Auch bei den Genießern der hopfigen Endprodukte brauchen die Alarmsirenen nicht zu schrillen. Denn den Bierpreisen droht keine Steigerung – jedenfalls nicht aufgrund eines Mangels an den grünen Dolden.
Nur im Centbereich: Hopfen kein Preistreiber beim Bier
Davon ist Frank Braun überzeugt, der beide Seiten des Marktes kennt: Er war lange Jahre in der Brauwirtschaft tätig, derzeit führt der Vorsitzende der Hopfenverwertungsgenossenschaft (HVG) Spalt dort auch die Geschäfte. „Selbst wenn der Hopfenpreis um 20 Prozent ansteigt, rechtfertigt das bestenfalls die Anhebung des Preises für eine Kiste Bier um sechs Cent“, rechnete er des geringen finanziellen Anteil des Hopfen an der Bierproduktion im Gespräch mit unserer Zeitung vor.
Doch aus anderen Gründen könnte der Gerstensaft bald sehr wohl mehr kosten. Schließlich hätten die Brauer mit anderweitigen, extremen Kostensteigerungen zu kämpfen. Glasflaschen, Kronkorken, CO2 für die Abfüllung, Chemikalien für die Reinigung – überall hätten sich die Preise teils drastisch erhöht, so Braun.
Mit hohen Kosten haben aber auch die Hopfenbauern zu kämpfen, wie das Erntegespräch verdeutlichte. Etwa der Mindestlohn, der in Deutschland ein Vielfaches von jenem im Nachbarland Polen beträgt, so HVG-Aufsichtsratschef Werner Kriegelmeier. Auch die aktuellen Energiekosten seien „alles andere als marktgerecht“, bekräftigt Friedrich Kolb, Vorsitzender des Spalter Hopfenpflanzerverbandes.
Einschränkungen beim Pflanzenschutz erschwerten noch zusätzlich zu schwierigen Witterung das gute Gelingen. Der Erdfloh, eine Käferart, mache sich immer stärker in den Hopfengärten breit – und das gleich mit zwei Generationen jährlich. Es gebe zwar ein Spritzmittel gegen den Erdfloh, das aber nur einmal im Jahr ausgebracht werden dürfe. „Wir brauchen entweder ein zweites zugelassenes Mittel oder die Erlaubnis zu einer zweiten Spritzung“, forderte nun Kriegelmeier – beides aber ist nicht in Sicht.
Auch auf den knapp zwei Hektar, die die Familie Börschleins bewirtschaftet, hat sich das Tierchen eingenistet. Bislang seien die Schäden aber zum Glück überschaubar. Die Familie ist außerdem froh, von den jüngsten Wetterkapriolen verschont geblieben zu sein.
Unwetter: Drei Betrieben droht ein Komplettausfall
In anderen Teilen des Spalter Anbaugebiets sieht das aber ganz anders aus. Bei Mosbach etwa haben Sturm und Hagel gewütet. Drei Hopfenbetriebe müssen dort einen Komplettausfall befürchten. Auf einer vier Hektar großen Plantage stürzten Teile einer Gerüstanlage ein. Insgesamt seien 30 Hektar und damit mehr als sieben Prozent der Spalter Anbaufläche betroffen, so Wolfgang Jank, Abteilungsleiter beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Roth-Weißenburg und Geschäftsführer des Pflanzerverbandes. Hier müssten die Bauern bis zur Hälfte der Ernte abschreiben.
Doch trotz aller Wetter- und Ertragsmiseren stemmt man sich im Spalter Anbaugebiet gegen eine Untergangsstimmung. So bleibt die Zahl der Hopfenbauern in unserer Region unverändert bei 44, während in ganz Bayern die Zahl der Betriebe um 13 zurückging. Einen leichten Rückgang gibt es im Spalter Gebiet aber bei der Anbaufläche. Sie sank um sechs auf nun 403 Hektar. Allerdings war man im Jahr 2015 schon bis auf 350 Hektar abgestürzt. „In den letzten Jahren ist viel passiert“, lobte Jank die Betriebe. Es sei viel investiert worden, so dass man auch eine zweite schlechte Ernte wegstecken könne, so Kolb.
Insgesamt wird heuer mit einem Ertrag von 550 Tonnen gerechnet: „Das ist unterdurchschnittlich“, so der Vorsitzende. Immerhin ist es eine deutliche Verbesserung zum vorigen Schreckensjahr mit nur 408 Tonnen Ertrag, aber freilich aber weit entfernt von der Rekordernte 2021, die mit 807 Tonnen zu Buche schlug.
Zu erklären ist die aktuelle Erntebilanz ganz leicht: Im Frühjahr war es zu nass und zu kalt, später dann zu trocken und zu warm. Mit diesen Bedingungen kommen oft ausgerechnet die unbeliebtesten Sorten gut zurecht. „Da steht die Züchtung noch vor Herausforderungen“, sagte Andreas Auernhammer, der sich bei der HVG um Ein- und Verkauf kümmert. In Spalt stelle man sich deshalb einigermaßen breit auf, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten, ergänzte Kolb. „Aber wir werden von unseren Landsorten auf keinen Fall weggehen.“
Vor allem nicht von der hochfeinen Aromasorte „Spalt-Spalter“, dem Aushängeschild des hiesigen Anbaugebiets, das auf 100 Hektar wächst. Gefolgt vom „Spalter Select“ auf Rang zwei. Insgesamt werden im Spalter Anbaugebiet aber satte 24 Sorten angebaut.
HK
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