Im Rittersaal im Schloss Eysölden sind künftig standesamtlichen Trauungen möglich

17.02.2022 | Stand 23.09.2023, 2:42 Uhr

Der historische Rittersaal bietet ein stilvolles Ambiente für die standesamtlichen Trauungen. Foto: Schiele



Gästeschar wirdimmer größer

Während früher die standesamtliche Trauung vorwiegend ein Verwaltungsakt war, bei dem außer dem Brautpaar nur wenige Gäste dabei waren, feiern heute oft 30 bis 40 Hochzeitsgäste die Trauung mit. Das berichteten die stellvertretenden Bürgermeister Michael Kreichauf (CSU) und Eva Dorner (TL) aus ihres Erfahrung als Standesbeamte. Früher folgte dem Verwaltungsakt fast immer eine kirchliche Hochzeit als eigentliches großes Fest. Das hat sich in den vergangenen Jahren aber stark verändert. Und weil viele Brautpaare heute auf die kirchliche Zeremonie verzichten, wird das große Fest heute oft mit der standesamtlichen Trauung gefeiert. Deshalb wünschen sich die Brautpaare dafür einen festlichen Rahmen.

Diese Erfahrung hat Veronika Schiele in der Vergangenheit immer öfter gemacht. „Die Brautpaare wollen ihre Hochzeit ganz individuell zelebrieren“, sagt sie. Mit einer standesamtlichen Trauung im Rittersaal dieses jahrhundertealten Schlosses könnte man diesen Wunsch erfüllen, schließlich kann das Haus mit einer reichen Geschichte aufwarten.

Die spätgotische Vierflügelanlage wurde im 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt und ist seither die älteste Niederungsburg in Landkreis Roth. Unter den vielen herrschaftlichen Besitzern des Schlosses waren ab 1539 auch die Markgrafen Georg und Albrecht von Ansbach. 1618 endete mit den Markgrafen von Brandenburg die „Fürstenzeit“. Danach wechselt das Schloss in bürgerlichen Besitz über. Es wurde zum Bauerngut und erhielt das Tavernenrecht, darf also Ausschenken und Gäste beherbergen.

Auch die Familie Schiele hat schon eine lange gemeinsame Vergangenheit mit dem Schloss: Bereits 50 Jahre ist es im Besitz der Familie, nachdem es Gesine Schiele, die verstorbene Mutter der heutigen Schlosswirtin, erworben hatte. Sie renovierte innerhalb von sechs Jahren das denkmalgeschützte Gebäude von Grund auf und erhielt sogar 1977 für die gelungene Restaurierung vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege die Medaille für „vorbildliche Heimatpflege“. Veronika Schiele hat ihr Angebot in den vergangenen Jahren stetig ausgebaut und das Schloss ist zu einem beliebten Ort für Feste geworden.

Gemeinde hat Meinung der Gastronomen abgefragt

Bevor der Antrag von Veronika Schiele im Gemeinderat vorgestellt wurde, hat sich die Verwaltung mit ihr ausführlich über dieses Thema unterhalten und auch die Meinung der anderen Gastronomen in der Marktgemeinde dazu abgefragt. Da keiner von ihnen Einwände hatte, wurden die Rahmenbedingungen für eine Vereinbarung festgezurrt. „Das ist ein originelles und zusätzliches Angebot für Brautpaare“, lobte Michael Kreichauf diesen „würdigen und außergewöhnlichen Rahmen“, den der historische Saal bietet. Derzeit gibt es für standesamtlichen Trauungen nur das recht kleine Trauzimmer im Rathaus und den Sitzungsaal für eine größere Gästeschar. Wenn einmal die Alte Schule in ein Bürgerzentrum umgebaut ist, wird die Kommune dort einen weiteren Raum anbieten können. „In vielen Gemeinden sind in besonderen Gebäuden Räume für standesamtliche Trauungen gewidmet“, sagte Kreichauf mit Blick über den Tellerrand. Während Paula Medl (FW) diese Widmung als „schöne Idee“ empfand, konnte sich Christian Stoll (CSU) dafür nicht begeistern. „Da könnte man dann auch im Keltenhaus oder der Burg Stauf trauen“, kritisierte er. Geschäftsstellenleiter Martin Obermeyer wollte das nicht so stehenlassen. „Das Schloss bietet schon einen ganz besonderen Rahmen“, hielt er dagegen.

Veronika Schiele plant sogar schon weiter: Als nächsten Schritt will sie von der Gemeinde eine Obstwiese pachten, um dort freie Trauungen anbieten zu können.

HK