Greding
Mit kleinen Schritten gegen das große Hallenbad-Defizit

20.05.2022 | Stand 23.09.2023, 0:58 Uhr

Die Betriebskosten erwirtschaftet das Gredinger Hallenbad nicht. Aber das jährliche Defizit könnte verkleinert werden. Foto: Stadt Greding

Von Volker Luff

Greding – Es ist ein Alleinstellungsmerkmal im Kreis Roth, ein Pfund, mit dem man im Tourismusbereich wuchern kann, ein Anziehungspunkt für all diejenigen, die ihrem Körper bei kurzen Wegen etwas Gutes tun wollen: das Hallenbad in Greding. Gleichzeitig ist es allerdings ein steter Belastungsfaktor für den städtischen Haushalt – was letztlich schon vor Jahren der Grund dafür war, dass der Stadtrat einen eignen Arbeitskreis mit Mitgliedern aus allen vier Fraktionen gebildet hat, der darauf schauen soll, wie man das Bad stetig attraktiv hält und möglichst noch mehr Besucher ins Schwimmbecken und in die Sauna bringt. Trotz all der Mühen sagt Bürgermeister Manfred Preischl (FW): „Kostendeckend wird eine Kommune so ein Bad niemals betreiben können.“

Mit dem neuesten Beschluss des Stadtrats, fast 600000 Euro in ein neues Außenbecken zu investieren, wird die Sache zumindest finanziell nicht besser. Aber das neue Becken sei nötig, findet Gert Sorgatz, der FDP-Fraktionschef im Stadtrat und Sprecher des Arbeitskreises: Die Attraktivität des Bades werde enorm gesteigert, sagt er. „Wir haben viele Baugebiete ausgewiesen – das Bad ist ein Anziehungspunkt für die jungen Familien.“

Dem Zickzackkurs der CSU im Stadtrat kann Sorgatz wenig abgewinnen: Erst wollten die Christsozialen auf das relativ teure Becken verzichten, dann in einer entscheidenden Sitzung plötzlich den Mutter-Kind-Bereich deutlich erweitern und aufwerten; das allerdings hätte noch mehr Geld gekostet. Das Gremium lehnte ab. „Der Vorschlag kam zur Unzeit“, sagt Sorgatz zur Begründung. Es habe dringender Handlungsbedarf geherrscht. Er könne sich ein größeres Konzept „schon vorstellen“, aber keinen unausgegorenen Schnellschuss. Überdies habe der CSU-Vertreter im Arbeitskreis, Thomas Schmidt, nie ein Wort über eine derartige Vision verloren. Der Kinderbereich im Hallenbad „genügt völlig den Ansprüchen“, so Sorgatz. Er sei in jüngerer Zeit öfter mit seinem Enkelkind dort gewesen – und das sei „begeistert“.

Der Arbeitskreis mit kreativen Vorschlägen, die Stadt mit einer schnellen Umsetzung: Die Kooperation funktioniere, sagt Bürgermeister Preischl. Es seien in den vergangenen Jahren viele kleine Schritte unternommen worden, das Bad stärker zu bewerben; oftmals weitgehend unbeachtet von den Menschen in Greding.

Mit dem QR-Code schnellund bequem ins Bad

So seien die Gastronomen in der Stadt bei den wiederkehrenden Gesprächen darauf hingewiesen worden, dass sie das Hallenbad als einen Pluspunkt für ihr eigenes Angebot nutzen könnten. So sei es durch das Online-Booking möglich geworden, dass der Wirt für den Gast bucht – und der kommt mit QR-Code ins Bad. „Das hat sich in der Coronazeit sehr bewährt“, so Preischl. Dem Gast sei als Service das Buchen eines bestimmten Zeitslots abgenommen worden. Überhaupt die begrenzte Badezeit: „Wir waren die ganze Zeit ausgebucht“, sagt Sorgatz stolz. Online habe der Badegast, der einen Slot buchen wollte, auf einen Blick gesehen, ob noch frei oder der Andrang zu groß war.

