dem Postamt besorgen will. „Warum ist geschlossen?“, fragt sie und zeigt auf den verwaisten Schalter hinter der Glasscheiben.

„Wahrscheinlich hapert es mal wieder am Personal“, vermutet Verena, die ebenfalls mit einem Paket unter dem Arm an diesem Nachmittag mehr oder weniger umsonst zur Post geradelt ist. „Vielleicht gehen die Automaten noch“, hofft sie und läuft dann schnurstracks zur kleinen Packstation im Vorraum der Filiale. „Die ist natürlich auch voll“, ärgert sich Verena und hantiert vergeblich an den Griffen des bunten Containers herum.

„Wer soll dann künftig die ganze Arbeit mit den Briefen und Paketen übernehmen?“, fragt sich Brigitte und erzählt, dass die kleinen Kioske mit dem großen Andrang der vielen Paketkunden ihrer Meinung nach schon lange total überfordert seien. „Ein Kiosk hat den Postschalter kürzlich schon wieder zugesperrt, weil der Andrang einfach zu groß gewesen sei. „Das ist einfach ein Riesenwohngebiet im Maxfeld – und jetzt will die Post hier auch noch zusperren“, sagt Verena und fährt mit dem Rad samt Paket kopfschüttelnd davon.

Derweil hat sich auch schon die Politik mehr oder weniger kämpferisch eingeschaltet, um die drohende Schließung der letzten echten Post-Filiale im Maxfeld doch noch irgendwie zu verhindern. „Ob sich die Filiale wirtschaftlich wirklich nicht mehr rentiert, möchte ich mal bezweifeln: Regelmäßig gehe ich vorbei oder nutze die Filiale selbst. Die Schlangen sind jedes Mal lang, teils bis auf die Straße. Das zeigt doch auch, dass die Nachfrage vorhanden ist“, sagte die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Claudia Arab-Ackyj, kürzlich bei einem Ortstermin. Offensichtlich habe die Deutsche Post zwar versprochen, im Maxfeld eine Nachfolgelösung durch die Öffnung einer „Partnerfiliale“ beispielsweise in einem Zeitungskiosk oder Reformhaus zu finden, heißt es weiter zu dem Thema seitens der SPD. In trockenen Tüchern sei die Zukunft allerdings noch nicht.

Bernd Hampel, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins im Nürnberger Stadtteil Maxfeld, ist nach eigenem Bekunden kein Fan der Post-Partnerfilialen. Solange die Nahversorgung trotzdem irgendwie klappe und die Beschäftigten in Kiosken, Supermärkten et cetera die zusätzlichen Aufgaben rund um Brief, Paket und Retoursendungen ohne übermäßige Mehrbelastung schultern können, sehe so aber leider wohl die Zukunft aus.

HK