Plädoyer für mehr Tarifverträge
Eisenbahnergewerkschaft kritisiert Schuldenbremse und sinkenden Tarifbindung

02.05.2024 | Stand 02.05.2024, 18:00 Uhr

Traditionell ehrt die EVG am 1. Mai auch ihre langjährigen Mitglieder. Foto: Schmitt

Mit der Ehrung langjähriger Mitglieder hat die Eisbahnergewerkschaft (EVG) im Kreis Schwabach-Roth-Weißenburg ihre Maifeier in Georgensgmünd verbunden. Dabei sind drei Männer aus dem Landkreis Roth für 70-jährige Treue zur Arbeitnehmerbewegung ausgezeichnet worden.

Josef Lappat aus Roth, Hermann Krämer aus Heideck und Erwin Tschöpa aus Rednitzthembach zeigen sich seit sieben Jahrzehnten solidarisch mit den Forderungen ihrer Gewerkschaft.

Diese standen im Mittelpunkt der ausgesprochen kämpferischen Mairede von Matthias Birkmann. Der Chef der EVG-Geschäftsstelle Nürnberg plädierte insbesondere für mehr Gerechtigkeit durch Tarifverträge, ein Tariftreuegesetz in Bayern und mehr Beteiligung der Reichen durch das Schließen von Steuerschlupflöchern. Zugleich trat er den Forderungen des Bundesfinanzministers Lindner (FDP) entgegen. „Mehr Überstunden und eine Abschaffung der Rente mit 63 wird es mit uns nicht geben“, sagte Birkmann.

Scharfe Kritik übte Birkmann an der Schuldenbremse. „Die Gewerkschaften sind überzeugt, dass die Schuldenbremse eine Zukunfts- und Wohlstandsbremse ist“, sagte Matthias Birkmann. „Wir brauchen Investitionen, die unser Land voranbringen“, so der EVG-Vertreter. Die Regierung müsse „Schluss machen mit Sparkurs und Sozialabbau“.

„Unsere Ziele erreichen wir mit starken Tarifverträgen“

Ähnlich kritisch sah er die sinkende Tarifbindung in den Betrieben. 48 Prozent der Westdeutschen und 55 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten arbeiteten ohne Tarifvertrag, der nach Meinung Birkmanns immer Vorteile für beide Partner biete. „Unsere Ziele erreichen wir mit starken Tarifverträgen“, erklärte Birkmann, „und in Zeiten des Fachkräftemangels machen Tarifverträge die Unternehmen attraktiver für neue Beschäftigte“, fügte er hinzu. Immerhin seien in Deutschland seit 1949 fast eine halbe Million Tarifverträge geschlossen worden.

Matthias Birkmann appellierte außerdem an die Eisenbahner aus Schwabach sowie den Landkreisen Roth und Weißenburg-Gunzenhausen, am Sonntag, 9. Juni, zur Europawahl zu gehen und eine demokratische Partei zu wählen. „Wer AfD wählt, wählt Arbeitnehmerrechte ab, denn sie will den Sozialstaat beschneiden und Steuergeschenke an die Reichen verteilen“, warnte Birkmann vor Stimmen für die Rechtsausleger. „Wir brauchen ein starkes EU-Parlament, das neoliberale Kräfte in die Schranken weist“, sagte Birkmann.

EVG-Vorsitzender Marius Bolesta kritisierte die regionalen Bürgerinitiativen, die gegen das ICE-Unterhaltungswerk im Raum Nürnberg gekämpft haben. „Jetzt, da sie erfahren, dass die Autobahn bei Fischbach achtspurig ausgebaut und 22 Hektar Reichswald gerodet werden soll, verlangen sie eine Verkehrswende hin zur Bahn“, so Bolesta. „Das ist zynisch“, kommentierte er.

Keine konsequente Verkehrswende

Landrat Ben Schwarz (SPD) ging ebenfalls auf die Verkehrswende ein. „Der Anteil der Pkw-Mobilität am Gesamtenergieverbrauch beträgt hier knapp 30 Prozent“, rechnete Schwarz vor. „In Berlin aber wird nicht konsequent die Verkehrswende eingeleitet, sondern ein fatales Klimaschutzgesetz verabschiedet, das den Autoverkehr bevorzugt“, sagte Schwarz, der Investitionen in das Schienennetz und den Ausbau des ÖPNV forderte.

Geehrt wurden für 75 Jahre: Horst Köberlein aus Pleinfeld. 65 Jahre: Hermann Wachter aus Ellingen und Franz Szakadics aus Büchenbach. 60 Jahre: Baldur Kaidel und Karl Wach-ter aus Ellingen und Hans Schebitz, Pleinfeld. 50 Jahre: Ernst Fürsich aus Heideck, Johann Graf, Siegfried Kascher, Karin Mühling, Franz Neugebauer, Werner Roth, Anton Schernbacher und Doris Schneider aus Pleinfeld, Hermann Heubeck aus Rohr, Werner Hiemer aus Hilpoltstein, Reinhard Huber, Hans-Peter Meyer, Karl-Heinz Miehling und Adolf Wunder aus Roth, Walter Jung und Hannelore Senns aus Schwabach, Brigitte Maute aus Georgensgmünd, Erwin Obernhuber aus Spalt, Karl-Heinz Oswald aus Röttenbach, Klaus Pöschl aus Weißenburg und Heinz Riedl aus Rednitzhembach. 40 Jahre: Thomas Hendorfer aus Allersberg. 25 Jahre: Susan Kunze aus Allersberg, Simone Parsil aus Roth und Peter Schulz aus Weißenburg.

HK