Kunst im Landkreis Roth
Landkreis-Kunstausstellung zeigt Werke von Annelies Schindler

Die 43. Kunstausstellung auf Burg Abenberg eröffnet – „Wahrhaft eine authentische Künstlerin“

17.10.2023 | Stand 17.10.2023, 19:00 Uhr

Ganz gewiss keine „Problemzone“ sind diese beiden Frauen: Annelies Schindler (rechts) und die Pianistin Hildegard Pohl, die die Ausstellungseröffnung musikalisch begleitete. Foto: Klier

Zur 43. Kunstausstellung hatte der Landkreis Roth auf die Burg Abenberg eingeladen. Die Künstlerin Annelies Schindler zeigt dort ab sofort ihre Werke. Landrat Ben Schwarz (SPD) freute sich zusammen mit der Künstlerin, dass trotz eines Montagabends erfreulich viele Gäste gekommen waren. Darunter Bürgermeister, Kreistagsmitglieder und ehemalige Landkreiskünstler. Schwarz resümierte: „Kunst und Kultur gehören zu unserem Leben.“

Die Laudatio, in diesem Fall eher ein heiterer Dialog, wurde von Christian Schoen aus Ansbach gestaltet, einem Kunsthistoriker, der sich um das Retti-Palais Verdienste erworben hat und dessen künftiger Leiter sein wird.

„Kannst du ohne deine Kunst leben?“

Kunst, so führte er aus, sei Ausdruck des freien, kreativen Denkens. Es sei Authentizität erforderlich, um ein in sich stimmiges Werk zu schaffen. Falsch sei die Frage: „Kannst du von deiner Kunst leben?“ Richtig müsse es heißen: „Kannst du ohne deine Kunst leben?“

OSB-Platten sind der Mal-Untergrund, den Annelies Schindler bei vielen ihrer Werke verwendet. OSB steht dabei für „Oriented structural board“. Es sind Grobspanplatten, bei denen ausgerichtete Holzspäne zusammengepresst worden sind. Die Künstlerin kauft sie im Baumarkt, denn eigentlich finden diese Platten im Hausbau Verwendung. Mit leichtem Schweizer Akzent, sie kam in Schaffhausen zur Welt, erklärte die Künstlerin: „Ich muss aus der Struktur dieser Platten etwas machen, und dabei soll die Struktur erhalten bleiben.“

Viel hatte sie herumexperimentiert: Bereits als Kind mit Wachskreidebildern, später dann mit schwarz eingefärbten Platten, aus denen sie Bilder herausgearbeitet hatte. Nun hat sie das Gestalten auf Spanplatten entdeckt, das sie sich übrigens europaweit schützen ließ. Zunächst werden die Platten grundiert, dann werden die vorher genau geplanten Bilder mit Ölfarbe aufgetragen. Schließlich wischt sie mit einem Lappen darüber, um Farbe wegzunehmen und um die Holzstruktur sichtbar zu machen. Da ist Eile geboten, denn die Farbe trocknet schnell. Übrig bleiben interessant strukturierte Kunstwerke in Öl-Auswischtechnik.

Als Thema hat sich Annelies Schindler unter anderem Frauen ausgewählt. „Sie sind an und für sich eine Problemzone“, stellte sie augenzwinkernd fest. „Entweder fühlen sie sich als zu groß, zu klein, zu dick, zu dünn ...“ Alte Frauen seien da zufriedener. „Wir leben in, durch und von Beziehungen zu anderen Menschen, zu Tieren zu unserer Umwelt und zu uns selber. Beziehung ist Emotion. Sie kann erfüllend und bereichernd sein, aber auch verstörend und enttäuschend.“ Tiere bedeuten ihr sehr viel. Es ist wie eine Begegnung mit Menschen. „Ich fange immer mit den Augen an“, erklärt sie. „Wenn sie mich anschauen, dann mache ich weiter.“

Im Corona-Lockdown hatte Annelies Schindler Stillleben arrangiert, ein weiterer Themenbereich ihrer umfangreichen Schaffenspalette. Letztes Jahr lebte sie neun Wochen in Indien und erlebte dabei viel Interessantes, aber auch Schlimmes. Das schlägt sich in ihren Arbeiten nieder, die sie zusammen mit einer indischen Künstlerin gestaltete, mitten im Großstadtdschungel von Mumbai. In der deutschen Botschaft sind die Originale ausgestellt. „Wahrhaft eine authentische Künstlerin!“, lobte Christian Schoen.

Schweizer Schulleiterin lebt heute in Spalt

Warum sie ausgerechnet in Spalt wohne, wollte der Landrat wissen. Zunächst Schulleiterin in der Schweiz, so die Künstlerin, sei sie dann zur Malerei gekommen, habe aber dort in der Kunstschule keinen Platz gefunden. Das sei ihr in Stein bei der Faber-Castell-Akademie gelungen. Spalt war von da aus nicht mehr weit.

Die Pianistin Hildegard Pohl – „Es gibt in Deutschland mehr als 10000 Pianisten. Und Hildegard Pohl“ – hatte schon bisher die Eröffnung musikalisch begleitet und legte jetzt voll los, um das Menuett in G-Dur von Johann Sebastian Bach auf ihre kunstvolle Weise zu interpretieren und um Altes mit Modernem zu verbinden. Vom Originalklang führten ihre Variationen über swingende Anklänge bis hin zu furiosen Jazz-Akkorden. Begeisterter Applaus war der Musikerin dafür sicher.

HK



Noch bis Sonntag, 17. Dezember, sind die Werke auf Burg Abenberg ausgestellt. Die Öffnungszeiten: im Oktober von Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr, im November und Dezember von Donnerstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Jeweils am Sonntag ist die Künstlerin von 13 bis 16 Uhr persönlich anwesend.