Hilpoltstein
Entscheidung über Krankenhaus-Verkauf vertagt

Im Kreistag von der Tagesordnung genommen – AWO-Chef Hetzelein zeigt sich verärgert

16.12.2022 | Stand 17.09.2023, 8:14 Uhr

Das ehemalige Hilpoltsteiner Krankenhaus ist zum Politikum geworden. Eigentlich sollte der Verkauf noch vor dem Jahreswechsel im Kreistag besprochen. Jetzt ist es von der Tagesordnung geflogen und der Verkäufer, die AWO, genervt. Foto: V. De Geare

Von Viola De Geare

Hilpoltstein/Roth – Überraschung im Kreistag am Freitagvormittag: Der Tagesordnungspunkt zum Verkauf des ehemaligen Hilpoltsteiner Krankenhauses wurde kurzfristig von der Tagesordnung gestrichen. Die Zustimmung des Landkreises liegt damit bis Mitte Januar auf Eis. Die Besitzerin des Gebäudes, die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Mittelfranken-Süd, kündigte derweil an, den Sachverhalt juristisch prüfen zu lassen.

So still es die vergangenen Jahre um das ehemalige Krankenhaus war, so intensiv wird nun seit Wochen über die Zukunft der ehemaligen Vorburg im Hilpoltsteiner Zentrum diskutiert. Erst hatte der Museums- und Heimatverein seine Ideen zur künftigen Nutzung aufgezeigt, Ende November präsentierte dann die Besitzerin, die AWO, einen Investor, an den sie verkaufen will.

Einst hatte der Sozialverband das inzwischen stark sanierungsbedürftige Gebäude 1999 für einen symbolischen Betrag von einer Mark vom Landkreis erworben und dort einige Jahre ein Pflegeheim betrieben. Für einen Wiederverkauf hatte sich der Landkreis aber ein Mitspracherecht zusichern lassen. Seit 2012 versucht die AWO bereits das Gebäude zu verkaufen und hat nun mit Igor Liahun von A&A Bau endlich einen ernsthaften Investor aus Roth gefunden, der das Gebäude sanieren und dort Wohnungen unterbringen möchte.

„Das Problem ist, dass es politisch geworden ist“

Dementsprechend genervt ist AWO-Chef Hartmut Hetzelein auch, dass nun plötzlich so viele Seiten beim Verkauf mitreden wollten. „Das Problem ist, dass das Thema nicht mehr auf der Sachebene behandelt wird, sondern politisch geworden ist“, sagt er am Freitag im Gespräch mit unserer Zeitung.

So hatte auch der Hilpoltsteiner Stadtrat, der rein formell nicht am Verkauf beteiligt ist, nach der jüngsten Präsentation im Gremium noch einige offene Fragen, die als Liste über die AWO an den Investor gingen. Einige Fragen fand Hetzelein „teils unverschämt“, etwa ob sich der Investor eine solche Sanierung leisten könne. Dies liege schließlich in der Verantwortung des Unternehmers. Wenn sich der Stadtrat sorge, dass eine Bauruine entstehen könne, könnte man entsprechende Rückkauf-Klauseln im Kaufvertrag unterbringen. Beantwortet hat Investor Igor Liahun die Fragen umgehend. Die Antwort liege seit Montag bei der Stadt, bestätigt er.

Stadtratsmitglied Felix Erbe hatte in der Stadtratssitzung gefragt, warum es plötzlich diese Eile beim Verkauf gebe: „Wenn nur ein Personalwechsel bei der AWO der Grund sein sollte, sage ich: Nein.“ Hetzelein ärgert sich darüber: „Wir versuchen seit 2012 das Krankenhaus zu verkaufen. Wir haben unzählige Gespräche geführt und Präsentationen gehalten. Von Eile kann man da nicht reden.“

Dass das Thema nun kurz vor knapp wieder von der Tagesordnung gefallen ist, findet er daher „sehr, sehr schade“ und er sei „enttäuscht“. Er habe vorab noch ein Gespräch mit Landrat Herbert Eckstein gehabt, in dem dieser signalisiert habe, dass er es sich noch überlegen müsse, ob das Thema noch vor Weihnachten besprochen werden solle.

Investor zeigt sich überrascht, bleibt aber interessiert

Da Hetzelein zum Jahresende als AWO-Chef ausscheide, wollte er das Thema seinen Nachfolgern eigentlich abgenommen haben. Nun sieht es aber nicht danach aus. Seines Wissens soll das Thema immerhin schon Mitte Januar erneut auf die Tagesordnung des Kreistags. Was bis dahin an den Fakten anders ist? Das weiß Hetzelein auch nicht zu beantworten. Gerade in Zeiten, in denen Kommunen sparen müssten, könne er sich ein solches Zaudern nicht erklären.

Er will nun den Sachverhalt, insbesondere das Mitspracherecht des Kreistags, auch juristisch prüfen lassen. „Der Vertrag liegt bereits beim Notar“, sagt er.

Investor Igor Liahun hatte zwar gehofft, dass das Thema noch vor Weihnachten behandelt wird und zeigt sich überrascht, will aber weiter abwarten: „Ich habe weiterhin Interesse und man muss sehen, was passiert.“

HK