Kontroverse über Stadt-Umland-Bahn
Erlangen stimmt über teure Straßenbahn-Verlängerung ab

07.03.2024 | Stand 07.03.2024, 13:00 Uhr

Auf der B4 zwischen Nürnberg und Erlangen sollen zwei Autospuren für die neue Stadt-Umland-Bahn geopfert werden. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat sich kürzlich für den Erhalt der Autospuren ausgesprochen. Foto: Claus Hirche/Zweckverband Stadt-Umland-Bahn

Für ein zukunftsfähiges, soziales und nachhaltiges Erlangen: Auf diesen Konsens haben sich SPD und CSU in Erlangen bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages vor vier Jahren geeinigt. Genau zwei Jahre vor der nächsten Rathauswahl liegen die Partner über das Wohl und Wehe der Stadt-Umland-Bahn (StUB) in einer wichtigen Zukunftsfrage jedoch schwer über Kreuz.

Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) ist mit seiner Fraktion für den Bau der Straßenbahn, Bürgermeister Jörg Volleth (CSU) ist gemeinsam mit den Ratskollegen seiner Partei dagegen. Der Preis, den die Erlanger für die Realisierung der StUB bezahlen müssten, sei laut Volleth einfach zu hoch.

Kritik an den hohen Kosten

Der CSU-Bürgermeister kritisiert nicht nur die eigentlichen Kosten für Bau, Betrieb und Unterhalt. Die Erlanger müssten in ihrer kleinen Großstadt mit den relativ schmalen Straßen auch auf liebgewonnene Verkehrsadern in der City durch die Verlegung der Straßenbahnschienen zwischen Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach verzichten.

Selbst Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat als überzeugter Erlanger seinen Kabinettskollegen im Verkehrsministerium schon sanft aber bestimmt darauf hingewiesen, dass er eine Abstufung der Bundesstraße 4 zwischen dem Nürnberger Norden und dem Erlanger Süden – die nach dem bisherigen Planungen für die Verlängerung der Straßenbahngleise von Nürnberg nach Erlangen notwendig wäre – schlicht und ergreifend für falsch hält.

In seinem Schreiben an Verkehrsminister Christian Bernreiter (ebenfalls CSU) hatte Herrmann den geplanten Wegfall der zwei Fahrstreifen als „echten Schildbürgerstreich“ bezeichnet. Vor allem verkenne der Abstufungsantrag den laufenden Ausbau des Siemens-Campus sowie den künftigen Ausbau der Friedrich-Alexander-Universität auf dem benachbarten Südgelände.

Für den Verkehrszuwachs werde die StUB zwar hilfreich sein, die B4 würde aber nach wie vor gebraucht, lautete der Tenor in dem Schreiben. Kurioserweise ist Herrmann im Gegensatz zu seinen eigenen Fraktionsfreunden weiterhin für den Bau der Umland-Bahn.

Auch Siemens macht keinen Hehl daraus, dass man beim Ausbau des Standortes von der Realisierung des Nahverkehrsprojektes ausgegangen sei.

Derweil ist in Erlangen nicht nur die CSU gegen die neue Bahn. Auch Umweltschützer beispielsweise von der ÖDP sehen besonders die geplante Talquerung über die Wöhrmühle kritisch.

Gänzlich unkritisch und fast schon euphorisch befürwortet dagegen Rathauschef Janik das Projekt. Bis zum Tag der Abstimmung in fast 100 Tagen will Janik die Bürger offenkundig täglich auf allen Kanälen von den Vorteilen überzeugen.

98 Tage vor den Urnengang postet Janik auf Facebook beispielsweise dieses Statement: „Die StUB wurde so geplant, dass sie die Menschen miteinander verbindet. Sie fährt in Nürnberg am Plärrer los und erschließt über Boxdorf kommend große Wohngegenden wie Tennenlohe, den Süden rund um die Nürnberger Straße, Alterlangen und Büchenbach. Sie bindet alle wichtigen Standorte der FAU an und fährt direkt an den Siemens Campus und zu den großen Herzogenauracher Unternehmen. Und sie fährt direkt zum Bahnhof und in die Innenstadt, für den Einkauf oder den Besuch in der Kneipe.“

CSU-Fraktionschef Christian Lehrmann spricht dagegen von einem unheilvollen Prestigeprojekt für den amtierenden Rathauschef. Auch wenn die CSU mit ihrer Info-Kampagne noch nicht in den Startlöchern steht, rechnet Lehrmann mit einem Sieg der StUB-Gegner.

Lehrmann spricht von Richtungswahl

„Die StUB wird ein reiner Zug für Pendler und bringt uns Erlangern fast nichts außer Kosten und Probleme. Unsere Stadt soll für ein unattraktives Verkehrsprojekt zerschnitten werden und muss trotz Förderung auch noch sehr viel Geld bezahlen. Die Bürger werden sich die Details genau anschauen und dagegen stimmen“, bleibt Lehrmann betont gelassen und spricht gleichzeitig von einer Richtungswahl am 9.Juni, wenn die Erlanger Bürger im Rahmen der Europawahl mit Ja oder Nein für oder gegen die StUB abstimmen dürfen.

HK