Biennale-Künstler in der Kongresshalle
Erinnerungskultur steht vom 6. bis 21. Juli in Nürnberg im Mittelpunkt

23.04.2024 | Stand 23.04.2024, 15:04 Uhr

Die Kongresshalle in Nürnberg Foto: Daniel Löb/dpa

Erstmals unterstützt die Stadt Nürnberg den Deutschen Pavillon der weltweit renommierten Kunst-Biennale „Biennale di Venezia“ für zeitgenössische Kunst: Von Samstag, 6., bis Sonntag, 21. Juli, werden Künstler des Deutschen Pavillons ihre Arbeiten unter dem Titel „Thresholds“ in unterschiedlichen Formaten in der Nürnberger Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände zur Diskussion stellen und damit Brücken zur Erinnerungskultur nach Nürnberg bauen.

Hintergrund: Die „Biennale di Venezia“ ist nicht nur die älteste Kunst-Biennale, sondern gilt auch als bedeutendste zeitgenössische Kunstschau weltweit. Ein zentraler Teil der diesjährigen Präsenz der Bundesrepublik Deutschland bei der Biennale ist der klanglichen Erforschung der venezianischen Insel La Certosa gewidmet. Der in Nürnberg geborene Künstler Jan St. Werner und der in Nürnberg lebende und arbeitende Künstler Michael Akstaller schaffen hier einen Resonanzraum, der die Monumentalität des Deutschen Pavillons, der 1909 eröffnet und 1938 von den Nationalsozialisten grundlegend umgestaltet wurde, kommentiert und den Gedanken der Überwindung von Schwellen (Englisch: „thresholds“) hervorhebt.

Lehner: „Ein Glücksfall für Nürnberg

Julia Lehner, Bürgermeisterin der Stadt Nürnberg mit dem Geschäftsbereich Kultur, betont: „Die Zusammenarbeit mit der ältesten und namhaftesten internationalen Ausstellung für zeitgenössische Kunst ist ein Glücksfall für Nürnberg. Es zeigt sich, dass im Rahmen der Nürnberger Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas wegweisende programmatische Schwerpunkte gesetzt worden sind, die in die Zukunft wirken.

In Nürnberg wie auch im Deutschen Pavillon auf dem Biennale-Areal in Venedig steht die Frage nach dem Umgang mit den baulichen Signaturen des Nationalsozialismus zur Debatte, hier wie dort werden aktuell aus künstlerischer Perspektive Fragen der Erinnerungskultur verhandelt.

Der Deutsche Pavillon in Venedig wurde 1909 nach Entwürfen des Architekten Daniele Donghi zunächst als Bayerischer Pavillon eröffnet. 1938 griffen die Nationalsozialisten tief in die bauliche Substanz ein und passten den Pavillon den Idealen der nationalsozialistischen Herrschaftsarchitektur an.

Die Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände ist ein Relikt nationalsozialistischer Bautätigkeit, das nie vollendet wurde. Hier sind derzeit die Nürnberger Symphoniker und das Dokumentationszentrum Reichparteitagsgelände untergebracht, im Entstehen sind eine Spielstätte für das Staatstheater Nürnberg und Räume für die Präsentation und Produktion aller künstlerischen Sparten. In unterschiedlichen Formaten wird derzeit vor Ort geprobt, wie Kunst und Kultur spezifische erinnerungskulturelle Akzente setzen können.

Manifestation in der Architektur

Deshalb zeigen im Sommer Biennale-Künstler ihre Werke, die sich mit eben dieser Erinnerungskultur beschäftigen. Dazu gehört die im Rahmen von Nürnbergs Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas entstandene Klangerkundung „Sometimes you just have to give it your attention“. Initiiert durch den vormaligen Professor an der Akademie der Bildendenden Künste Nürnberg, Jan St. Werner, und Michael Akstaller, beschäftigt sie sich mit Fragen zu der Ideologie des Nationalsozialismus und deren Manifestation in den Architekturen des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes.

Zudem zeigt Maria Eichhorn die Installation „Relocation a Structure“, eine Auseinandersetzung mit der Architektur des Deutschen Pavillons in den berühmten Giardini, den Biennale-Gärten. In der Nürnberger Kongresshalle soll Eichhorns Arbeit „Erinnerung durch Dekonstruktion“ als kritische Form der Auseinandersetzung mit nationalsozialistischen Architekturen nun ebenfalls präsent sein.

H