Kunst in der Metropolregion Nürnberg
Kunstpalais Erlangen zeigt jungen Engländer Lewis Hammond

17.03.2024 | Stand 17.03.2024, 5:00 Uhr

Unter dem Titel „This Glass House“ präsentiert das Kunstpalais Erlangen Porträtbilder des britischen Malers Lewis Hammond. Foto: Pelke

Gerne kramt das Kunstpalais tief in der weltweiten Nachwuchskiste, um vielversprechende Malerhoffnungen am internationalen Firmament der modernen Kunst nach Erlangen an den Schlossplatz zu holen. Nach Vivian Greven vor vier und Brandon Lipchik vor zwei Jahren bietet das Palais aktuell Lewis Hammond die ganz große Bühne.

In seiner ersten institutionellen Einzelausstellung auf deutschem Boden stellt der 1987 in Wolverhampton geborene Brite seine Vorliebe für die Porträtmalerei in Erlangen unter Beweis. Dabei hält Hammond am liebsten Freunde und Bekannte mit dem Pinsel auf der Leinwand fest.

Gegengewicht zum Digitalen

„Die Porträts wirken, als sei die Zeit in ihnen angehalten worden. Die dunklen, manchmal ins Unheimliche kippenden Leinwände geben den Einflüssen vergangener Epochen und unterschiedlicher Kulturen viel Raum und bilden ein faszinierendes Gegengewicht zum alltäglichen schnelllebigen Strom digital vermittelter Eindrücke“, erklärt Malte Lin-Kröger als Kurator der Schau und weist auf eine weitere Besonderheit des aufstrebenden Künstlers hin.

„Auf den Bildern von Hammond wimmelt es nur so von Verfremdungseffekten. Mal tummeln sich halbmenschliche Wesen zwischen den Pinselstrichen, mal werden die Modelle in fantastische Architekturlandschaften verfrachtet. Die Anspielung an das sprichwörtliche Glashaus im Titel der Ausstellung greift den Gedanken der gebauten Umgebung als Spiegelbild der Seele gekonnt auf. Der gemütliche Platz hinter den großen Fenstern könne als Rückzugsort oder Schaukasten für das innere Befinden verstanden werden“, erklärt der Kurator der gelungenen Schau weiter.

Häufig würden Dekoelemente aus diesem Glashaus in den Bildern den Eindruck eines intimen Gesprächs verstärken. Viele der Porträtierten halten ein Buch in den Händen und scheinen der Wirklichkeit leicht entrückt, fast wie in einer Klostermansarde.

Das Kunstpalais unterstreicht diese fast schon klaustrophobische Anmutung mit dunklen Räumen in erdigen Farbtönen. Für den perfekten Soundtrack sorgen die elektrischen Klangwelten von Darren Cunningham, der unter seinem Künstlernamen „Actress“ die meditativen Tempelklänge extra für die Ausstellung im Erlanger Kunstpalais komponiert hat.

Sakrale Kunst als Vorbild

Künstlerische Vorbilder findet der junge Brite in der reichen Bildtradition sakraler Kunst, um die Tiefe der Persönlichkeiten in seinen Porträts zu unterstreichen. Überhaupt suche und finde der Brite viel Anregung bei christlichen Künstlerikonen wie Fra Angelico aus der italienischen Frührenaissance, erklärt Lin-Kröger.

„Hammond verwendet ganz traditionelle Maltechniken wie Öl auf Leinwand, Öl auf Holz oder sogar Öl auf Kupfer.“ Diese fast schon kontemplative Ästhetik wird bei Hammond allerdings durchbrochen. Besonders die Blicke der Dargestellten fordern die Besucher heraus. Hier starrt das Bild dem Betrachter geradezu direkt in die Augen, dort geht der pupillenlose Blick von der Leinwand scheinbar schnurstracks in die Unendlichkeit. Überhaupt scheint der Brite ein Faible für Augen zu haben. In jedem Ausstellungsraum mit den insgesamt fast 20 Werken werden die Sehorgane mehr oder weniger explizit thematisiert.

„Die Szenen von Ruhe und Geborgenheit kreuzen sich häufig mit körperlosen Blicken, deren Intentionen im Verborgenen bleiben und auf Verkörperungen des Beunruhigenden treffen, die sich gleich einem Fiebertraum durch die Gemälde ziehen“, schwärmen die Ausstellungsmacher über die kraftvollen Figuren auf den gedeckten Ölgemälden, die sich gerade in der einsamen Abgeschiedenheit mit der ganzen Kraft der eigenen Persönlichkeit dem umfassenden Chaos der Welt erfolgreich entgegenzustemmen scheinen.

HK