Düstere Zukunfsaussichten
Frankens Handwerk befürchtet Pleitewelle

Hohe Inflation mit explodierenden Energiepreisen lässt Bäcker, Metzger & Co. düster in die Zukunft blicken

28.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:10 Uhr

Besonders dem Lebensmittelhandwerk wie Bäckern und Metzgern machen die aktuellen Krisen stark zu schaffen. Foto: Pelke

Es nicht nur eine. Das Handwerk spricht von einem regelrechten Meer aus dunklen Wolken, dass sich derzeit über der mittelfränkischen „Wirtschaftsmacht von nebenan“ zusammenbraut.



„Die Krise gibt es nicht mehr. Wir haben es aktuell mit multiplen Krisen zu tun“, sagt Thomas Pirner, Präsident der Handwerkskammer für Mittelfranken in Nürnberg. Nach der Pandemie habe der Krieg in der Ukraine die erhoffte Erholung auf dem Weltmarkt verhindert.

Im Moment würden daher immer mehr Betriebe sorgenvoll in die Zukunft blicken. Der Auslöser der düsteren Stimmung ist schnell erklärt: Nach der Corona-Pandemie seien die Rücklagen der Betriebe weitgehend aufgebraucht. Ausgerechnet in dieser schwierigen Situation hätte steigende Energiepreise eine Rekordinflation in Höhe von nahezu elf Prozent ausgelöst. Die Folge: Verbraucher wollen Geld sparen und fallen als Kunden aus.

Eine Zahl lässt bei der Handwerkskammer aktuell besonders die Alarmglocken schrillen. Nur noch knapp 60 Prozent der befragten Betriebe gehen in der Zukunft von einer stabilen Geschäftslage aus. Im Vorjahr hatten noch knapp 90 Prozent optimistisch nach vorne geblickt. „Ein Drittel der Betriebe geht gar von einer Verschlechterung aus“, sagt Elmar Forster, Hauptgeschäftsführer der mittelfränkischen Handwerkskammer. Besonders hart sei die Lebensmittelbranche betroffen. Hier bezeichnen nur noch vier Prozent der befragten Betriebe die derzeitige Geschäftslage als „gut“.

Strompreise: Metzgerei steht vor der Pleite



Mit einem Beispiel will die Kammer den Ernst der Lage zeigen. Eine kleine Metzgerei in Oberdachstetten im Landkreis Ansbach stehe wegen der explodierenden Strompreise kurz vor der Pleite. „Wenn die Prognosen über die hohen Energiekosten sich wirklich bewahrheiten sollten, dann sind wir ab März 2023 insolvent“, warnt Sven Engelhardt, Inhaber der Metzgerei Klenk. Die Kosten könne er nicht an die Kunden weitergeben. „Dann müssten wir acht Euro fürs Pärchen Bratwurst verlangen“, sagt Engelhardt und fordert schnelle Lösungen.

Beispielsweise sollten die Strompreise bei energieintensiven Betrieben wie seiner Metzgerei höchstens verdoppelt werden können. Um Energie zu sparen, habe er schon vor zwei Jahren auf LED-Beleuchtung umgestellt und eine neue Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert. Um noch mehr Strom zu sparen, könne die Metzgerei nicht einfach die Kühlhäuser abschalten, sagt Engelhardt und fordert auch Nothilfen vom Staat. „Jetzt müsste uns auch mal geholfen werden, wir haben schon bei Corona nichts bekommen“, sagt der Chef der Oberdachstettener Metzgerei.

In die gleiche Kerbe schlägt derweil der Kammer-Präsident. Immerhin habe die Bundesregierung das Problem mittlerweile erkannt. „Es ist positiv, dass die Entlastungen für Unternehmen nicht erst im März greifen, sondern zusätzlich zum von der Regierung übernommenen Dezemberabschlag, rückwirkend gelten“, sagt Thomas Pirner und mahnt jedoch zur Eile.

HK