Stadtrat billigt Flotte
E-Scooter erobern Roth - doch es gibt auch Zweifel am Nutzen

02.09.2022 | Stand 22.09.2023, 6:09 Uhr

Vor der Sitzung haben die Stadtratsmitglieder die e-Scooter getestet. Jutta Scheffler (li.) und Natascha Spörle von Bolt. Foto: Schmitt

Von Robert Schmitt

Ab Mitte September werden in Roth und seinen Ortsteilen 150 E-Scooter für alternative Mobilität zur Verfügung stehen. Das hat der Stadtrat gegen eine Stimme am Dienstag beschlossen.



Die Stadtverwaltung wird dazu einen Kooperationsvertrag mit der Firma „Bolt“ schließen. Das Estnische Unternehmen betreibt bereits in Nürnberg und Schwabach mit Erfolg Rollerflotten. Der Stadt entstehen keine Kosten und bei gravierenden Schwierigkeiten lässt sich das Arrangement ohne Probleme innerhalb von zwei Wochen beenden.

Mit dem Beschluss erfüllt der Stadtrat einen Wunsch, der in der Zukunftswerkstatt für Jugendliche entstanden ist. Daran übte im Stadtrat niemand Kritik. Dennoch zweifelten die Grünen und Robert Gattenlöhner am Nutzen der Elektro-Roller. „Es ist teueres Spielzeug“, wurde Gattenlöhner besonders deutlich. „Für den Klimaschutz bringen sie nichts, sie sind nicht nachhaltig und es sind hauptsächlich Freizeitfahrten“, ergänzte Jutta Scheffler (Grüne). Ihr Fraktionskollege Joachim Holz hielt in Sachen „Umweltschutz“ andere Maßnahmen für dringlicher. „Wir brauchen endlich ein Mobilitätskonzept und den Bau sicherer Radwege, sonst hinterlassen wir den Jugendlichen ein schwieriges Erbe“, warnte Holz.

„Die Chancen überwiegen die Nachteile“

Martin Winkler (Die Partei) hielt die Einführung der e-Scooter vor allem mit Blick auf die Beteiligung der Jugendlichen für wichtig. „Sie fühlen sich ernst genommen und merken, sie können mitgestalten“, so Winkler. Sonja Möller (Freie Wähler) konnte aus der Zukunftswerkstatt mit den Jugendlichen berichten. „Es waren 30 von 2000 dort und vier haben die E-Scooter eingebracht“, sagte Möller.

„Die Chancen überwiegen die Nachteile“, erklärte CSU-Fraktionssprecher Daniel Matulla, „deshalb stimmen wir zu.“ Markus Würth (Freie Wähler) sah es ähnlich. „Wir sollten den Versuch wagen“, so Würth. Erster Bürgermeister Andreas Buckreus hatte sich vor der Sitzung mit seinem Schwabacher Amtskollegen Peter Reiß über Vor- und Nachteile eines solchen Systems ausgetauscht. „Wir sollten es wagen“, fasste Buckreus die Erkenntnisse daraus zusammen.

Fahr- und Abstellzonen geplant

Insbesondere will Roth wie Schwabach eigene Fahr- und Abstellzonen für die e-Scooter festlegen, um Behinderungen und daraus resultierenden Unmut zu verhindern. „In Schwabach sind die Beschwerden von Anfangs 26 auf fünf monatlich gesunken“, rechnete Mark Bartholl vor. Der Marketingeauftragte lobte insbesondere die Flexibilität des Systems. Sowohl die Zahl der Scooter als auch die verschiedenen Zonen ließen sich ohne Probleme an neue Erkenntnisse anpassen.

Zweifel an der Wirtschaftlichkeit des Scooter-Betriebs in Roth entkräftete Bolt-Sprecherin Natascha Spörle. „Wir haben uns noch nie aus einer Kommune zurückgezogen“, erklärte sie. Roth bilde eine Organisationseinheit mit Nürnberg und Schwabach, so dass die Zusatzkosten für das Unternehmen überschaubar blieben, so Spörle. Mit Blick auf die Kritik der Grünen erklärte Bartholl, das Bolt-Konzept umfasse für die Zukunft auch den vernetzten Einsatz von E-Bikes und Car-Sharing. „Dafür haben wir mit dem Vertrag dann schon einen Fuß in der Tür“, sagte Bartholl.

HK