Landkreis Roth
„Füreinander“ gewinnt Integrationspreis zum vierten Mal in Folge

01.12.2022 | Stand 18.09.2023, 21:27 Uhr

Über den mittelfränkischen Integrationspreis aus den Händen von Innenminister Joachim Herrmann und Regierungspräsidentin Kerstin Engelhardt-Blum (3.v.r.) freut sich die Delegation aus dem Landkreis Roth.

Von Monika Meyer

Hilpoltstein/Roth – Mit strahlenden Gesichtern hat eine Delegation aus dem Landkreis Roth kürzlich den mittelfränkischen Integrationspreis 2022 aus den Händen von Innenminister Joachim Hermann (CSU) sowie der Regierungspräsidentin Kerstin Engelhardt-Blum entgegengenommen. Anlass war das Engagement der Bürgerkontaktstelle Füreinander, die Gebärdenkurse für ukrainische Geflüchtete sowie für ehrenamtliche Helfer auf die Beine gestellt hatte.

Der Ort der Verleihung für Platz eins war der Marmorsaal des Nürnberger Presseclubs mit „einem sehr schönen und würdigem Rahmenprogramm“, wie Aline Liebenberg feststellte. Sie ist der Kopf hinter den Projekten von Füreinander, die die Regierung nun als preiswürdig eingestuft hat.

Derzeit lebt eine Vielzahl von gehörlosen Menschen aus der Ukraine im Landkreis Roth. Ihr Ziel: so schnell wie möglich Deutsch zu lernen, um ein autarkes Leben in Deutschland führen zu können. Mit Unterstützung der Gehörlosenseelsorge hat Liebenberg eine Gebärdendolmetscherin gewonnen, die ursprünglich aus der Ukraine stammt und sich einmal in der Woche mit einer Gruppe zum Sprachkurs trifft. Parallel wird für Ehrenamtliche die Möglichkeit angeboten, an einem Gebärdenkurs teilzunehmen, um die Gehörlosen in ihrem Alltagsleben zu unterstützen, hieß es in der Laudatio.
Die Idee war entstanden, als im April – kurz nach dem Angriff von Russland auf die Ukraine – zwei Busse mit gehörlosen Kriegsflüchtlingen im Landkreis Roth eintrafen. Einige von ihnen fanden Aufnahme in der Gehörloseneinrichtung Regens Wagner in Zell, andere schlüpften in Büchenbach im ehemaligen Gasthaus Glauber sowie privat bei Familien in Gustenfelden unter. Zwar habe man sich dank Übersetzungshilfen im Internet mit diesen Menschen verständigen können, erzählt Aline Liebenberg. Aber diese Gruppe konnte nicht wie andere Ukrainer an regulären Deutschsprachkursen teilnehmen. „Sie können ja nichts hören.“

Also kümmerte sich Liebenberg darum, ihnen einen Gebärdensprachkurs deutsch-ukrainisch anzubieten. Über den Kontakt der evangelischen Gehörlosenseelsorge und die Pfarrerin Cornelia Wolf aus Nürnberg knüpfte Liebenberg den Kontakt zur Gebärden-Lehrerin Ruthild Kerndl, die beide Sprachen beherrscht. Sie unterrichtete schließlich ein gutes Dutzend Interessierter von Mai bis August einmal pro Woche im Büchenbacher Gemeindesaal.

Dann kam noch die Idee auf, auch die Ehrenamtlichen, die sich um die gehörlosen Frauen und Männer aus der Ukraine kümmerten oder sie sogar bei sich aufgenommen hatten, in der Gebärdensprache zu unterrichten. Diesen Kurs bot die Gebärdenlehrerin Jenny Staudt schließlich ab Juni an. Finanziert wurden die Angebote über die LAG der Freiwilligenagenturen in Bayern. „Damit konnten wir die Lehrerinnenhonorare sowie die Bücher bezahlen“, berichtet Liebenberg. Nun soll dieser Kurs eine Fortsetzung finden. Für dessen Finanzierung will Liebenberg einen Teil des Preisgeldes für den Integrationspreis verwenden.

Füreinander, die Kontaktstelle für Bürgerengagement am Landratsamt Roth, hat im Übrigen zum vierten Mal den Integrationspreis gewonnen. Einen dritten Platz heimste die Theatergruppe „Bunt gemischt“ 2019 ein, 2020 ging der zweite Platz für die digitale Hausaufgabenbetreuung von Füreinander nach Roth und 2021 gab es den ersten Platz für das Projekt „Weltreise ins Wohnzimmer“.

Die Rother teilen sich in diesem Jahr den ersten Platz mit „Digiteers“ von der Stabsstelle Bürgerliches Engagement der Stadt Nürnberg. Aus Computerspenden von Privatpersonen und Unternehmen wurde mit Hilfe von Ehrenamtlichen eine funktionierende digitale Ausstattung an bedürftige Schüler, Auszubildende und Studierende weitergegeben. In Zeiten der Pandemie und der zunehmenden Digitalisierung sei die Ausstattung mit Computern für die Teilhabe an Bildung und am gesamten gesellschaftlichen Leben unentbehrlich geworden, lobte die Jury.

In der Laudatio hieß es außerdem, dass allen Projekten das überwiegend ehrenamtliche Engagement der Akteure gemeinsam sei, welches große Wertschätzung verdiene. Mit der Verleihung des mittelfränkischen Integrationspreises solle den Initiatoren für ihre Ideen, ihren Einsatz und ihre Freude an der Arbeit, im Interesse einer gelingenden Integration von Menschen mit Migrationshintergrund, ein aufrichtiger Dank ausgesprochen werden.

HK