Hochkaräter bei den Klarinettentagen

Soirée in den Rother Ratsstuben mit Professor Manfred Lindner und Barbara Anton

30.10.2022 | Stand 30.10.2022, 14:39 Uhr

Sehr stimmungsvoll ist das Ambiente bei den Klarinettentagen in den Rother Ratsstuben. Foto: Unterburger

Von Robert Unterburger

Roth – In ihrer neunten Auflage sind die Rother Klarinettentage in den gut besuchten Ratsstuben von Schloss Ratibor mit einem „Soirée-im-Café-Konzert“ von Professor Manfred Lindner (Klarinette) und Barbara Anton (Klavier) von der Musikhochschule Würzburg gestartet. Das musikalische Wochenende wurde vom Rother Stadtkapellmeister Walter Greschl in Zusammenarbeit mit der Kulturfabrik organisiert.

Auf Einladung des Stadtorchesters der Stadt Roth hatte ein ganz besonderer Gast sein Kommen zugesagt: Der renommierte Soloklarinettist Professor Manfred Lindner gab ein virtuoses Konzert mit Werken von Robert Schumann, Nico Rothaar, Charles-Marie Widor, Max Reger, Joseph Horovitz und Fritz Kreisler zum Besten. Kongenial unterstützt wurde er von der Pianistin Barbara Anton.

Manfred Lindner war Soloklarinettist im Staatsorchester Bremen und in der Staatskapelle Karlsruhe. Seine Engagements führten ihn nach Südamerika, China, Russland und durch ganz Europa. Lindner ist Gründer des Bläserquintetts Profive, Mitglied der Süddeutschen Bläsersolistinnen und -solisten, musikalischer Leiter des Consortiums Classicum und Soloklarinettist der Ludwigsburger Schlossfestspiele. 2010 folgte er dem Ruf als Professor an die Hochschule für Musik Würzburg. Bei den Rother Klarinettentagen trat er zum dritten Mal auf. Zum neunten Mal leitete er in der Kreisstadt einen Workshop für interessierte Klarinettistinnen und Klarinettisten.

Der Bühnenbereich der Ratsstuben war stimmungsvoll mit farbigen Scheinwerfern illuminiert, was für eine anheimelnde Atmosphäre sorgte. Zum Auftakt kamen die „Fantasiestücke“ op. 73 von Robert Schumann (1810 bis 1856) zu Gehör, die Schumann im Februar 1843 innerhalb von zwei Tagen geschrieben hatte. Anfangs noch „Soireéstücke“ betitelt, ließ Schumann die Werke unter dem Namen „Fantasiestücke“ veröffentlichen, womit er einen Bezug zu poetischen Aspekten herstellte. Lebhafte, vorwärts treibende Sequenzen voller Dynamik und Rasanz wechselten sich ab mit ruhigen und zarten Melodiebögen, die höchste Ansprüche an die beiden Musiker stellten.

Im zweiten Teil folgten vier Sätze des Filmkomponisten Nico Rothaar, der unter anderem eine Sonate für Klarinette und Klavier geschrieben hat. Das romantische Stück erfreute durch ins Ohr gehende „verspielte“ Melodien, in denen Lindner alle Möglichkeiten und Raffinessen der Klarinette eindrucksvoll demonstrierte. Klarinette und Klavier waren im musikalischen Zwiegespräch. Harte Akkorde und aufbrausende scharfe Klänge standen im Kontrast zu versöhnlichen Passagen.

Anschließend interpretierten Manfred Lindner und Barbara Anton eine Sonate, die der französische Organist, Komponist und Musikpädagoge Charles-Marie Widor (1844 bis 1937) geschrieben hat. Das kunstvoll arrangierte Stück beinhaltete rasante Tonsprünge voller Eleganz, die extrem schnell gespielt werden mussten und die die Kongenialität der beiden Musiker einmal mehr unter Beweis stellten.

Es folgte eine Sonate in Asa-Dur mit vier Sätzen von Max Reger (1873 bis 1916), der seine Kindheit in Weiden verbracht hat. Regers Komposition ist keine ganz leichte Kost und wechselte von atemlosen, bombastischen und dynamischen Klängen unvermutet zu versöhnlichen, behäbigen Melodien. Die grollenden, geradezu explodierenden und rasanten Klavierakkorden standen im scharfen Kontrast zu den Klarinettenklängen, die sich nach oben schraubten und ganz leise endeten. Ein fantastisches Stück, das von dem Klarinettenvirtuosen Lindner souverän gemeistert wurde.

Den Abschluss des erlesenen Konzerts bildete eine Sonate des britischen Komponisten und Dirigenten mit österreichischer Herkunft, Joseph Horovitz (1926 bis 2022). Horovitz starb am 9. Februar dieses Jahres. Der zeitgenössische Komponist arbeitete unverkennbar mit Jazzelementen, was in der Sonate deutlich hör- und spürbar war.

Als Zugabe spielte das Duo das Stück „Liebesleid“, eigentlich ein Werk für Violine und Klavier aus den „Alt-Wiener Tanzweisen“ von Fritz Kreisler (1875 bis 1962). Kreisler war ein austroamerikanischer Violinist und Komponist. Das Publikum bedankte sich mit reichem Beifall für das hochkarätige Konzerterlebnis.

Die „Soirée im Café“ ist eine kleine, atmosphärische Konzertreihe, die seit einigen Jahren als besonderes Format in Kooperation von Kulturfabrik und Orchesterschule der Stadt Roth einmalige Konzerterlebnisse verspricht.

Die Rother Klarinettentage stehen für musikalischen Austausch, neue Impulse und erfahrungsreiche Tage. Sie werden veranstaltet vom Stadtorchester der Stadt Roth rund um Stadtkapellmeister Walter Greschl, auf dessen Einladung bekannte Dozentinnen in der mittelfränkischen Kreisstadt Roth zu Gast sind.

HK