Athlet aus Eysölden
Gabriel Noderer sagt dem Motorsport endgültig Goodbye und wechselt zum Triathlon

12.03.2024 | Stand 12.03.2024, 20:14 Uhr

Gabriel Noderer sattelt um: Auf das Fahrrad unter anderem. Dazu kommen Schwimmen und Laufen: Noderer geht beim Triathlon an den Start. Fotos: Sportshot/Eisele/DK-Archiv

Von Andreas Regler

Es hat sich in den letzten Monaten angedeutet, aber nun ist die Entscheidung endgültig gefallen: Gabriel Noderer wird dem Motorrad-Rennsport als aktiver Fahrer den Rücken kehren. Wohl oder übel, denn freiwillig kam dieser Schritt nicht zustande. Letztlich waren es praktische Gründe, die unter einer erfolgreichen Karriere den Schlussstrich notwendig machten.

Bis Ende vergangenen Jahres hatte der 27-Jährige alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ein Team zu finden, mit dem er Rennen bestreiten und sich weiterentwickeln kann. Angebote, durchaus auch sehr attraktive, habe es zwar gegeben, so Noderer. Der Knackpunkt sei jedoch regelmäßig das Finanzielle gewesen.

Kosten bis zu 100 000 Euro pro Saison

Es ging um den Betrag, den der Eysöldener einem Rennstall zahlen hätte zahlen müssen, um für diesen fahren zu dürfen. Je nach Wettbewerb, Fahrzeugklasse und Niveau wären zwischen 50 000 und 100 000 Euro fällig gewesen – pro Saison wohlgemerkt. „Ich habe in den vergangenen beiden Jahren sehr viel Akquise bei Sponsoren betrieben, sogar mit einer Agentur zusammengearbeitet, die den BVB unterstützt“, sagt Noderer. Doch selbst die Experten konnten keine Geldgeber an Land ziehen.

Auch wenn er beteuert, sich nicht zu ärgern und mit sich im Reinen zu sein: Eine gewisse Frustration klingt schon durch, wenn der 27-Jährige erzählt, dass ihm bei Vertragsverhandlungen zwar ein ums andere Mal versichert wurde, er sei zwar sportlich der beste Fahrer für den freien Platz im Team. Den Zuschlag habe dann aber derjenige bekommen, der mehr finanzielle Mittel einbringen konnte. „Die Faszination für den Rennsport ist trotz allem weiter da, aber ich sehe mittlerweile eben auch immer mehr die Kehrseite.“ Die hohen Kosten, der geringe Stellenwert des Sports hierzulande (was die Sponsorensuche zusätzlich erschwert), das stetig steigende Risiko von Stürzen, die über die Jahre im Sport verstorbenen Freunde, das eigene Alter und die Überlegung, wie es in Zukunft beruflich weitergehen soll: all das habe ihn letztlich zu diesem Schritt bewogen.

Im Job will sich Gabriel Noderer, der seinen Bachelor in Sportmanagement mit dem Schwerpunkt Marketing abgeschlossen hat, bewusst verschiedene Optionen offenhalten. Zum einen wird er als Experte auch weiterhin Fahr- und Sicherheitstrainings für Nachwuchs- und Hobbymotorsportler auf europäischen Rennstrecken von Spanien bis Tschechien anbieten. Zum anderen will er weiter bei der Recruiting-Firma arbeiten, wo er bereits parallel zum Studium gejobbt hat.

Wechsel zum Triathlon-Team TWIN Neumarkt

Sportlich hat Noderer vor einigen Monaten den Triathlon für sich entdeckt. In dieser Saison geht er für das Team TWIN Neumarkt in der Regionalliga an den Start. „Darauf freue ich mich schon sehr“, erzählt der 27-Jährige. Neben der körperlichen Herausforderung gefällt ihm die Tatsache, dass die Rennen jeweils im Team bestritten werden. Für den Herbst 2024 hat er sich zum Ziel gesetzt, seine erste Triathlon-Mitteldistanz zu absolvieren.

Auf seine Vergangenheit blickt Noderer mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück: „Ich bin dankbar dafür, was der Motorsport aus mir gemacht hat.“ 14 Jahre lang war er auf dem Motorrad im Rennsport aktiv, hat Höhen und Tiefen durchlebt, Erfolge gefeiert und Niederlagen einstecken müssen. Als Mensch habe ihn dieser Sport zwar einerseits viel Zeit, Kraft und Geld abverlangt, ihn jedoch andererseits auch zu dem gemacht, der er heute ist. „Es ist schon verrückt, was wir, also meine Familie, meine Betreuer, meine Sponsoren und ich unter diesen Umständen auf die Beine gestellt haben. Ich habe bei mir durchaus mehr Potenzial gesehen, als wir letztlich ausschöpfen konnten“, denn für den entscheidenden Schritt auf der Karriereleiter habe am Ende das Geld gefehlt, so sein bitteres Fazit. „Trotzdem, es war eine geile Zeit.“