Greding
Eine Amtszeit für die Geschichtsbücher

Die Langzeit-Schwarzachkönigin Paula Sedlmeier aus Esselberg tritt nach drei Jahren ab

13.07.2022 | Stand 13.07.2022, 12:49 Uhr

Die scheidende Gredinger Schwarzachkönigin Paula Sedlmeier präsentiert im heimischen Garten ihre beiden Schärpen: Die linke aus der relativ „normalen“ ersten Amtszeit ist übersät mit Stickern von zahlreichen anderen Festköniginnen, bei denen sie zu Gast war. Die rechte, völlig leer, stammt aus dem Corona-Jahr 2021. Eine dritte Schärpe für die Saison 2021/2022 gab es erst gar nicht. Foto: Auer

Frau Sedlmeier, 2019, vor unfassbaren drei Jahren, sind sie mit damals 18 Jahren zur Gredinger Schwarzachkönigin gekürt worden. Jetzt sind Sie 21 – und erst nun geht Ihre Regentschaft zu Ende. Sie sind es immer noch.

Paula Sedlmeier: Jetzt bin ich’s immer noch...

Im Juli 2019 haben Sie das Gredinger Volksfest unter Normalbedingungen als Schwarzachkönigin miterlebt. Wie hat es Ihnen damals gefallen?

Sedlmeier: Sehr gut! Das kann man sich heute alles gar nicht mehr so vorstellen, das ist schon so lange her. Das hat wirklich super viel Spaß gemacht, auf der Bühne und so...

Ein Traum? Der rückblickend fast ein bisschen unwirklich wirkt, nach den beiden Corona-Jahren?

Sedlmeier: Auf jeden Fall! Zumal ich jetzt wegen Uni-Prüfungen leider beim Volksfest nicht so richtig mitmachen kann, jedenfalls nicht so, wie es vor zwei Jahren nach der normalen Amtsübergabe gewesen wäre. Normal hätte ich abgedankt, als ich gerade mein Abitur fertig hatte. Aber jetzt bin ich schon mitten im Studium – Lehramt für Realschule mit den Fächern Englisch und Französisch.

Sie mögen Fremdsprachen. Hat Ihnen das in Ihrem Amt als Königin geholfen?

Sedlmeier: Englisch denke ich schon. Umgekehrt hilft das Amt aber auch für die Universität: Ich merke, dass man bei den häufigen Präsentationen im Studium ein bisschen souveräner wird, wenn man gelernt hat, vor Publikum zu sprechen. Man kommt durch das Amt mit so vielen Leuten ins Gespräch, da wird man automatisch offener.



Und für Ihren späteren Beruf als Lehrerin dürfte das auch nützlich sein?


Sedlmeier: Ich unterrichte nebenbei schon ein bisschen an der Realschule in Berching, gebe Förderunterricht am Nachmittag. Da hat mir das Königinnenamt viel geholfen, dass ich besser vor der Klasse stehen kann.



Ihnen fällt der öffentliche Auftritt leicht?


Sedlmeier: Ich habe am Anfang gedacht, dass es schwieriger ist. Aber schon ab der ersten Bierprobe habe ich gar kein Problem mehr damit gehabt. Es hat von Anfang an Spaß gemacht, auf der Bühne etwas zu sagen.

Sie konnten es also auch genießen?

Sedlmeier: Auf jeden Fall. Ich habe auch jetzt mit der Rede, die ich morgen am Donnerstag zu meinem Abschied halte, gar kein Problem, ich freue mich eher darauf, was zu erzählen.

Haben Sie die Rede schon geschrieben?

Sedlmeier: Ich möchte das gerne spontan machen, ohne was aufzuschreiben. Ich habe mir aber schon überlegt, welche Erlebnisse ich gerne erzählen und bei wem ich mich bedanken möchte.

Da kommt die künftige Lehrerin durch...

Sedlmeier: Ich hab da wirklich kein Problem. Ich habe Spaß.

Das ist wahrscheinlich auch, was Sie Ihrer Nachfolgerin raten? Bleib ganz du selbst, fürchte dich nicht...

