Landrat Eckstein hört früher auf
Gesundheitliche Gründe geben den Ausschlag

Bereits zum 1. April wird er nach fast 30 Jahren in den Ruhestand versetzt

17.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:16 Uhr

Herbert Eckstein wie man ihn kennt: Bürgernah und zupackend ist er bei einer Vielzahl von Veranstaltungen im gesamten Landkreis zu Gast, Unterlagen wälzt er oft auf der Rückbank des Wagens auf dem Sprung von Termin zu Termin. Foto: Meyer

Von Rainer Messingschlagerund Volker Luff

Hilpoltstein – Landrat Herbert Eckstein (SPD) wird seine fünfte Amtszeit nicht vollenden. Am Dienstag hat der Rother Kreistag dem Antrag zugestimmt, ihn zum 1. April in den Ruhestand zu versetzen. Ab diesem Zeitpunkt wird sein Stellvertreter Walter Schnell (FW) die Amtsgeschäfte kommissarisch führen. Aufgrund der Rechtslage muss nun innerhalb von 100 Tagen die Wahl eines neuen Landrats stattfinden. Zeitpunkt wird vermutlich um den 1. Mai sein.

Wer Herbert Eckstein kennt, weiß, dass ihm dieser Schritt nicht leicht gefallen ist. Aber gesundheitliche Gründe haben ihn letztlich doch dazu bewogen, zu gehen. „Meine Ärzte haben mir im Dezember dringend geraten, mein Alter und krankheitsbedingte Risikofaktoren zu akzeptieren und meinen Rucksack Stück für Stück zu entlasten und zu leeren“, lässt er dazu offiziell verlautbaren. Dass er in jüngster Zeit in seinem Umfeld von lieben Menschen habe Abschied nehmen müssen, prägte die Entscheidung mit. Ein ganz besonderer Einschnitt sei der Tod von Georg Küttinger im Dezember gewesen.

Die Probleme seien nicht von heute auf morgen aufgetreten, aber er habe sie verdrängt, so Eckstein. „Aber nun kann ich es nicht mehr verdrängen.“ Ärzte hätten ihm geraten: „Hören Sie auf!“ Auch leidet Eckstein seit seiner Bundeswehrzeit an einem Knalltrauma. „Ich habe den Tinnitus immer mit Kraft bewältigt“, sagt er. In letzter Zeit habe er sich aber immer weniger schnell regenerieren können. Dass es nun öffentlich sei, dass er gesundheitliche Probleme habe, „das ist für mich die größte Herausforderung, das anzunehmen“.

Möglich wäre es auch gewesen, die Amtsgeschäfte sofort niederzulegen, aber davon hätten auch die Ärzte abgeraten, so Eckstein. Nun werde er versuchen, es ausklingen zu lassen. Begonnene Maßnahmen würden in den nächsten Monaten weiter und auch zu Ende geführt.

Wer im Landkreis Roth in seinen 20er-Jahren steckt, vielleicht schon Frau und Kind hat, kennt keinen anderen Landrat als Herbert Eckstein. Sein Amt übernommen hat er am 5. November 1993. Heute kann man kaum glauben, dass sein Wahlerfolg am 31. Oktober 1993 einem politischen Erdbeben gleichkam. Die Wahl war nötig geworden, da Vorgänger Helmut Hutzelmann ( CSU) überraschend gestorben war.

Der damals 37-jährige Herbert Eckstein aus Wendelstein, seit 1990 SPD-Landtagsabgeordneter, war in der Stichwahl der Überraschungssieger: Mit 51,4 Prozent der Stimmen überflügelte der Außenseiter den CSU-Mann Hugo Mailinger. Fortan konnten die Christsozialen die Scharte nicht auswetzen, im Gegenteil: Von Wahl zu Wahl baute Eckstein seinen Vorsprung vor dem jeweiligen CSU-Kandidaten aus, seine Popularität wuchs stetig.

Schließlich verzichtete die CSU 2017 darauf, einen Bewerber ins Rennen zu schicken. Prompt fuhr Eckstein, der mittlerweile der dienstälteste Landrat Bayerns ist, mehr als 96 Prozent der Stimmen ein.

HK