LG Landkreis Roth
Dreisprung: Nationale Athleten mit schwerem Stand – Benedikt von Hardenberg ist Bayerns Lichtblick

06.03.2024 | Stand 06.03.2024, 19:00 Uhr

Scheinbar schwerelos: Benedikt von Hardenberg greift neue Weiten an. Foto: Imago images

Für Bayerns besten Dreispringer geht es nach Italien. Doch statt Dolce Vita, dem süßen Leben, steht für Benedikt von Hardenberg in Kürze hartes Training auf dem Programm. Der Athlet aus der Talentschmiede der LG Landkreis Roth bereitet sich auf die im Mai startende Freiluftsaison vor. Cesenatico in der Nähe von Rimini ist als „Trainings-Mekka“ bekannt. Hier gibt es Schwimmbecken, Fußballplätze, Kugelstoßringe – und Tartanbahnen sowie Sprunggruben für von Hardenberg.

Bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig hatte der aus dem Rother Ortsteil Belmbrach stammende Athlet vor knapp drei Wochen mit 15,12 Metern seine persönliche Hallen-Bestweite im Dreisprung aufgestellt, holte für die LG Regensburg Platz fünf. Die Weite sei „für ihn persönlich sehr viel wert“, ordnet jemand ein, der es wissen muss: Christian Hoffmann, Sprung-Teamleiter beim Bayerischen Leichtathletik-Verband (BLV).

Von Hardenberg gehöre „zur erweiterten nationalen Spitze“, sagt Hoffmann. Dorthin aber, wohin der mehrfache Deutsche Meister Max Heß springe: „Das wäre utopisch und das weiß er auch. Wir bauen keine Luftschlösser. Zu unterschiedlich sind schon die individuellen Leistungsvoraussetzungen im Bereich der Schnelligkeit, aber beide haben gleichsam Leidenschaft und Beharrlichkeit.“ Es ist ein unangenehmer Dreisatz im Dreisprung: In Bayern ist von Hardenberg allein auf weiter Flur, also mit Abstand der Beste. National besteht aber eine riesige Lücke zu Heß. Und der springt wiederum international hinterher.

Dreisprung in Deutschland? „Fehlt in der Masse an Springern, die die nötige Geschwindigkeit mitbringen.“

Bei der Leichtathletik-WM letzten Jahres in Budapest gewann Hugues Fabrice Zango (Burkina Faso) mit 17,64 Metern. Deutschlands Top-Mann Heß schaffte es mit 16,48 Metern nicht ins Finale. In Leipzig sprang Heß plötzlich auf 17,03 Meter, bei der Hallen-WM in Glasgow vor einer Woche verpasste er dann mit 16,66 Metern das Finale wieder. Deutschland ist keine Dreisprung-Nation – das zeigt auch ein Blick in die Annalen: Die einzige Olympia-Medaille in der Disziplin holte Jörg Drehmel, der 1972 in München Silber für die DDR gewann.Woran liegt es, dass die Weltspitze so weit entfernt ist?

„Diese Frage stellen wir uns auch immer wieder“, gibt Hoffmann zu. „Auf jeden Fall fehlt es uns in der Masse an Springern, die die nötige Geschwindigkeit mitbringen. Schnelle Leichtathleten spezialisieren sich bei uns meistens früh auf den Sprint.“

Der Sprintbereich spiele – neben dem Kraft- und dem Disziplintraining eine große Rolle beim Dreisprung, erläutert Hoffmann. Von Hardenberg hat nachgearbeitet, in letzter Zeit viel investiert, um noch schneller zu werden. Auf Eigeninitiative machte er Sprinttraining am BLV-Stützpunkt Fürth, für eine höhere Geschwindigkeit im Anlauf.

Mit dem fünften Platz bei der Deutschen Meisterschaft hat sich das Training ausgezahlt. Der zweitplatzierte Steven Freund sprang mit 15,42 Metern „nur“ 30 Zentimeter weiter. Und diese Weite kann von Hardenberg noch knacken, glaubt BLV-Trainer Hoffmann: „Ich traue ihm zu, die 15,50 Meter anzugreifen, vielleicht in Richtung 16 Meter zu gehen.“

adb/HK