Sedlmeier: Genau. Man sollte einfach nicht verstellt sein, nicht versuchen, alles immer perfekt zu sagen oder zu machen. Als Königin auf der Bühne ist man so in dem Ganzen drin, dass man gar keine Angst haben muss. Man muss sich einfach vorher ein bisschen was überlegen – und dann läuft das von selbst.

Kennen Sie Ihre Nachfolgerin denn schon?

Sedlmeier: Vor zwei Wochen haben wir uns im Rathaus getroffen, da ist es mir mitgeteilt worden.

Und? Sind Sie mit der Nachfolgeregelung zufrieden?

Sedlmeier: Sehr. Das passt super! Wir haben uns vorher schon gekannt, das darf ich sagen. Aber es war für mich im Rathaus eine echte Überraschung.

Welche Tipps können Sie ihr sonst noch geben?

Sedlmeier: Was ich ihr gleich gesagt habe: Sie soll das Zusammensein mit den anderen Königinnen genießen. Das ist etwas, was man als Neue vorher gar nicht so mitbekommt. Man weiß, dass es Termine in Greding gibt – aber wir haben da diese Königinnen-Kreise, das ist eine Riesengruppe an Königinnen, „Queenies“ sagen wir immer. Da habe ich meiner Nachfolgerin geraten: Nimm so viele Termine mit wie’s geht! Lerne so viele Königinnen kennen wie möglich. Das ist am ganzen Amt mit am Schönsten gewesen. Man kann jede bei ihrem Fest besuchen, da sind die schönsten Freundschaften entstanden.

Welche Freundinnen haben sie da zum Beispiel gewonnen?

Sedlmeier: Es ist meistens so, dass die Schwarzachkönigin aus Greding und die Hopfenkönigin der Landjugend Haunstetten sich ganz gut verstehen. Das war mit mir und Nadine Meyer auch der Fall, oder auch mit der Limeskönigin von Kipfenberg, Kerstin Hausmann. Aber ich habe mich zum Beispiel auch mit der Kartoffelkönigin aus Schrobenhausen angefreundet.

Trifft man sich dann auch privat?

Sedlmeier: Wir haben uns zur Corona-Zeit schon mal getroffen, sind mal zusammen Essen gegangen. Aber vor Corona hat man sich jedes Wochenende getroffen.

Sie waren damals tatsächlich jedes Wochenende als Schwarzachkönigin unterwegs?

Sedlmeier: Am Anfang schon. Zumindest im August, im September und die erste Hälfte vom Oktober 2019. Da ist man auf Volksfesten unterwegs, manchmal sogar zwei an einem Wochenende.

Haben diese Feste dann alle Königinnen-Treffen, oder ist das mehr inoffiziell?

Sedlmeier: Das sind offizielle Königinnen-Treffen. Mal kleinere, mal größere. Das gibt es mittlerweile überall. Manche machen nur abends Programm mit den Königinnen, manche organisieren ein ganzes Tagesprogramm.



Den ganzen Tag?


Sedlmeier: Ja. Ein ganz schönes Treffen, bei dem man den ganzen Tag zusammen verbringt, ist zum Beispiel in Kelheim. Da fährt man mit dem Schiff nach Weltenburg. Brauereiführungen sind auch immer mit dabei oder ein Besuch der Sommerrodelbahn in Riedenburg.

Wie viele Königinnen sind da zum Beispiel auf so einem Donauschiff in Weltenburg?

Sedlmeier: Meistens waren es so an die 30 Königinnen – und von denen haben manche bis zu vier Begleitpersonen dabei gehabt.



Und wer hat Sie begleitet?


Sedlmeier: Fast immer mein Freund Stefan. Der war am Anfang ganz überrascht, was man da alles erlebt.

Hat er es genießen können? Der Fokus liegt schließlich auf der Königin...

Sedlmeier: Die meisten Königinnen hatten ihren Freund dabei – und dann haben die sich alle untereinander wieder sehr gut angefreundet. Denen hat das auch immer sehr gut gefallen, die hatten auch ihren Spaß

Was war ihre weiteste Reise als Schwarzachkönigin?

