Nürnberg/Metropolregion
Im VGN drohen höhere Preise ab 2023

Teuerung aber noch vor dem Ukraine-Krieg berechnet – Nürnberg könnte erneut aus der Reihe tanzen

21.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:02 Uhr

Auch die U-Bahn wird wieder teurer: Für das kommende Jahr droht den Fahrgästen im VGN eine Preiserhöhung. Foto: Karmann, dpa

Von Nikolas Pelke

Nürnberg – Nach dem sommerlichen Fahrspaß mit dem bundesweiten Neun-Euro-Ticket werden die Preise im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) für Busse und Bahnen im Herbst wohl wieder auf das bisherige Niveau steigen. Doch damit nicht genug: Ab dem neuen Jahr werden die Normaltarife nochmals teurer. Hinter den Kulissen wird eine Erhöhung der Ticketpreise offensichtlich bereits vorbereitet.

Der Richtungsbeschluss zur Preiserhöhung sei bereits gefallen, teilt VGN-Sprecherin Melinda Burmeister auf Anfrage unserer Zeitung mit. Momentan würden noch die Preistabellen für die einzelnen Tickets abgestimmt. Kurz vor der Sommerpause könnte die Tariferhöhung im VGN-Gebiet dann beschlossen werden. „Ende Juli nach der letzten Gremiensitzung werden wir die Preiserhöhung kommunizieren“, sagt die Sprecherin des riesigen Verkehrsverbundes, der sich von Amberg im Osten bis Rothenburg ob der Tauber im Westen und von Lichtenfels im Norden bis Treuchtlingen im Süden ausdehnt. Mit rund 750 Linien befördert der VGN in diesem Raum über 250 Millionen Fahrgäste jährlich.

Wie hoch die Preise steigen werden, ist vom Verkehrsverbund derzeit noch nicht zu erfahren. Immerhin ist die Formel bereits bekannt. Die Ticketpreise sollen nach dem „Mobidex“ berechnet werden, der sich jeweils zur Hälfte aus dem Einkommensdurchschnitt der privaten Haushalte und der prognostizierten Kostensteigerung der Verkehrsunternehmen zusammensetzt.

Im Hinblick auf die gewaltigen Preissprünge in den vergangenen Monaten an den Tankstellen könnten die Fahrscheinpreise zumindest theoretisch regelrecht in die Höhe schießen. Hier gibt der Verkehrsverbund allerdings Entwarnung. Die Erhöhung der Ticketpreise sei noch vor dem Ukraine-Krieg und der Explosion der Energiekosten berechnet worden, so dass der Preissprung für das kommende Jahr laut VGN noch „nicht überdurchschnittlich“ ausfällt.

Noch sind die höheren Preise aber nicht offiziell verabschiedet. Der Beschluss muss noch von den zehn Verkehrsunternehmen in der Gesellschafterversammlung und dem Grundvertragsausschuss einstimmig getroffen werden. Besonders die Zustimmung der Gebietskörperschaften zu den Preissprüngen dürfte auch von politischen Faktoren abhängen. Schließlich müssen die Bürger – sprich die Wähler – für die teureren Ticketpreise tiefer in die Tasche greifen.

Im vergangenen Jahr hat die Stadt Nürnberg beispielsweise die jährliche Preiserhöhung nicht mitgemacht. Im Juni 2020 hatte der dortige Stadtrat beschlossen, dass Fahrpreiserhöhungen um ein weiteres Jahr verschoben werden sollen. Die Folge: Die VGN-Preise in den Tarifstufen A und K sind zum 1. Januar diesen Jahres nicht erhöht worden. Den entsprechenden Einnahmeausfall muss die Stadt Nürnberg dem Verkehrsverbund ausgleichen.

Nun könnte Nürnberg erneut aus der Reihe tanzen. Eine Rolle spielen könnte diesmal der drohende Bürgerentscheid für die Einführung des 365-Euro-Ticket. Die Befürworter der günstigen Fahrscheine fordern die Stadtspitze explizit dazu auf, die für das kommende Jahr geplanten Fahrpreiserhöhungen im VGN abzulehnen.

Durch das herrschende Prinzip der Einstimmigkeit bei wichtigen Entscheidungen wie Tariferhöhungen könnte der jetzt geplante Anstieg also vielleicht noch platzen.

HK