Das Wichtigste bei all den Bemühungen ums Hallenbad sei, „dass wir den Leuten mehr ins Bewusstsein bringen, dass wir ein tolles Bad haben“, sagt Sorgatz. So erarbeite der Arbeitskreis „viele kleine Mosaiksteine“ in Zusammenarbeit mit dem Badpersonal. Beispielsweise habe man mit den Schulleitungen in Greding und Thalmässing gesprochen, um den Schwimmsport zu intensivieren. Mit Erfolg. „Die Schulen laufen heute gut“, sagt der Bürgermeister.

Das neue Kassensystem, zum Jahreswechsel 2020/21 aufgestellt, hilft den Verantwortlichen, spezifischere Angebote zu kreieren. Denn dessen Daten können leicht ausgewertet werden. Wer besucht wann und wie lange die Sauna. Wie viele Kinder sind unter den Badegästen, an welchen Tagen und zu welcher Uhrzeit kommen sie bevorzugt? „Mit dem neuen Kassenautomaten siehst du alles“, so Preischl. Der Schwimmmeister Klaus Rabl werde auf dieser Datenbasis einen Wochenplan erstellen, damit die Verantwortlichen Lücken besser erkennen und eventuell mit Zugeständnissen bei der Preisgestaltung Anreize schaffen können. Natürlich erst, wenn diese Basis breit genug ist, Corona hat diesem Ansinnen geschadet. Schon jetzt aber weiß Sorgatz: „Abends brauchst du keine Werbung für die Sauna zu machen“, sie sei in schöner Regelmäßigkeit gut gefüllt. Tagsüber sehe es schon anders aus.

Bei Tag für Vereine müsstenFamilien sehr aufpassen

Eine Überlegung sei, Vereinen einen Abend zum Schwimmen anzubieten und ihnen dann eine oder zwei Bahnen zur Verfügung zu stellen, so Preischl. Das sei für Familien wichtig zu wissen, denn in dieser Zeit müsste das Trennseil zum Nichtschwimmerbreich entfernt werden. Gutscheine für Ehrenamtliche, Vereine, für die Feuerwehr oder Einserschüler: Derartige Aktionen seien nicht nur Belohnung, sondern hätten auch einen Werbeeffekt. Die Aufnahme des Freibades in verschiedenen Gutscheinheften wolle man ebenso ausprobieren, erzählt Sorgatz. Auch das sei mit dem neuen Kassenautomaten und seinen Programmiermöglichkeiten leichter, ergänzt Preischl.

Zudem solle ein großes Plus des Gredinger Bades bekannter gemacht werden: Das Gredinger Hallenbad ist dank eines Poollifts barrierefrei. Dieser Lift „wird auch genutzt“, sagt Sorgatz, „von denen, die das wissen“. Bei durchschnittlichen Besucherzahlen vor Corona, die um die 60000 kreisen, sollten das aber auch schon einige Menschen mitbekommen haben. Während der Pandemie-Beschränkungen und der zeitweiligen Lockdowns brachen die Zahlen allerdings auf 18000 (2020) und 15000 (2021) ein.

Führungen durch die Haustechnik im Bad, Schnuppersauna, Mitternachtssauna: Ideen, das Bad voranzubringen, gibt es genug. Die Anschaffung einer Infrarotkabine hat sich laut Preischl dagegen nicht bewährt. Sie sei gerade defekt. Ob sie am Ende ersetzt wird, sei noch unklar. Auch das zeitweilige Massageangebot im Bad gehört größtenteils der Vergangenheit an, die Masseure hätten in ihren Praxen nicht so viel Leerlauf, weiß Preischl. „Wir wollen eben immer wieder etwas ausprobieren“, sagt Sorgatz. Der „große Wurf“, mit dem das Hallenbad auf einmal rentabel sei, werde sicherlich nicht gelingen. Das sei aber auch unrealistisch, sagt Preischl: „Selbst wenn wir die Eintrittspreise verdoppeln würden, hätten wir kein wirtschaftliches Bad.“

HK