Landkreis Roth
Grüne Berufe hoch im Kurs: Steigende Zahlen bei der Gehilfenprüfung für Landwirte

27.10.2022 | Stand 27.10.2022, 15:10 Uhr

Die Junglandwirte aus den Landkreisen Roth und Neumarkt mit ihren Ausbildern und den Ehrengästen. Foto: Arnold

Von Fritz Arnold

Hilpoltstein/Triesdorf – Während andere Branchen über mangelnden Nachwuchs klagen, kann sich die Landwirtschaft über reges Interesse an ihrem Beruf freuen. Nicht nur in ganz Bayern sind die Ausbildungszahlen seit über einem Jahrzehnt stabil und heuer sogar angestiegen, auch in Mittelfranken erhielten mit 123 jungen Männern und Frauen deutlich mehr Nachwuchskräfte ihre Gehilfenbriefe als in den vergangen Jahren. Zu einem Viertel waren es Mädchen und Frauen, die bei der zentralen Abschlussfeier für Mittelfranken in Triesdorf ihre Zeugnisse entgegennehmen konnten.

Aus dem Landkreis Roth erhielten folgende Junglandwirte die Gehilfenbriefe: Jonas Alberter (Esselsberg), Corinna Fischer (Thalmässing), Daniel Förster (Leerstetten), Maximilian Gscheid (Roth), Stefanie Raab (Abenberg), Johannes Rißmann (Roth), Sascha Schermer (Heideck), Stefan Baumann (Heideck), Lothar Erdmannsdörfer (Thalmässing) und Stefan Zwickel (Heideck). Hinzu kamen Christian Schimpel (Freystadt) und Bastian Bäumel (Berching) aus dem Landkreis Neumarkt.

Ministerialrat Michael Karrer vom bayerischen Landwirtschaftsministerium zeigte sich in seiner Festrede erfreut, dass 30 Prozent der Gehilfen nicht aus einer Landwirtschaft stammen. Damit zeige sich, dass grüne Berufe bei den jungen Menschen wieder „in“ seien. Offensichtlich werde erkannt, dass es sich bei der Landwirtschaft um den schönsten Beruf handelt, weil in der Natur gearbeitet werde, und es sich gleichzeitig um den wichtigsten Beruf für die Menschheit handelt. Denn, so Karrer: „Ohne Strom können wir leben, aber nicht ohne Lebensmittel.“

Allerdings stellten sich neue Herausforderungen. Vorbei seinen die Zeiten, als 1770 die Landpfarrer angewiesen wurden, die bäuerliche Bevölkerung durch „aufgeklärten und praktischen Unterricht im Ackerbau an Sonn- und Feiertagen nach dem Gottesdienst fachlich weiterzubilden und auf den selbstbewirtschafteten Feldern ein praktisches Beispiel dafür zu geben.“ Doch werde die Landwirtschaft heute komplexer. Neben der Sicherstellung der Ernährung gelte es gleichzeitig den Dialog mit der Gesellschaft zu führen. Den jungen Leuten gab er den Rat, sich drei Jahre Zeit für die Fortbildung zu nehmen. Für die Übernahme des elterlichen Betriebes hält Karrer den Besuch der Landwirtschaftsschule und der Höheren Landbauschule für den besten Weg. Wer mehr in die Dienstleistung gehen wolle, wähle wohl besser die Technikerschule.

In den Grußworten zeigten sich mehrere Ehrengäste erfreut, dass so viele junge Leute den Schritt in den bäuerlichen Beruf wagten. Denn ihrer Überzeugung nach werden sie gute Berufschancen haben. Schließlich sei erkannt worden, dass Unabhängigkeit von weltweiten Warenströmen und die Produktion von Lebensnotwendigen von existenzieller Bedeutung sein kann.

Der neue Vizepräsident des mittelfränkischen Bauernverbandes, Peter Köninger, ermunterte dazu, die Fortbildungsmöglichkeiten zu nutzen und überreichte an die Jahrgangsbesten daher auch Gutscheine für Bildungsaufenthalte im Haus der Landwirtschaft in Herrsching am Ammersee.

Von den 123 Absolventen wählten 61 die duale Ausbildung mit einem Jahr Berufsgrundschuljahr sowie zweijährige praktische Ausbildung mit Besuch der Berufsschule. 38 hatten schon eine andere Berufsausbildung hinter sich und eigneten sich über nebenberufliche Schulungen die landwirtschaftlichen Kenntnisse an, während 24 den Hochschulbesuch mit Praktika auf Betrieben verbanden.

Als Beste in der dualen Ausbildung wurden Berenike Isabelle Kröck (Steinkirchen), Jasmin Oberst (Stopfenheim) und Tim Alexander Semlinger (Erlangen) ausgezeichnet, in der Gruppe der Bila-Absolventen standen Alfred Hock (Höchstadt), Michael Kirsch (Dittenheim, Andreas Bauer (Stirn) und Clemens Häupler (Ansbach) an der Spitze sowie bei den Absolventen Hochschule Dual Johanna Würtenberger (Leutkirch), Fabian Böck (Münsterhausen), Peter Gerstmeier (Buchdorf) und Sandra Herding (Weihenzell).

HK