Sedlmeier: In Südtirol, in Natz-Schabs. Da sind zwei verschiedene Feste: das Apfelfest im Oktober und im Mai das Apfelblütenfest. Da ist man jeweils das ganze Wochenende und das ist wunderschön. Es kommen Königinnen aus ganz Deutschland, Österreich und Südtirol dabei, das sind schon an die 50 – und das in so einem kleinen Ort.

Die Grüne Woche in Berlin ist ein Pflichttermin für Königinnen. Das war damals im Januar 2020, also in Ihrer regulären Amtszeit – aber kurz danach kam Corona.

Sedlmeier: Die Grüne Woche 2020 war tatsächlich der allerletzte Auftritt vor Corona. Erst jetzt, in den vergangenen Wochen, gab’s wieder Termine.



Aber damals, im Februar 2020, wurde alles auf Null gestellt. Und Sie bekamen unerwartet eine zweite Amtszeit als Schwarzachkönigin – und eine zweite Schärpe. Konnten Sie sich damals darüber überhaupt freuen?


Sedlmeier: Irgendwo war schon Freude dabei, dass man das noch länger machen kann – weil es die Hoffnung gab, dass ich viele Feste noch nachholen kann. Ich habe mich damals dann schon gefreut, dass ich zwei Jahre im Amt sein konnte...

... und dann wurden es letztlich sogar drei Jahre. Wie ging das dann mit der dritten Amtszeit?

Sedlmeier: Vor der zweiten Amtszeit sind überall die Königinnen ganz offiziell gefragt worden, ob sie noch weitermachen möchten, bekamen so wie ich eine neue, zweite Schärpe – aber nach dem zweiten Jahr wurde nicht mehr großartig gefragt. Es war einfach klar, dass das so bleibt, bis es wieder ein Volksfest gibt.

Drei Amtsjahre, das ist sicher einmalig in der Gredinger Volksfestgeschichte?

Sedlmeier: Ja, das haben mir schon so viele gesagt: „Das hat’s ja noch nie gegeben!“

Immerhin konnten Sie in den vergangenen Wochen und Monaten nochmal als Schwarzachkönigin repräsentieren? Was waren das für Termine?

Sedlmeier: Der Auftakt für mich war Ende April das Frühlingsfest in Südtirol, also zweieinhalb Jahre nach dem Herbstfest. Und dann hatten wir ein Königinnentreffen, organisiert von den Freien Wählern, bei Volker Heißmann in Fürth. Da waren wir, 30, 40 Königinnen, in der Komödie Fürth. Es gab eine Diskussion auf der Bühne unter anderem, wie man als Königin Corona überstanden hat. Das war auch noch eins meiner Highlights.

Und sonst? Die Festsaison ist jetzt wieder in vollem Gange?

Sedlmeier: Jetzt wären tatsächlich schon wieder ganz viele Veranstaltungen, gerade danken ganz viele Königinnen, meine Freundinnen, ab. Ich hätte zum Beispiel letztes Wochenende ganz viele Einladungen gehabt – aber wegen der Uni schaffe ich es leider nicht mehr.

Aber zuvor haben Sie viele Erfahrungen gemacht fürs ganze Leben?

Sedlmeier: Das kann man gar nicht beschreiben, was man da für Möglichkeiten bekommen hat. Wirklich eine Erfahrung! In Südtirol gab es zum Beispiel sogar eine „Autogramm-Meile“, wo sich die Leute Autogramme von den Königinnen abholen konnten und Fragen stellen konnten.

Welche Fragen haben denn, mit Verlaub, die Leute an die Schwarzachkönigin?

Sedlmeier: Ganz einfach, wo man herkommt. „Ah, da ist doch das Altmühltal, was kann man denn da so machen?“

Sie sind dann also wirklich die Botschafterin von Greding?

Sedlmeier: Schon irgendwie. Aber es geht nicht drum, Werbung zu machen oder gar Prospekte zu verteilen. Die meisten Menschen wollen einfach nur ins Gespräch kommen.

HK

Die Fragen stellteRichard Auer

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