Landkreis Roth
Melanie und Thorsten Prennig betreiben das deutschlandweit erst zweite Wundmobil

19.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:11 Uhr
Mathias Hochreuther

Melanie und Thorsten Prennig vor ihrem „Wundberatungsmobil“. Mit dem umgebauten ehemaligen Rettungswagen des Roten Kreuzes machen sie auf dem Land Station, um über die richtige Behandlung von komplizierten Wunden zu informieren. Foto: Hochreuther

Von Mathias Hochreuther

Roth – Nein, es ist kein „Wundermobil“, dass mancher im Landkreis vielleicht schon gesehen hat. Diese neugierige Nachfrage hat Melanie Prennig nämlich schon gehört, wie sie schmunzelnd berichtet. Vielmehr steuert die 39-Jährige zusammen mit ihrem Mann Thorsten Prennig (41) seit Kurzem das „Wundberatungsmobil“ über die Straßen, einen umgebauten Rettungswagen des Roten Kreuzes.

Melanie und Thorsten Prennig, ein Ehepaar aus Roth, sind beide seit mehr als 20 Jahren als Krankenschwester und -pfleger mit Zusatzqualifizierung zur Versorgung von Menschen mit schwer heilenden und chronischen Wunden tätig. Zusammen mit dem Arzt Alfred Tylla bietet Thorsten Prennig Schulungen und Ausbildungen in diesem Bereich an.

Die spezialisierten Fachkräfte der „Wundexperten Roth“ sind schon seit vielen Jahren im und um den Landkreis zur Unterstützung und Koordination der Wundversorgung unterwegs. Nach der Anamnese und Wundbeurteilung wird ein Diagnose- und Therapievorschlag für den zuständigen Arzt erstellt und das nötige interprofessionelle Netzwerk organisiert. In stetiger Kommunikation mit dem Arzt und dem Wundversorger wird so ein möglichst schnelles Abheilen der Wunde angestrebt. Die Einweisung und Schulung der speziellen Verbandtechniken und moderner Verbandstoffe erfolgte bisher meist im häuslichen Bereich oder der Praxis des zuständigen Arztes.

Die Prennigs überlegten, wie sie „die Versorgung noch weiter verbessern und die Wundberatung für mehr Patienten ermöglichen können“. Die Überlegung, eine stationäre Praxis einzurichten, legte das Paar mangels Immobilien und hoher Mietpreise irgendwann ad acta, stattdessen nahm die Idee einer mobilen Variante Gestalt an – und führte zum Umbau des Rettungswagens. „Das ist ein hygienischer Raum, vom Gesundheitsamt gesichtet und abgenommen, und mit modernen und speziellen Gerätschaften sowie Internetzugang ausgestattet“, erklärt das Paar.

Das Wundberatungsmobil fährt seit diesem Monat verschiedene Standorte an, um den Patienten eine bessere Beratung anzubieten und Arztpraxen zu entlasten. Es ist bundesweit das zweite seiner Art, ein Exemplar gibt es bereits im Norden Deutschlands. Einige Standorte sind bereits festgelegt und können auf der Website www.wundexperten-roth.de eingesehen, weitere nach Anfrage noch ergänzt werden. Patienten, die nicht mobil sind, werden weiterhin zu Hause besucht.

„In Deutschland erkrankt jährlich über eine Million Menschen an einer schwer heilenden oder chronischen Wunde. Die Betroffenen haben oftmals einen hohen Leidensdruck und große Einschränkungen in der Lebensqualität“, schreiben die Wundexperten auf ihrer Website als Ausgangspunkt für ihre Überlegungen. „Erst nach Sicherstellung der Ursache und Behebung dieser kann eine chronische oder schwer heilende Wunde heilen.“ Der allgemeine Mangel an Fach- und Pflegekräften verkompliziere die Situation zusätzlich.

Was Thorsten Prennig wichtig ist in diesem Zusammenhang: „Wir wollen unser schon bestehendes Netzwerk erweitern und mit allen an der Wundversorgung Beteiligten, zum Beispiel Hausärzten, Pflegediensten, Podologen oder Physiotherapeuten, eng zusammenarbeiten. Die Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden ist sehr komplex und Bedarf eines interprofessionellen Netzwerks.“ Grundsätzlich erfolge eine Beratung durch die Wundexperten Roth nur nach vorheriger Rücksprache und mit dem Einverständnis des Hausarztes, der die Therapiehoheit hat. „Unsere Tätigkeit ist nur beratend und unterstützend“, sagt Thorsten Prennig.

Ein zusätzlicher Tätigkeitsschwerpunkt ist der richtige Umgang mit chronischen Wunden, also eine Schulung für die Patienten selbst, deren Angehörige oder die Wundversorgern, meist ambulante Pflegedienste. Weil ein aufgeklärter Patient, der verstanden hat, warum er an einer Wunde leidet, sehr positiv auf die Heilung der Wunde einwirken könne. „Wir nehmen uns Zeit“, verspricht Melanie Prennig und weist deshalb nach der Kontaktaufnahme mit dem behandelnden Arzt auf die nötige Terminvergabe hin, die online oder telefonisch erfolgen könne. Und dann setzt der Kreislauf zur Wundversorgung ein. „Da gehört vieles dazu“, betont Melanie Prennig. Eines „Wunders“ bedarf es allerdings eher nicht.

HK