Internationalität für mehr Relevanz
Historiker Alexander Korb übernimmt Leitung des Memoriums Nürnberger Prozesse

01.02.2024 | Stand 01.02.2024, 5:00 Uhr

Das Memorium informiert am historischen Ort über die Nürnberger Prozesse. Foto: Ritter,imago

Der Historiker Alexander Korb privat wird (Foto: privat) wird neuer Leiter des Memoriums Nürnberger Prozesse. Das Amt übernimmt er zum 1. Juni.

Alexander Korb, geboren 1976 in München, studierte Geschichtswissenschaften und erhielt 2004 seinen Magister in Neuerer und Mittelalterlicher Geschichte sowie Gender Studies an der Technischen Universität Berlin. Nach Forschungsaufenthalten in Kroatien, Serbien, den USA und weiteren Ländern promovierte er 2011 an der Humboldt-Universität zu Berlin. Daraus resultierte die Monografie „Im Schatten des Weltkriegs. Massengewalt der Ustaša gegen Serben, Juden und Roma in Kroatien 1941-45“, die als Standardwerk gilt und mit mehreren internationalen Forschungspreisen ausgezeichnet wurde. Von 2000 bis 2010 arbeitete Korb in verschiedenen Museen und Gedenkstätten. Gegenwärtig lehrt er Modern European History an der University of Leicester. Dort leitete er von 2012 bis 2018 das interdisziplinäre Stanley-Burton-Centre for Holocaust and Genocide Studies.

Vergleichenden Faschismus- und Genozidforschung

Korbs bisherige Forschungsschwerpunkte galten der vergleichenden Faschismus- und Genozidforschung, der unterschiedlichen Genese des Holocaust in den europäischen Ländern und der Zusammenarbeit zwischen den Deutschen und ihren europäischen Verbündeten während des Zweiten Weltkriegs. Er untersuchte außerdem das Verhalten gewöhnlicher Deutscher unter den Bedingungen der Diktatur, beispielsweise während der Novemberpogrome 1938.

Momentan arbeitet er an einer rechtshistorischen Studie über das Strafrecht und die Todesstrafe in Bayern zwischen 1918 und 1949. Ein weiterer Schwerpunkt gilt Fragen der Vermittlung und Erinnerung. Seit 2018 wirkt er in einem internationalen Projekt mit, das in Zusammenarbeit mit Künstlern und Überlebenden von Genoziden sogenannte Graphic Novels produziert und zugleich untersucht, wie diese Arbeiten in Schulen und Gedenkstätten das Wissen über und die Erinnerung an Genozide bereichern können.

„Ein toller Zugewinn“

Mit dem Historiker Alexander Korb sei es gelungen, einen renommierten wie profilierten Fachmann für die Leitung des Memoriums Nürnberger Prozesse zu gewinnen, so Nürnbergs Kulturbürgermeisterin Julia Lehner. „Ich freue mich auf die wissenschaftlichen und didaktischen Impulse, die künftig vom Memorium ausgehen.“ Für Thomas Eser, Direktor der Museen der Stadt Nürnberg ist Alexander Korb für die Museumslandschaft „ein toller Zugewinn“. Er bringe Internationalität mit sowie eine hervorragende Vernetzung in die Scientific Community zur jüngeren europäischen Rechtsgeschichte, zur Gewalt- und Genozidforschung. „Das wird dem Themenspektrum, dem sich das Memorium widmet, zusätzlichen Fokus und noch mehr Relevanz geben.“

Er freue sich auf die anstehende Aufgabe, das Wissen über die Nürnberger Prozesse zu vertiefen und den mehr als 100 000 jährlichen Besuchern lebendig zu vermitteln, sagt Korb. „Besonders reizt mich, dass sich die Frage nach dem Erbe der Nürnberger Prozesse angesichts der stetigen Weiterentwicklung des Völkerrechts immer neu stellt.“ In den aktuellen Krisen und Kriegen müsse der Blick sich auch nach Nürnberg und zurück ins Jahr 1946 richten: „Welche Lehren zog die Welt juristisch und moralisch aus der bis dahin größten Krise der Menschheit, und was bedeutet das für uns?“

HK